Deutsche und schweizerische Expertinnen und Experten aus der Evolutionsbiologie, Humanmedizin, Tiermedizin und der theoretischen Biologie haben für ein Projekt zur Erforschung der Evolution von mikrobiellen Resistenzen 1,5 Millionen Euro von der VolkswagenStiftung eingeworben. Das Vorhaben wird im Rahmen der „Offen für Außergewöhnliches“-Initiative der Stiftung gefördert.
An dem Forschungsprojekt mit dem Titel Resistenz verstehen – Experimentelle Evolution im Kontext von ‚One Health‘ arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehrerer Hochschulen und Institute zusammen (der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Universitätsmedizin Berlin – Charité unter der Leitung der Freien Universität Berlin). Durchgeführt werden die Arbeiten zu großen Teilen im Tiermedizinischen Zentrum für Resistenzforschung, einem im Jahr 2020 zu beziehenden Forschungsgebäude des Fachbereichs Veterinärmedizin der Freien Universität.
Die zunehmende Resistenz von Infektionserregern gegen therapeutische Medikamente sowie gegen Impfstoffe zählt zu den drängendsten Gesundheitsproblemen der Welt. Durch die Widerstandsfähigkeit der Erreger kann die Behandlung oder Prophylaxe theoretisch aller infektiöser Krankheiten ihre Wirksamkeit verlieren. Die derzeitigen Strategien, Resistenzen zu bekämpfen, verfolgen vor allem zwei Ziele: die Identifikation und Entwicklung neuer Wirkstoffe sowie deren sparsamer Einsatz. Bislang kaum berücksichtigt werden bei der Forschung zu Infektionserregern evolutive Prozesse, die zur Resistenz führen.
Das deutsch-schweizerische Forschungsprojekt setzt an diesem Punkt an. Das Ziel ist es, der Evolution von resistenten Viren, Bakterien und Parasiten theoretisch und experimentell auf den Grund gehen, um die Wahrscheinlichkeit einer „Resistenzevolution“ vorauszusagen. Dadurch könnten antimikrobielle sowie antiparasitische Medikamente sparsamer eingesetzt und Resistenzen erstmalig schon im Vorhinein verhindert werden.