Die Gerda Henkel Stiftung nimmt 53 neue Forschungsvorhaben mit einem Fördervolumen von 8,6 Millionen Euro in ihre Förderung auf. In ihrer Herbstsitzung bewilligten die Stiftungsgremien hierfür 8,6 Millionen Euro. Davon kommen etwa 2,1 Millionen Euro jungen Geisteswissenschaftlern an der ugandischen Makerere Universität zugute. 1,6 Millionen Euro fließen in die Doktorandenausbildung der Universität von Ghana in Accra. Im Schwerpunkt "Lost Cities" setzten sich Projekte zu verlassenen und zerstörten Städten im Oman und Nahen Osten durch.
Förderbeispiele
Stärkere Geisteswissenschaften in West- und Ostafrika
Die beiden umfangreichsten Einzelinitiativen liegen in Afrika südlich der Sahara: In Ghana leiden die Geisteswissenschaften darunter, dass Fördermittel bevorzugt in die Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik fließen, während in den eigenen Reihen qualifiziertes Personal fehlt. Die Universität von Ghana in Accra, eine der renommiertesten Hochschulen Westafrikas, möchte dem entgegensteuern. Mit dem fächerübergreifenden Ziel, ein forschungsintensives Universitätsprofil zu entwickeln, wird ein Team um Prof. Dr. Samuel Kwame Offei geisteswissenschaftliche Stipendien an Doktoranden des westafrikanischen Raums vergeben. Die Gerda Henkel Stiftung stellt für die Initiative 1,6 Millionen Euro für 30 Doktoranden bereit.
Im ostafrikanischen Kampala (Uganda) erhält die Makerere Universität Planungssicherheit für ihr bereits begonnenes Doktorandenprogramm in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Vor drei Jahren ermöglichte die Gerda Henkel Stiftung den Aufbau einer Graduiertenschule für Nachwuchswissenschaftler verschiedener afrikanischer Länder an der Makerere Universität. Seitdem übertrifft die Zahl der Bewerbungen deutlich die verfügbaren Plätze. Mit den nun bewilligten Mitteln in Höhe von 2,1 Millionen Euro kann die Makerere Universität ihr länderübergreifendes Angebot unter Leitung von Prof. Dr. Josephine Ahikire fortsetzen und um Konferenzen und Feldforschungsangebote erweitern.
Verlassen und zerstört
Um belebte und unbelebte Plätze geht es in zwei großvolumigen Forschungsprojekten des Förderschwerpunkts "Lost Cities". Im Oman hat sich der Aufschwung der letzten drei Jahrzehnte infolge von Erdöl- und Erdgasförderung auch auf die Wohnbebauung ausgewirkt. Die Bevölkerung zog vielfach aus den traditionellen Lehmziegelsiedlungen in angrenzende neue Häuser aus Beton, ohne die ursprünglichen Siedlungen ganz aufzugeben. Wissenschaftler mahnen, dass es Zeit ist, diese kulturelle Landschaft zu erhalten. Eine interdisziplinäre Forschergruppe mit Sitz in Frankfurt am Main, Bochum und Leipzig unter Leitung von Dr. Stephanie Döpper untersucht die Relevanz von Omans verlassenen Stadtzentren.
Nicht verlassene, sondern zerstörte Areale stehen bei Prof. Dr. Daniel Monterescu von der Central European University, Budapest (Ungarn) im Zentrum. Mit einem Team von Soziologen und Geographen widmet er sich den Ruinen der Städte Jaffa und Hebron. Abhängig von Herkunft und historischer Erfahrung wecken ihre Trümmer in der israelischen und palästinensischen Bevölkerung gemischte Gefühle. Was die Ruinen beider Städte als kollektive Wunschbilder und soziale Wirklichkeit bedeuten, soll für die Zeit von 1882 bis zur Gegenwart nachgezeichnet werden.