Der Preis sei ein Zeichen für die langjährige und enge Verbundenheit der deutschen Wissenschaft mit Japan, unterstrich DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner angesichts der Katastrophe in Japan und ihrer unabsehbaren Folgen. Kleiner wörtlich: „Die DFG und ich ganz persönlich sind tief bestürzt über die unfassbare Natur- und Umweltkatastrophe. Wir bangen und hoffen mit unseren Kollegen und Freunden und mit allen Menschen in Japan. Wir sind zu jeder uns möglichen Hilfe bereit, wo immer sie gewünscht wird.“
Wie eng die Bande zwischen Deutschland und Japan sind, zeigen auch das Preisträgerpaar und seine Arbeit. Dabei beginnen die Parallelen zwischen den beiden mehrfach ausgezeichneten und international anerkannten Chemikern früh. Beide studierten in ihren Heimatländern Chemie: Gerhard Erker in Köln und Bochum, Kazuyuki Tatsumi in Osaka. Beide schlossen eine Postdoc-Phase in den USA an und etablierten sich anschließend als herausragende Wissenschaftler in der metallorganischen Chemie. Dabei arbeiten sie immer wieder auch an benachbarten Themen, die sich gerade in jüngerer Zeit besonders befruchten.
Die hohe fachwissenschaftliche Anerkennung zeigt sich auch in den wissenschaftlichen Ämtern der beiden Forscher. Erker, der an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster das Institut für Organische Chemie leitet, war Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und Mitglied sowohl des DFG-Senats als auch der Gemeinsamen Kommission der Exzellenzinitiative. Tatsumi, der seit 1994 einen Lehrstuhl für Chemie an der Universität Nagoya inne hat, war als Mitglied des Unterausschusses des japanischen Rates für Wissenschaft und Technologie tätig und ist derzeit Mitglied des Science Council of Japan und Vize-Präsident der Internationalen Union für Reine und Angewandte Chemie (IUPAC), deren Präsidentschaft er 2012 für ein Jahr übernehmen wird.
Das gemeinsam gegründete Internationale Graduiertenkolleg geht auf eine Absichtserklärung der DFG und JSPS aus dem Jahr 2005 zurück. Die Idee, im Rahmen vernetzter Projekte zu kooperieren, füllten Erker und Tatsumi mit Leben und unterstützen dabei auch die Etablierung der Japanese-German Graduate Externships der JSPS, die den DFG-Graduiertenkollegs gleichen. So gewann ihre Arbeit eine große Signalwirkung für japanisch-deutsche Kooperationen. Die Basis hierfür war vor allem das schnell entstehende Verständnis und wachsende Vertrauen zwischen den Partnern. Wie erfolgreich die wissenschaftliche Kooperation ist, zeigt auch die bewilligte Fortsetzung des Kollegs seitens der DFG.
Der Eugen und Ilse Seibold-Preis wird seit 1997 alle zwei Jahre von der DFG an einen japanischen und einen deutschen Wissenschaftler verliehen. Die Preise werden für besondere Leistungen auf allen Wissenschaftsgebieten vergeben, im Turnus wechselnd zwischen den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie den Naturwissenschaften. Die Mittel für den Preis stammen aus einem Fonds, den der Meeresgeologe und ehemalige DFG-Präsident Professor Eugen Seibold gemeinsam mit seiner Gattin stiftete. Seibold, der der DFG von 1980 bis 1985 vorstand, verwendete dafür das Preisgeld des Umweltpreises „Blue Planet Prize“, den er 1994 zusammen mit dem amerikanischen Umweltschützer Lester Brown von der japanischen Asahi Glas-Stiftung erhielt. Die Erträge des „Eugen und Ilse Seibold-Fonds“ dienen der Förderung der Wissenschaft und der Verständigung zwischen Deutschland und Japan.
Der Eugen und Ilse Seibold-Preis an Gerhard Erker und Kazuyuki Tatsumi wird am 20. Mai 2011 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie in Berlin verliehen.
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