China gehört längst zu den wichtigsten Forschungsnationen. In absoluten Zahlen lagen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung 2013 bei 336 Milliarden US-Dollar, direkt hinter den USA. Deutschland wendete im gleichen Zeitraum 101 Milliarden US-Dollar auf. In den Ingenieurwissenschaften, der Chemie und der Materialforschung arbeiten chinesische Wissenschaftsorganisationen bereits auf Weltniveau – und damit in Bereichen, in denen auch Deutschland besondere Stärken aufweist.
Angesichts der zunehmenden und komplexer werdenden Kooperationen zwischen deutschen und chinesischen Wissenschaftlern aus den verschiedensten Bereichen, hat Bundesforschungsministerin Wanka nun eine China-Strategie für die Zusammenarbeit in Forschung und Wissenschaft vorgelegt.
"Wir wollen mit China einen Weg der strategischen Kooperation beschreiten, der nicht abhängig ist von Zufälligkeiten und Gelegenheiten. Wir wollen einen Weg gemeinsam mit China einschlagen, der von Vertrauen und Verlässlichkeit geprägt ist", sagte Bundesforschungsministerin Wanka zur Vorstellung der Strategie während des China-Tages im BMBF.
Im Mittelpunkt der Strategie stehen grundlegende Themen wie die Schaffung einer breiteren China-Kompetenz in Deutschland, die vielen Forschenden noch fehlt: längere Forschungsaufenthalte in China und mehr Wissen zu chinesischer Arbeitskultur und Sprache sollen belastbare Beziehungen entstehen lassen. Dafür braucht es auch verbesserte Rahmenbedingungen der Kooperation, beispielsweise zum Wissensaustausch und zu Fragen nach geistigen Eigentumsrechten und zum Technologietransfer.
Aus deutscher Sicht besonders interessant ist die Kooperation in den Umwelttechnologien, oder einzelnen Schlüsseltechnologien wie Elektromobilität oder Photonik. China legt derzeit große Umweltprogramme zur Sanierung seiner Trinkwasserreservoirs und Böden auf. In diesem Bereich besteht seit Jahren eine gefestigte Kooperation. Seit 2011 besteht die deutsch-chinesische Innovationsplattform Elektromobilität, um die Entwicklung und Markteinführung neuer Technologien gemeinsam voran zu bringen. Auf dem Gebiet der Photonik liegt der Schwerpunkt der Zusammenarbeit bei der LED-Beleuchtung. Beide Länder sind an der industriellen Entwicklung dieser Technologie interessiert, weil es sich um einen internationalen Zukunftsmarkt handelt und LED-Leuchten einen wichtigen Beitrag leisten, um die Ziele beider Regierungen zu mehr Energieeffizienz zu erreichen.
Die Entwicklung Chinas hin zu einer Innovationsnation eröffnet beiden Seiten die Chance, Wissen und Technologien gemeinsam weiterzuentwickeln, Innovationspartnerschaften zu etablieren und die großen gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit mit vereinten Kräften anzugehen.
Die deutsch-chinesische Zusammenarbeit hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Derzeit existieren über 1.100 Hochschulkooperationen. Auch die deutschen Wissenschaftseinrichtungen wie die Max-Planck-Gesellschaft oder die Helmholtz-Zentren arbeiten eng mit chinesischen Partnern zusammen und haben eigene Repräsentanzen oder Institute in China eröffnet. Auf politischer Ebene hat sich die Kooperation beider Länder insbesondere seit dem Beginn der Deutsch-Chinesischen Regierungskonsultationen im Jahr 2011 intensiviert. Das BMBF hat mit seinen chinesischen Partnerministerien seitdem dreizehn Gemeinsame Absichtserklärungen zu unterschiedlichen Forschungsthemen und zur Hochschul- und Berufsbildungszusammenarbeit unterzeichnet.
Auf Einladung des Bundesforschungsministeriums trugen Experten aus Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft zur Erarbeitung der Strategie bei. Sie bildet nun den Rahmen für die Zusammenarbeit mit China in Forschung, Wissenschaft und Bildung bis zum Jahr 2020. Damit trägt sie auch zur Umsetzung der umfassenden strategischen Partnerschaft zwischen Deutschland und China bei, die Staatspräsident Xi Jinping und Bundeskanzlerin Merkel im März 2014 beschlossen haben.
Zum Nachlesen
In einem Gastbeitrag für die Rheinische Post erläutert Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, warum Deutschland mit China kooperieren muss.
Zum Nachhören
In einem Interview mit dem Deutschlandradio beantwortet Dr. Georg Schütte, Staatssekretär im BMBF, Fragen zur China-Strategie.