Die Bundesregierung berichtet alle zwei Jahre im „Bericht zur internationalen Kooperation in Bildung, Wissenschaft und Forschung“ über die Entwicklung der europäischen und internationalen Zusammenarbeit in diesen Bereichen. Damit folgt die Bundesregierung dem Beschluss des Deutschen Bundestages vom 26. März 2015. Der erste Bericht wurde 2017 veröffentlicht.
Der nun vorliegende dritte Bericht deckt den Berichtszeitraum von 2019 bis 2020 ab und widmet sich im Schwerpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im Jahr 2020, die im Zeichen der Corona-Pandemie stattfand. Neben den Themen rund um die Pandemiebekämpfung und Widerstandsfähigkeit lag der Fokus auf der Neuausrichtung des Europäischen Forschungsraums, wie zum Beispiel zu Grünem Wasserstoff, der Digitalisierung in allen Bildungsbereichen, der Flexibilisierung von Ausbildungssystemen und den Verhandlungen europäischer Bildungs- und Forschungsprogramme 2021-2027 („Horizont Europa“, „Erasmus+“).
Standardmäßig informiert der Bericht über den Stand der Umsetzung der deutschen Strategie zum Europäischen Forschungsraum sowie über die deutsche Beteiligung am europäischen Rahmenprogramm für Forschung und Innovation und am EU-Programm für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport „Erasmus+“.
Auch die bilateralen Kooperationsaktivitäten mit einzelnen europäischen Ländern, ausgewählten Industriestaaten, den BRICS-Staaten und Schwellen- und Entwicklungsländern werden dargestellt. Den strategischen Rahmen setzt die im Februar 2017 beschlossene „Strategie der Bundesregierung zur Internationalisierung von Bildung, Wissenschaft und Forschung“.
Das europäische Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, ‚Horizont 2020‘, hat sich in seiner siebenjährigen Laufzeit als wesentlicher Bestandteil der Projektförderung deutscher Forschungseinrichtungen und Hochschulen etabliert. Während der Laufzeit des Programms, zwischen Januar 2014 und Dezember 2020, erhielten deutsche Einrichtungen rund 9,2 Milliarden Euro an europäischen Zuwendungen. Der Anteil der deutschen Beteiligungen an europäischen Projekten lag im Juni 2020 bei 13,3 Prozent, der deutsche Anteil an den Zuwendungen durch ‚Horizont 2020‘ betrug sogar 16,4 Prozent. Damit liegt Deutschland bei den eingeworbenen Zuwendungen an der Spitze aller beteiligten Staaten. Das stellt die hohe Qualität der deutschen Forschungslandschaft eindrücklich unter Beweis.
Der aktuelle Bericht zeigt, dass neben Wissenschaft und Forschung auch bildungspolitische Themen zunehmend an Gewicht gewinnen. Mit dem Programm AusbildungWeltweit fördert das BMBF seit dem Jahr 2017 Auslandsaufenthalte von Auszubildenden, Ausbilderinnen und Ausbildern im Rahmen der Berufsbildung. Während das EU-Programm Erasmus+ Lernaufenthalte innerhalb Europas fördert, schließt das BMBF mit AusbildungWeltweit eine wichtige Förderlücke für Auslandspraktika rund um den Globus. Im Jahr 2019 wurden über 600 Aufenthalte gefördert (zum Vergleich: 344 bewilligte Aufenthalte im Jahr 2018). Im Jahr 2020 ist eine neue Förderrichtlinie für AusbildungWeltweit in Kraft getreten. Seither gelten erweiterte Förderchancen, sodass neben Ausbildungsbetrieben und Kammern auch Berufsschulen sowie weitere Ausbildungsstätten antragsberechtigt sind.
Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung:
„Internationale Zusammenarbeit legt den Grundstein für erfolgreiche Forschung. So haben es weltweite Vernetzung und Austausch Forscherinnen und Forschern ermöglicht, in höchster Geschwindigkeit Impfstoffe zu entwickeln, um die Corona-Pandemie einzudämmen. Auch auf andere globale Herausforderungen, allen voran den Klimawandel, kann die Forschung nur durch internationale Zusammenarbeit tragfähige Antworten finden. Der aktuelle Bericht der Bundesregierung zur internationalen Kooperation in Bildung, Wissenschaft und Forschung zeigt, dass die deutsche Forschungs- und Bildungslandschaft international hervorragend vernetzt ist. Diese Vernetzung hat für die Bundesregierung eine hohe Priorität. Allein im Jahr 2020 haben wir aus dem Haushalt des Bundesforschungsministeriums rund 1,3 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft fand 2020 in einer für Europa äußerst herausfordernden Lage statt. Unser Ziel als Ratspräsidentschaft war es, gemeinsam die Pandemie und ihre Folgen einzudämmen und die EU gestärkt aus dieser Krise zu führen. Als besonderen Erfolg werte ich unter anderem die Initiative zum Grünen Wasserstoff, mit der wir den Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft in ganz Europa vorantreiben. Mit der ‚Osnabrücker Erklärung‘ haben wir vereinbart, auch die berufliche Bildung stärker auf den digitalen und ökologischen Wandel auszurichten sowie die Auslandsaufenthalte in der beruflichen Bildung zu erhöhen. Bei aller Bereitschaft zur Kooperation auch im außereuropäischen Kontext müssen wir für unsere Interessen, Prinzipien und Werte einstehen. Dies ist im sich verschärfenden Wettbewerb mehr denn je notwendig. In der Ratspräsidentschaft haben wir das mit der ‚Bonner Erklärung zur Forschungsfreiheit‘ deutlich gemacht.“