Der mehr als 300 Seiten umfassende Bericht von Jean-Michel Fourgous steht unter dem Leitmotiv "2010 - 2012 Ära eines neuen Erziehungswesens".
Der Auftrag des Premierministers zur Erstellung des Berichts erfolgte vor dem Hintergrund einschlägiger Berichte des Rechnungshofes (Dezember 2008), einer "Mission parlementaire" betreffend die Modernisierung des nationalen Erziehungswesens (März 2007) und der Firma "Syntec informatique" zum Thema "Ecole numérique"( Mai 2008). Die Berichte unterstrichen übereinstimmend den Rückstand Frankreichs hinsichtlich der Ausstattung und der Nutzung der modernen Informations-und Kommunikationstechnologien im schulischen Bildungsbereich, insbesondere in den Grundschulen.
Nach dem Sachstand von Mitte des Jahres 2009 lag Frankreich im europäischen Vergleich bezüglich der Zahl der Schüler pro PC an 12. Stelle, hinsichtlich der Nutzung von PC im Unterricht an 21. Stelle. Deshalb sei - so der Premierminister in seiner "lettre de mission" - Eile geboten, um die Potenziale der Digitalisierung durch und für die Schulen (Grundschule, Kolleg, Lyzeum) auszunutzen.
Der Bericht von Jean-Michel Fourgous wurde am 15.2.2010 in dem Städtchen Élancourt (Département Yvelines / Ile-de-France), das zu dem Wahlkreis von Jean-Michel Fourgous gehört und als Pionierstadt der Digitalisierung der Schulen gilt, Erziehungsminister Luc Chatel übergeben.
Der Bericht stützt sich auf 12.000 schriftlich oder im Rahmen von Anhörungen mündlich eingebrachte Beiträge. Alle im digitalen Bereich tätigen Akteure (Lehrer, Schüler, schulisches Hilfs- und Verwaltungspersonal, Eltern, Gewerkschaften, Entscheidungsträger der Wirtschaft, Gerätehersteller und Verleger) kamen zu Wort.
Zunächst liefert der Bericht eine Schilderung des Sachstandes in Frankreich im Vergleich zu anderen Ländern. Es ist unbestritten, dass die flächendeckende Einführung der Informations- und Kommunikationstechnologien im Erziehungswesen, die von der Gesamheit der Erziehenden gewollt ist, von erheblichem Einfluss auf die Rolle der Lehrkräfte und die Unterrichtspädagogik sein werde: die Unterrichtszeit, die Examen, die Schulbücher, die Lehrprogramme; die Digitalisierung werde u.a. dazu führen, die naturwissenschaftlichen Fächer und das Erlernen von Fremdsprachen für die Schüler attraktiver zu machen.
Um der Entfaltung dieses Prozesses landesweit Wirkung zu verschaffen, schlägt der Bericht 12 Prioritäten und 70 Maßnahmen vor:
Priorität 1: Die Schulen bis zum Jahre 2012 an das Internet anschließen, schrittweise ab 2012 in Glasfaser-Qualität.
Priorität 2: Die Lehrkräfte und die übrigen im Schuldienst tätigen Personen (Inspekteure, Schulleitungen, Verwaltungs- und Hilfspersonal) entsprechend aus- bzw. fortbilden, damit sie unter den veränderten Umständen in der Lage sind, den Schulbetrieb zu gestalten.
Priorität 3: Die Nutzung der digitalen Ressourcen durch Gestaltung der Rahmenbedingungen erleichtern (u.a. urheberrechtliche Fragen).
Neue interaktive Unterrichtsmaterialien und innovative digitale Schulbücher schaffen.
Priorität 4: In den Schulen - auch außerhalb des Unterrichts - Arbeitsbedingungen schaffen, die es erlauben, das digitale Potenzial zum Einsatz zu bringen.
Priorität 5: Die Ausrüstungen zum Erlernen von Fremdsprachen und zur Durchführung von Versuchen in naturwissenschaftlichen Fächern allgemein einführen.
Priorität 6: Auf die Berufe von morgen durch die Entwicklung einer "Kultur der Informatik" und des Umgangs mit den dazu gehörenden Geräten vorbereiten.
Priorität 7: Die Kreativität, das Selbstvertrauen und die Formung der selbstständigen Persönlichkeiten ("autonomie") der Schüler mittels des digitalen Instrumentariums entwickeln.
Priorität 8: Mit der digitalen Lebenswelt vertraut machen, um Schüler und Erwachsene für die Übernahme von Verantwortung in ihrem gesellschaftlichen Umfeld zu sensibilisieren.
Priorität 9: Über den Schulunterricht hinaus den Zugang zu digitalen Lernmaterialien verlängern und damit die Chancengleichheit und den schulischen Erfolg zu erhöhen.
Priorität 10: Die Autonomie der Schulleitungen zwecks Entwicklung von, den neuen Aufgaben angepassten, Führungstechniken stärken.
Priorität 11: Die digitale Entwicklung der Schulen auf gesamtstaatlicher und regionaler Ebene steuern.
Priorität 12: Die sich mit der Digitalisierung der Schulen stellenden Aufgaben in die Öffentlichkeit ("médiatiser") tragen und gleichzeitig die Arbeit des Lehrpersonals aufwerten.
Erziehungsminister Luc Chatel, der den Bericht der "Mission Fourgous" entgegennahm, kündigte schon für die nächsten Wochen einen "Plan de numérisation de l' École" an. Mit ihm verfolge er im Kern folgende politische Zielsetzungen:
- die Verringerung der Ungleichheit zwischen den einzelnen Landesteilen in Verbindung mit einer "stratégie nationale";
- die Verringerung der sozialen Ungleichheiten dadurch, dass allen Schülern, unabhangig von ihrer sozialen Stellung, auf höchstem Wissensniveau Zugang zu den digitalen Ressourcen eröffnet werde;
- Tätigwerden auf allen Stufen des Bildungswesens von der Grundschule bis zur Lyzeumsstufe, damit kein Schüler am "Straßenrand der Digitalisierung" zurückgelassen werde.
Ergänzend zu dem vorstehend Ausgeführten unterstrich Luc Chatel noch den entscheidenden Beitrag, den die Digitalisierung der Schulen hinsichtlich des "Zugangs aller zur Kultur" leisten müsse; dies sei eine seiner Prioritäten. Hierzu gehöre, dass alle Schüler unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und unabhängig von ihrem Wohnort Zugang zu den "großen kulturellen Ereignissen" Frankreichs (z.B. den großen Ausstellungen) erhalten: "Dank der Digitalisierung verschaffen wir der Kultur Eingang in die Klassenzimmer.