Das Nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS (Centre national de la recherche scientifique) in Frankreich gehört zu den größten Forschungseinrichtungen Europas und den wichtigsten weltweit. Es wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs am 19. Oktober 1939 per Dekret vom damaligen Kriegsminister Édouard Daladier gegründet und sollte Frankreich vor dem Hintergrund der zunehmenden militärischen Bedeutung des technologischen Fortschritts wissenschaftlich voranbringen. Seine Entstehung ist aber auch das Ergebnis verschiedener Bemühungen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, die französische Forschung außerhalb der Universitäten zu institutionalisieren. Zu Beginn arbeiteten weniger als 2.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am CNRS, vor allem aus der Chemie und der Physik.
Heute wird am CNRS zu fast allen Wissensbereichen sowohl grundlagen- als auch anwendungsorientiert geforscht. Die größte französische Forschungseinrichtung beschäftigt 32.000 Personen, die in über 1.000 Forschungseinheiten – häufig in Kooperation mit den Universitäten –arbeiten und im Durchschnitt 50.000 wissenschaftliche Artikel pro Jahr publizieren. Das CNRS ist laut dem Scimago Institutionen Ranking und dem Nature Index nach der Chinesischen Akademie der Wissenschaften die publikationsstärkste Einrichtung weltweit. Etwa 100 Startups werden jährlich aus dem CNRS heraus gegründet, das auch über 5.800 Patente hält. Im Ausland unterhält die Forschungseinrichtung 80 eigene Labore sowie acht Büros und 30 Prozent des wissenschaftlichen Personals stammen aus dem Ausland. Das jährliche Budget des CNRS beträgt 3,4 Milliarden Euro. Zahlreiche international bedeutsame Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren oder sind im Laufe ihrer Karriere am CNRS tätig, so beispielsweise der Chemie-Nobelpreisträger 2016 Jean-Pierre Sauvage oder der Fields-Medaillenträger 2018 Alessio Figalli.
Das CNRS feiert seinen runden Geburtstag mit zahlreichen Veranstaltungen. Insbesondere fand vom 25. bis 27. Oktober 2019 eine große Besuchermesse unter dem Titel „Neue Welt(en)“ in Paris statt und am 26. November 2019 lädt das CNRS zu einem internationalen Symposium ins Institut de France ein. Auf einer eigenen Website (https://80ans.cnrs.fr/) erinnert das CNRS an seine Geschichte und lässt hochrangige Wissenschaftler/-innen aus aller Welt in einer „Wall of Fame“ zu Wort kommen, darunter beispielsweise auch drei Präsidenten großer deutscher außeruniversitärer Forschungseinrichtungen (Martin Stratmann – Max-Planck-Gesellschaft, Matthias Kleiner – Leibniz-Gemeinschaft und Reimund Neugebauer – Fraunhofer-Gesellschaft).
Zum Nachlesen (Französisch)
- CNRS (18.10.2019): Depuis 80 ans, le CNRS bâtit de nouveaux mondes
- 20 minutes (25.10.2019): 80 ans du CNRS : « La science est absolument partout et on n’en a jamais eu autant besoin »
- La Croix (19.10.2019): Le CNRS, né dans le fracas de la Seconde Guerre mondiale
- L'Usine Nouvelle (28.10.2019): Dans le nouveau monde du CNRS, ce sont les robots qui jouent au football