Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission, hat jüngst Überlegungen vorgestellt, wie die zeitnahe Einbeziehung unabhängiger und umfassender wissenschaftlicher Expertise in Entscheidungsprozesse gewährleistet werden soll. Damit hat sich Juncker zur Notwendigkeit externer wissenschaftlicher Beratung bekannt. Der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland begrüßt die Planungen und erwartet deren rasche Umsetzung. Gerade angesichts der drängenden gesellschaftlichen Herausforderungen und der Reichweite der Kommissionsentscheidungen ist eine auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende politische Entscheidungsfindung unabdingbar.
Die Pläne sehen vor, bis zum Herbst 2015 eine „High-Level Group“ unabhängiger Wissenschaftler einzurichten, die die Interaktion der EU-Kommission mit der wissenschaftlichen Gemeinschaft verbessern soll. Dabei sollen Unabhängigkeit, wissenschaftliche Integrität und Transparenz sicher gestellt werden. Darüber hinaus soll die Gruppe die Beziehungen zu den wissenschaftlichen Beratungsgremien auf nationaler Ebene wie etwa Akademien und Fachgesellschaften sowie zu bereits existierenden spezialisierten Beratungsgremien der EU-Kommission ausbauen und gestalten. Die Einführung der vorgestellten Maßnahmen wird das bestehende Vakuum wissenschaftlicher Beratung beenden, das durch die Entscheidung Junckers entstanden ist, die bestehende Funktion des „Chief Scientific Adviser“ seines Vorgängers mit Beginn seiner eigenen Amtszeit auszusetzen.
„Wir sind sehr froh, dass der EU-Präsident nun offensichtlich doch die Notwendigkeit und den Wert wissenschaftlicher Beratung erkannt hat“, betont Prof. Dr. Bernd Müller-Röber, Präsident des VBIO. „Die Vorstellung, dass die EU-Kommission sehr weitreichende Entscheidungen trifft, ohne sich dabei wissenschaftlicher Expertise zu vergewissern, war für viele Wissenschaftler nur schwer nachvollziehbar“. Der VBIO hofft nun auf eine schnelle Umsetzung und auf eine kluge und transparente Auswahl der für die „High Level Group“ vorgesehenen Experten.
Der VBIO hatte bereits im Sommer letzten Jahres gemeinsam mit anderen europäischen Organisationen in einem Brief an Juncker gefordert, auch zukünftig die unabhängige wissenschaftliche Beratung der EU-Kommission zu allen Aspekten von Wissenschaft, Technologie und Innovationen sicher zu stellen.
Dies betont auch Dr. Mark Downs, Geschäftsführer der britischen Society of Biology, dem Kooperationspartner des VBIO: “Die Einbeziehung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse ist ein essentieller Bestandteil in der Vorbereitung gut fundierter, evidenzbasierter politischer Entscheidungen. Sicherzustellen, dass das Wissen der nationalen Akademien und Fachgesellschaften in diesen geplanten Prozess einfließt, wird dabei absolut entscheidend sein“, so Downs weiter.
Kontakt
Dr. Kerstin Elbing
Ressort Wissenschaft & Gesellschaft
Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland
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