Russland ist das flächenmäßig größte Land der Erde. Es grenzt an den Arktischen Ozean, an die Ostsee, an den Pazifik und ans Schwarze Meer, es reicht von den polaren bis in die gemäßigten Klimazonen. Für Wissenschaftler, die sich mit dem Meer, dem Klima, aber auch mit Rohstoffen oder Vulkanismus beschäftigen, sind die weiten Flächen und vor allem die riesigen Küstenmeere Russlands daher ein spannendes Arbeitsgebiet. Traditionell bestehen zwischen der deutschen und der russischen Meeres- und Polarforschung enge Bindungen, die vor mehr als zehn Jahren in der „Fachvereinbarung über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Meeres- und Polarforschung“ einen festen Rahmen erhalten haben. Heute eröffneten die russische Vizeministerin für Bildung und Wissenschaft, Frau Inna P. Bilenkina, und der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Thomas Rachel MdB, feierlich die „Lebende Ausstellung – Brennpunkte der deutsch-russischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Meeres- und Polarforschung“ an der Staatlichen Universität St. Petersburg. Sie präsentiert aktuelle Projekte und Einrichtungen der gemeinsamen Meeresforschung anschaulich und lebendig. „Die deutsch-russische Zusammenarbeit in der Meeres- und Polarforschung zeichnet sich durch exzellente Forschung auch zu Fragen der Zukunftsvorsorge aus und stärkt zugleich das Fundament unserer bilateralen Beziehungen“, betonte Staatssekretär Rachel.
Die Ausstellung ist Teil des Deutsch-Russischen Jahres der Bildung, Wissenschaft und Innovation 2011/12. Sie wird nach St. Petersburg und Moskau auch in Berlin, München und Bonn zu sehen sein. „Durch die enge Kooperation konnte die Wissenschaft viele neue Erkenntnisse über globale Vorgänge gewinnen. Die wollen wir jetzt in beiden Ländern einer breiten Öffentlichkeit präsentieren“, erklärt Dr. Heidemarie Kassens vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR), eine der Organisatorinnen der Ausstellung.
Forschungen zum Rückgang des Meereises in der Arktis oder zur Eisbildung in den arktischen Randmeeren werden genauso vorgestellt wie Gashydrat-Forschungen im Schwarzen Meer. In Nordostsibirien rekonstruieren Wissenschafter die Klimageschichte der Erde anhand von Ablagerungen in einem Kratersee und auf der Halbinsel Kamtschatka finden deutsche und russische Geowissenschaftler in mächtigen Aschelagen Antworten auf die Frage, wie sich der Vulkanismus im Nordwestpazifik in den vergangenen 10.000 Jahren entwickelt hat. Was in Zeiten der globalen Erderwärmung mit den Permafrostböden Sibiriens und dem darin eingeschlossenen Methan passieren kann, untersuchen Wissenschaftler an der Samoilow-Station im nordost-sibirischen Lena-Delta. Als Koordinierungsstelle für all diese Aktivitäten dient das 1999 gegründete Otto-Schmidt-Labor in St. Petersburg, das von deutscher Seite vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) und vom Kieler Leibniz-Institut für Meeresforschung (IFM-GEOMAR) betrieben wird. Unter der Federführung der Universität Hamburg und der Staatlichen Universität Sankt Petersburg wird außerdem ein gemeinsamer deutsch-russischer Masterstudiengang für Polar- und Meereswissenschaften (POMOR) durchgeführt. Alle diese Institutionen und Projekte werden in der Ausstellung präsentiert. „Es handelt sich dabei um eine ‚lebende’ Ausstellung, weil in bilaterale Vorhaben eingebundene Studierende und junge Wissenschaftler kleine Vorträge halten und zu den Exponaten und zu ihrer jeweiligen Arbeit berichten“, erklärt Dr. Kassens
Gefördert wird die Ausstellung vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung. Darüber hinaus wird die Ausstellung durch die Staatliche Universität Sankt Petersburg, das Staatliche Institut für Arktis- und Antarktisforschung des Föderalen Dienstes für Hydrometeorologie und Umweltmonitoring der Russischen Föderation (AARI), das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft (AWI) in Bremerhaven und Potsdam, das Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Kiel, sowie die Universitäten Bremen, Hamburg und Köln federführend unterstützt. „Wir wollen den Menschen in beiden Ländern näher bringen, welche Herausforderungen der globale Wandel mit sich bringt und dass wir ihn nur gemeinsam erforschen können“, betont Dr. Kassens. „Außerdem möchten wir junge Menschen für Themen der Polar- und Meeresforschung begeistern – das ist ein unglaublich spannendes Arbeitsgebiet.“
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