Alleine in Nordchina dürften 60-80 Millionen Wohnungen energetisch sanierungsbedürftig sein. Trotz hohen Energieverbrauchs betragen die Innenraumtemperaturen im Norden Chinas im Winter so teilweise nur 12-13 Grad Celsius. Durch den gestiegenen Wohlstand schaffen sich viele Bewohner daher zusätzliche elektrisch betriebene Heizungen an, was den Energieverbrauch noch weiter in die Höhe treibt und immer wieder zum Zusammenbruch der Stromversorgung führt. In den südlicheren Regionen Chinas beginnend mit Shanghai wird traditionell gar nicht geheizt, obwohl die Durchschnittstemperaturen im Winter bei nur circa 5 Grad Celsius bei gleichzeitig hoher Luftfeuchtigkeit liegen. Auch hier führt der gestiegene Wohlstand dazu, dass die eigentlich in erster Linie zur Kühlung dienenden Klimaanlagen zum Heizen verwendet werden, was aufgrund der schlecht oder gar nicht gedämmten und undichten Gebäude ebenfalls zu einem starken Anstieg des Gebäudenenergieverbrauchs führt.
Im Rahmen des 11. Fünfjahresplans (bis Ende 2010) stellte die Regierung Überlegungen an, bis zu 25% des Gebäudebestandes in großen und bis zu 10% in kleinen Städten energetisch zu sanieren. Davon kann heute keine Rede sein. Auch ob das vom Ministry of Housing and Urban-Rural Development (MOHURD) angepeilte Ziel, bis 2010 im Norden Chinas ca. 150 Millionen Quadratmeter energetisch zu sanieren, erreicht wurde, ist fraglich. Angeblich wurden zwar bis Ende 2008 bereits 40 Millionen Quadratmeter als saniert gemeldet, aber wie immer in China müssen solche Angaben mit Vorsicht bewertet werden. Nach wie vor fehlt es nämlich an einer genauen Definition und Überprüfung der Sanierungsmaßnahmen. Wie einem Bericht der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) zu entnehmen ist, kann es etwa vorkommen, dass durch den Einbau eines einzigen Wärmezählers in einem Gebäude mit 10.000 Quadratmetern für die Statistik 10.000 zusätzliche Quadratmeter energetisch saniert wurden. Es ist daher anzunehmen, dass bei genauer Betrachtung bis Ende 2010 deutlich weniger als 150 Millionen Quadratmeter saniert wurden. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang das von der GTZ in Kooperation mit dem MOHURD durchgeführte Modellprojekt EEEB (“Energy Efficiency in Existing Buildings”), durch welches in den letzten fünf Jahren mehrere erfolgreiche Pilotprojekte in Tangshan, Beijing und Urumqi realisiert wurden.
Seit Ende 2007 vergibt das Ministry of Commerce Fördergelder für energetische Sanierungen in Nordchina. Diese Förderungen betragen pro Quadratmeter sanierte Geschossfläche 55 RMB in der sehr kalten und 45 RMB in der kalten Zone Nordchinas. Daneben gibt es zusätzliche Fördermaßnahmen in mehreren Städten und Provinzen. Seit 2010 können zum Beispiel für energetische Sanierungen in Shanghai in Abhängigkeit von gewissen Kriterien wie energetischem Standard (mindestens 50% Energieeinsparung), Geschossfläche und Funktion Fördergelder von 50-100 RMB/m2 beantragt werden. Aus europäischer Sicht allerdings sind diese Beträge selbst bei den niedrigen Arbeitskosten in China deutlich zu gering, um ein minimales Qualitätsniveau zu erreichen. Dies wurde erst kürzlich auf makabere Art und Weise durch den Hochhausbrand in Shanghai vor Augen geführt, bei dem fast 60 Menschen ums Leben kamen. Nach bisherigen Erkenntnissen dürfte die Hauptursache für den Brand die Wahl von minderwertigen Materialien für die Außenwanddämmung gewesen sein.