Bundesbildungsministerin Annette Schavan und ihr spanischer Amtskollege Minister José Ignacio Wert Ortega haben heute in Stuttgart eine enge Kooperation in der beruflichen Bildung vereinbart. Im Mittelpunkt der Deutsch-Spanischen Ausbildungskonferenz mit führenden Vertretern von Unternehmen, Bildungsanbietern, Kammern und Gewerkschaften, standen konkrete Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien vor dem Hintergrund der deutschen Erfahrungen mit dem dualen System. "Wir können nicht zulassen, dass eine ganze Generation junger Menschen verloren geht", sagte Schavan. "Wir haben sehr gute Erfahrungen mit dem deutschen dualen Berufsbildungssystem gesammelt. Spanische Unternehmen, die in Deutschland eine Niederlassung haben, sind wichtige Botschafter. Und deutsche Unternehmen stehen auch in Spanien bereit, nach diesen Grundsätzen auszubilden."
Mit der Kooperation sollen ein enger Erfahrungs- und Expertenaustausch zum Berufsbildungssystem sowie Maßnahmen zur Unterstützung der Mobilität von Auszubildenden initiiert werden. Deutsche und spanische Unternehmen sollen beim Aufbau einer am dualen System orientierten Ausbildung in Spanien eng zusammenarbeiten. Die Qualifizierung von Bildungspersonal und die Nutzung des EU-Bildungsprogramms "Lebenslanges Lernen" für den Expertenaustausch (peer learning) sind weitere Themen der Zusammenarbeit. Deutschland und Spanien sind sich einig, dass die EURES-Datenbank zur Vermittlung von Arbeitsplätzen innerhalb der EU künftig auch auf die Vermittlung von Ausbildungsplätzen ausgeweitet werden soll. "Wir wollen gemeinsam Lösungen entwickeln, um arbeitslosen Jugendlichen eine Perspektive zu geben. Wegen des Fachkräftemangels bei uns gibt es für spanische Jugendliche auch in Deutschland interessante Ausbildungsmöglichkeiten", so Schavan.
"Von der Konferenz geht ein Impuls für ganz Europa aus. Die deutsch-spanische Pionierarbeit soll zum Modell auch für andere Länder werden", sagte die Bundesbildungsministerin. Nach einem Bericht der Europäischen Kommission sind 5,5 Millionen Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren in Europa arbeitslos, insbesondere südeuropäische Länder sind stark betroffen. In Spanien lag die Jugendarbeitslosenquote im Mai 2012 bei 52,1 Prozent. Die europaweit niedrigste Jugendarbeitslosigkeit von 7,9 Prozent in Deutschland wird zu einem erheblichen Anteil dem deutschen Berufsbildungssystem zugeschrieben. Das duale System ist dadurch gekennzeichnet, dass die primäre Verantwortung für die Ausbildung im Unternehmen und damit praxisnah erfolgt. Die Berufsschule vermittelt zusätzlich theoretisches Grundlagenwissen. Durch den Schwerpunkt der Ausbildung im Betrieb wachsen die Auszubildenden frühzeitig in das Arbeitsleben hinein. Der Übergang in das Arbeits- und Erwerbsleben wird hierdurch erheblich erleichtert.
Die Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa war vor kurzem auch Thema auf dem Gipfeltreffen der europäischen Staats- und Regierungschefs, in dem ein "Pakt für Wachstum- und Beschäftigung" in Höhe 120 Milliarden Euro beschlossen wurde. Rund 55 Milliarden Euro aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF), die noch nicht für konkrete Projekte gebunden sind, sollen für wachstumssteigernde Maßnahmen und zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit genutzt werden. 7,3 Milliarden Euro soll die Europäische Kommission für konkrete Maßnahmen zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit verwenden.