Mit einer Konferenz an der Freien Universität Berlin geht das Deutsch-Russische Wissenschaftsjahr zu Ende. Es stand unter dem Motto "Partnerschaft der Ideen" und hat seit Mai 2011 in beiden Ländern die Vielfalt und die Exzellenz deutsch-russischer Bildungs- und Forschungskooperationen zum Ausdruck gebracht. In weit mehr als 200 Veranstaltungen wurden neue Kontakte geknüpft, wichtige Impulse für zukünftige Projekte gegeben und neue Initiativen auf den Weg gebracht. "Damit haben sich unsere Beziehungen auf Forschungs- und Bildungsebene spürbar intensiviert. Wir haben zahlreiche Entwicklungen angestoßen, die weit über dieses Wissenschaftsjahr hinaus reichen", erklärte Bundesforschungsministerin Annette Schavan. Damit zog sie eine positive Bilanz, gerade im Hinblick auf die Strategie, das Wissenschaftsjahr auf die vier Schwerpunkte Nachwuchswissenschaftler, Berufsbildung, Spitzenforschung und Innovation zu fokussieren.
Die Bilanz im Einzelnen:
Nachwuchswissenschaftler:
Die Zusammenarbeit junger Forscher wurde durch gemeinsame Vorlesungen, Workshops und Arbeitstreffen gefördert. Die Zusammenarbeit von Nachwuchswissenschaftlern wird eine wichtige Grundlage der bilateralen Kooperationen sein. "Der ständige Dialog zwischen deutschen und russischen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern wird unsere Zusammenarbeit vertiefen. Ich freue mich, dass dieses gemeinsame Anliegen einen entscheidenden Schritt vorangekommen ist", betonte Schavan. Hierbei engagierten sich vor allem die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina mit der Jungen Akademie und der Council of Young Scientists der Russischen Akademie der Wissenschaften. So wurden im Russian-German Young Researchers Cooperation Forum im Dezember 2011 in Moskau erstmalig Möglichkeiten zur Intensivierung wissenschaftlicher Kooperationen des wissenschaftlichen Nachwuchses diskutiert und mit einem Memorandum der Weg für weitere bilaterale Forschungsprojekte vorgezeichnet.
Berufliche Aus- und Weiterbildung:
Erstmals trafen sich in einer großen Berufsbildungskonferenz im russischen Kaluga Politiker, Unternehmer und Wissenschaftler aus beiden Ländern. Alle Beteiligten unterstrichen die Bedeutung deutsch-russischer Pilotprojekte in der Berufsbildung und beschlossen, die Beratungsergebnisse in die bilateralen Regierungskonsultationen einzubringen. Das BMBF und sein russisches Partnerministerium MON werden eine gemeinsame Arbeitsgruppe einrichten, um die Kooperationen in der Berufsbildung zu begleiten. Dazu gehören der russische Bildungsreformprozess, durch den unter anderem die Berufsbildung praxisnäher werden soll; die Abstimmung neuer Berufsbildungsstandards, insbesondere in der russischen Automobilindustrie; und die Unterstützung deutscher Unternehmen, die als Bildungsdienstleister Fortbildungen in Russland anbieten, zum Beispiel im Energieeffizienzbereich.
Spitzenforschung:
Zur Stärkung der gemeinsamen Spitzenforschung wurden im Rahmen des Wissenschaftsjahres die gegenseitige Öffnung und die Neugründung gemeinsamer Forschungsstrukturen vorangetrieben und die gemeinsame Projektförderung beider Ministerien ausgebaut. Beispielsweise sollen internationale Graduiertenkollegs eingerichtet werden. Die heute schon exzellente deutsch-russische Spitzenforschung auf dem Feld der Informationstechnologie, etwa im Rahmen der Großprojekte XFEL (Europäischer Röntgenlaser in Hamburg) und FAIR (Internationales Beschleunigerzentrum in Darmstadt) wird durch Vereinbarungen zum Thema Höchstleistungsrechner noch einmal deutlich intensiviert. So unterzeichneten heute Vertreter der beiden Helmholtz-Zentren DESY/XFEL und Forschungszentrum Jülich und des Moskauer Kurchatov-Instituts sowie von T-Platforms, einem führenden russischen Anbieter von Systemen, Dienstleistungen und Lösungen im Bereich des Höchstleistungsrechnens, ein Kooperationsabkommen. Dabei geht es insbesondere um Zugang, Management, Speicherung und Analyse großer Datenmengen.
Innovation:
Im Wissenschaftsjahr wurden deutsch-russische Partnerschaften konzipiert und Pilotmaßnahmen gestartet. Es fanden zwei deutsch-russische Innovationskonferenzen statt. Mit der vierten gemeinsamen Bekanntmachung des BMBF und des Russischen Fonds für die Unterstützung kleiner innovativer Unternehmen (FASIE) wurde die bewährte bilaterale Förderung angewandter Forschung russischer und deutscher kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) fortgesetzt. Im März diesen Jahres tagte der russisch und international hochkarätig besetzte wissenschaftliche Beirat der Skolkovo-Stiftung in Berlin und besuchte den Wissenschafts- und Technologiepark Berlin-Adlershof, den Gesundheitsstandort Berlin-Buch und die TU Berlin. Mit der TU hat er eine Absichtserklärung für eine enge Zusammenarbeit mit der Forschungsstadt Skolkovo unterzeichnet, die bis 2015 vor den Toren Moskaus entsteht. Dort sollen Grundlagenforschung und angewandte Forschung zusammengeführt werden und russische und ausländische Wissenschaftler gemeinsam forschen und lehren.