Erstmals in seiner Geschichte lud der DAAD seine 242 Mitgliedshochschulen und 105 Mitgliedsstudierendenschaften nicht in die Bonner Zentrale, sondern zu einem virtuellen Treffen ein. Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf den weltweiten akademischen Austausch und die Arbeit des DAAD waren entsprechend zentrales Thema auf der Mitgliederversammlung. DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee sagte:
„Die Pandemie stellt für alle, die sich für akademischen Austausch und wissenschaftliche Kooperation engagieren, die massivste denkbare Einschränkung dar.“
Der weltweite Lockdown habe im Frühjahr und Sommer 2020 gezeigt, wie verletzlich die internationale Zusammenarbeit sei und wie schnell auch im 21. Jahrhundert Grenzen geschlossen und transnationale Kooperation gestoppt werden könnten. Herr Mukherjee sagte weiter:
„Doch die Corona-Pandemie ist Zäsur und Chance zugleich: Sie zeigt uns, dass eine weltweit eng vernetzte Wissenschaft unersetzlich ist, um die vielfältigen Herausforderungen in dem vor uns liegenden neuen Jahrzehnt zu lösen. Auch die Arbeiten an Medikamenten zur Behandlung von Covid-19 und Impfstoffen finden in zahlreichen internationalen Forschungsteams statt. In globalen Krisen müssen wir lernen, global zu denken und noch stärker weltweit zusammenarbeiten.“
Er sei daher äußerst erfreut, dass die DAAD-Mitgliedshochschulen auch in der Corona-Pandemie am akademischen Austausch festhielten und – unter anderem vom DAAD in neuen Programmen gefördert – umfänglich in den Ausbau der virtuellen, grenzüberschreitenden Zusammenarbeit investierten. Besonders lobte er die Betreuung der internationalen Studierenden in der Corona-Krise:
„Ihre Not hat uns betroffen gemacht und es ist ein Zeugnis für den tiefen Wunsch nach globalem Zusammenhalt, wenn Hochschulen, Studierendenschaften, Hochschulgruppen und Einzelpersonen sich umfänglich für ‚ihre‘ internationalen Studierenden einsetzen.“
Die finanziellen Hilfen der Bundesregierung und verschiedener Landesregierungen seien grundsätzlich gut und richtig gewesen. Der DAAD-Präsident schränkte jedoch ein:
„Wir hätten uns allerdings von Anfang an eine stärkere Zuschusskomponente bei den Hilfsmaßnahmen für Studierende in Not gewünscht.“
Auch die ersten längerfristigen Konsequenzen der Pandemie würden derzeit sichtbar, durchaus mit Chancen für deutsche Hochschulen und Deutschland als Wissenschaftsstandort. Dazu sagte der DAAD-Präsident:
„Deutschland und seine Hochschulen konnten in den vergangenen Monaten durch ein besonnenes, wissenschaftsaffines Pandemiemanagement international überzeugen, wie verschiedene Befragungen und Studien belegen. Dies ist eine gute Ausgangslage, um nach der Pandemie noch mehr talentierte junge Menschen von unserem Bildungssystem zu überzeugen und an unser Land zu binden.“
DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland verwies darauf, dass der DAAD durch schnelles und flexibles Handeln in enger Abstimmung mit seinen Geldgebern während in der Corona-Krise umfänglich dafür gesorgt habe, Stipendiatinnen und Stipendiaten sowohl vor Ort, wie auch bei einer Rückreise aus Corona-Risikogebieten zu unterstützen und gleichzeitig die Projektförderung des DAAD fortzusetzen. Sie führte weiter aus:
„Gesundheit und Sicherheit geförderter Studierender, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten in der ersten Phase der Pandemie absoluten Vorrang. Gleichzeitig haben wir uns für die nahe Zukunft gut aufgestellt und ermöglichen nun beispielsweise einen Onlinestart für Stipendiatinnen und Stipendiaten, wenn eine Ausreise in Länder außerhalb Europas nicht möglich ist.“
Auch der Ausbau der digitalen Internationalisierung konnte in der Corona-Pandemie umfänglich vorangetrieben werden: Zwei große Förderprogramme unterstützten nun den Aufbau digitaler Studienmodelle und die Digitalisierung kompletter international erfolgreicher Studiengänge. Hierzu sagte die DAAD-Generalsekretärin:
„Hier wollen wir gemeinsam mit den Hochschulen und Geldgebern dafür sorgen, dass sich digitale Hochschulbildung ‚Made in Germany‘ zukünftig noch stärker als bisher weltweit gut positionieren kann.“
DAAD-Förderbilanz nach Hochschulen und Bundesländern
Bereits im Vorfeld der Mitgliederversammlung hatte der DAAD seine Förderstatistik nach Mitgliedshochschulen und nach Bundesländern veröffentlicht. In der Statistik schneiden Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern besonders gut ab. So konnten für das vergangene Jahr DAAD-Ausgaben in Höhe von über 70 Millionen Euro Nordrhein-Westfalen zugeordnet werden, gefolgt von mehr als 56 Millionen Euro für Baden-Württemberg und fast 48 Millionen Euro für Bayern. Im Förderranking der Mitglieds-Hochschulen konnten der Gruppe der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) unter den Mitgliedern über 66 Millionen Euro Förderung zugeordnet werden, der Gruppe der Universitäten rund 265 Millionen Euro, davon 55 Millionen Euro für die Technischen Universitäten. Bei den Ausgaben für Internationalisierung pro Studierender konnten, wie bereits im letzten Jahr, insbesondere die Kunst- und Musikhochschulen punkten. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung besonders erfreulich: Fünf Hochschulen aus den ostdeutschen Bundesländern sind unter den Top Ten.
Ebenfalls auf der Mitgliederversammlung wurde der Jahresabschluss 2019 der Förderorganisation vorgestellt und der Vorstand von den Mitgliedern entlastet.
Zum Nachlesen
- DAAD (13.10.20): „Corona ist Zäsur und Chance zugleich“
- DAAD: Die Förderung nach DAAD-Mitgliedshochschulen
- DAAD: Die Förderung nach deutschen Bundesländern