Zum Wintersemester 2017 sollen landesweit 500 neue Ausbildungsprogramme für „Zukunftsberufe“ an den auf das Fachabitur spezialisierten Gymnasien (Lycées professionnels) entstehen und dafür 1.000 neue Lehrerstellen geschaffen werden. Die künftig besonders gefragten Ausbildungsprofile wurden im April 2015 in einer Studie vom Regierungs-Thinktank France Stratégie ermittelt. So böten Pflegeberufe und Tätigkeiten im Bereich privater Sicherheitsdienstleistungen bessere Perspektiven als klassische Ausbildungsberufe im Einzelhandel oder der Verwaltung. In den Regionen wird nun zwischen den Präsidenten der Regionen und dem regionalen Vertreter des Bildungsministeriums, dem Recteur, im Detail über die dort gefragten Berufe verhandelt. Zusätzlich sollen zehn neue regionale „Berufs- und Qualifikationsstandorte“ (Campus des métiers et des qualifications) als Ausbildungsstätten für die „Zukunftsberufe“ entstehen, zum Beispiel mit Schwerpunkt „Energiewandel“ in den Hautes-Pyrénées oder „Nachhaltige Chemie“ in der Picardie.
Weiterhin sollen Schüler ab dem Wintersemester 2017 die Möglichkeit bekommen, sich im November des laufenden Schuljahrs umzuorientieren falls sie merken, dass sie am Lycée professionnel den falschen Ausbildungszweig gewählt haben. Die berufliche Ausbildung soll so laut dem Bildungsministerium zu einem „Universum der Möglichkeiten statt einem geschlossenen Korridor“ werden. Um dem in Frankreich herrschenden Vorurteil entgegen zu wirken, dass die berufliche Ausbildung nur für Jugendliche mit schlechten Noten in Frage kommt, will das Ministerium die Zusammenarbeit der Collèges (Sekundarstufe 1) mit den Lycées professionnels und den Ausbildungszentren (Centre de formation d'apprentis, CFA) fördern. Bevor die Berufsschüler ihr erstes Praktikum im Unternehmen antreten, sollen sie ab dem kommenden Wintersemester zudem eine Vorbereitungswoche absolvieren.
Ein Drittel aller französischen Abiturienten macht ein Fachabitur. An den Lycées professionnels wie auch an den CFA können berufsbefähigende Abschlüsse verschiedener Niveaus erworben werden, auch Hochschulabschlüsse wie die Licence professionnelle. Insgesamt werden 700.000 junge Erwachsene in Frankreich beruflich ausgebildet, davon 320.000 in berufsbildenden Schulen wie den Lycées professionnels und den CFA. Die Förderung der Ausbildung ist ein Schwerpunkt der französischen Regierung wobei der Fokus bisher auf der dualen Ausbildung im Unternehmen lag. Hier soll die Zahl der Auszubildenden bis 2017 auf 500.000 erhöht werden (aktuell 380.000).