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Frankreich: Nationale Hochschulstrategie veröffentlicht

Unter dem Titel „Für eine lernende Gesellschaft“ haben Sophie Béjean, Vorsitzende des Komitees für die Hochschulstrategie, sowie Generalberichterstatter Bertrand Monthubert Staatspräsident François Hollande am 8. September 2015 die erste Nationale Hochschulstrategie für Frankreich (Stratégie nationale de l'enseignement supérieur, StraNES) übergeben.

Der Bericht entwickelt eine Perspektive für die nächsten zehn Jahre des französischen Hochschulwesens und schlägt 40 Maßnahmen für die Umsetzung vor.

Anhand von fünf strategischen Achsen und drei Hebeln werden 40 Maßnahmen für die kommenden zehn Jahre des französischen Hochschulwesens definiert (englische Zusammenfassung des Berichts). Unter anderem lehnt das Komitee die immer wieder diskutierte Anhebung der Immatrikulationsgebühren ab. Dies sei konträr zum französischen Sozialmodell und seinem Steuersystem, durch das jeder der Nation die Investition in seine Bildung zurückzahle. Den vorhandenen Finanzbedarf für Hochschulbildung müssten laut dem Komitee der Staat und die Unternehmen decken. Der Anteil der staatlichen Ausgaben für die Hochschulen am Brutto-Inlandsprodukt solle von 1,5 Prozent auf zwei Prozent steigen. Dies solle auch als Ziel in die europäische Lissabon-Strategie aufgenommen werden. Weiterhin sollten mit einer dritten Auflage des Investitionsprogramms PIA (Programme d’investissement d’avenir) innovative, insbesondere digitale, pädagogische Ansätze gefördert werden. Unternehmen sollten zudem ein Viertel der Ausbildungssteuer, die sie auf ihre Lohnsumme abführen, für die Förderung von Weiterbildungen auf Bachelor- und Masterebene zur Verfügung stellen.  

Wie schon im Zwischenbericht spricht sich das Komitee gegen einen selektiven Hochschulzugang aus. Stattdessen plädiert es für Orientierungskomitees (Comités d’orientation dans le supérieur) in denen Vertreter verschiedener Hochschultypen, nicht nur die Universitäten, Abiturienten beraten.

Empfehlungen zum Thema Europäisierung und Internationalisierung

Eine der fünf strategischen Achsen empfiehlt die Weiterentwicklung der europäischen und internationalen Dimension des Hochschulwesens. Hier ist dem STRANES-Komitee wichtig, dass ausländische Studierende aus Ländern außerhalb der Europäischen Union auch weiterhin keine Studiengebühren zahlen. Stattdessen solle deutlicher kommuniziert werden, dass diese Investition eine Art „Stipendium ohne finanzielle Bedingungen“ darstelle. Frankreich solle sich auf dem globalen Hochschulmarkt nicht als Verkäufer von Ausbildungen positionieren, sondern vielmehr als Gastland mit hochwertigen Ausbildungen, das attraktiv für Talente ist und sich in der Entwicklungshilfe engagiert. Im Einzelnen schlägt das Komitee für die Förderung der Europäisierung und Internationalisierung vor:

  • Investieren um ausländische Talente anzuziehen – bis 2025 soll die Anzahl der internationalen Studierenden verdoppelt werden.
  • Weiterentwicklung und Diversifizierung der internationalen Studienabschlüsse (Doppeldiplome, internationale Master …)
  • Stärkere Mobilität von Studierenden und Wissenschaftlern sowie eine bessere Betreuung von Gastwissenschaftlern – bis 2025 soll hierfür unter anderem die Anzahl französischer Studierender, die einen Auslandsaufenthalt von über zwei Monaten absolviert haben, verdoppelt werden. Studierende mit geringen Ressourcen sollen besonders gefördert werden.
  • Verbesserung der Fremdsprachenkenntnisse und der interkulturellen Kompetenzen – im Bachelor sollen die Studierenden in einer Fremdsprache das Niveau B2 erreichen, im Master C1
  • Bessere Organisation der internationalen Kooperation, besonders auf europäischer Ebene – unter anderem sollen Kooperation mit ausgewählten Ländern besonders gefördert, die Aufgaben von Campus France ausgeweitet und die Schaffung grenzüberschreitender Hochschulen mit europäischer Dimension und grenzüberschreitende Kooperationen unterstützt werden.

Hintergrund

Die Erarbeitung einer Nationalen Hochschulstrategie ist eine Premiere in Frankreich und wurde 2013 im Gesetz für Hochschulen und Forschung (Loi sur l’enseignement supérieur et la recherche, Loi ESR) beschlossen. 25 Kommissionsmitglieder haben zahlreiche Akteure des Hochschulwesens aber auch der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft für ihre Erarbeitung konsultiert. Ein Zwischenbericht war bereits am 9. Juli 2014 veröffentlicht worden.

Quelle: MENESR, educpros.fr Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Berufs- und Weiterbildung Bildung und Hochschulen Strategie und Rahmenbedingungen

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