StartseiteAktuellesNachrichtenFrankreich: Arbeitgeberverband fordert zügige Reform der Berufsausbildung

Frankreich: Arbeitgeberverband fordert zügige Reform der Berufsausbildung

Seit 2013 geht die Zahl der Auszubildenden in den französischen Betrieben zurück. Der Arbeitgeberverband Medef hat nun verschiedene Vorschläge veröffentlicht, wie man diesen Trend umkehren könnte. Unter anderem stehen die Verwaltungshürden für die Einstellung eines Auszubildenden in der Kritik.

Die Regierung hat sich bis 2017 zum Ziel gesetzt, die Zahl der Auszubildenden auf 700.000 zu steigern. Seit zwei Jahren sinkt die Zahl der dual Auszubildenden jedoch: um 8 % 2013 und um im folgenden Jahr um weitere 4,4 %. 2014 ließen sich insgesamt 400.000 Jugendliche betrieblich ausbilden. Laut der Medef (Mouvement des entreprises de France) lässt sich der Rückgang nicht allein durch die Wirtschaftslage erklären. Bei einer Umfrage unter 601 Unternehmern gaben 70 % der Befragten an, keine Einstellung von Auszubildenden in den nächsten Monaten zu planen. Als Gründe hierfür werden die als unangemessen empfundenen Schutzvorschriften für Auszubildende (57 %), zu hohe administrative Hürden (55 %) und die abnehmenden steuerlichen Vergünstigungen für die Einstellung von Auszubildenden (53 %) genannt.

Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Medef, Pierre Gattaz, sieht die Regierung in der Pflicht und fordert schnelles Eingreifen: "Wir sind sehr besorgt um die betriebliche Ausbildung, die sich im Rückgang befindet. Wir bitten die Regierung, gemeinsam einen Abgeordneten und einen Unternehmenschef zu beauftragen, um die Situation zu analysieren und zügig Entscheidungen zu treffen, innerhalb von drei Monaten."

Der Arbeitgeberverband kritisiert insbesondere die Reform der Ausbildungssteuer 2014. Unternehmen müssen seit 1925 diese Steuer in Höhe von 0,5 % ihrer Lohnsumme für Ausbildungszwecke abführen. Mehr als die Hälfte konnten sie bisher frei wählbar einer Bildungseinrichtung in ihrer Region zukommen lassen. Im Zuge der Reform wurde der Prozentsatz zugunsten der Regionen gesenkt, die nun jährlich 200 Millionen Euro mehr übertragen bekommen. Das Budget für Ausbildungsmaßnahmen habe dennoch laut der Medef in fast allen Regionen ab- statt zugenommen. Im Limousin sei das Budget sogar um 48,1 % gesunken, in Nord-Pas-de-Calais um 45 %. Die Finanzierung der Berufsschulen (Centres de formation des apprentis, CFA) sei dadurch langfristig nicht mehr sicher gestellt.

Um der Ausbildungskrise zu begegnen, schlägt die Medef neben der einzusetzenden Kommission vor, besser über die beruflichen Chancen nach Abschluss der Ausbildung zu informieren, die Verwaltungsvorgaben für die Einstellung eines Jugendlichen zu erleichtern und die Anstellung das ganze Jahr über zu ermöglichen.

Weiterhin sollten Berufsverbände zusammen mit dem französischen Bildungsministerium gemeinsame Diplome entwickeln können und Unternehmen, deren Belegschaft zu mehr als 3 % aus dualen Auszubildenden besteht, ihre Ausbildungssteuer frei verwenden dürfen. Pierre Gattaz drückt es folgendermaßen aus: "Ist es normal, dass Michelin oder Schneider Electric ihre Ausbildungssteuer nicht für ihre eigenen Ausbildungszentren verwenden dürfen?"

Quelle: educpros.fr Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Berufs- und Weiterbildung Wirtschaft, Märkte

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