Die „Aeolus Tropical Atlantic Campaign“ findet im Sommer und Herbst 2021 statt und soll neben der Kalibrierung der Daten des ESA-Satelliten auch dazu beitragen, Wolken und Aerosole in den Tropen zu erforschen sowie das Entstehen von tropischen Wirbelstürmen besser zu verstehen. Parallel zu den Lidarmessungen aus dem All starteten daher jetzt die Messungen vom Boden aus. Für September sollen außerdem verschiedene Forschungsflugzeuge die Atmosphäre vor Ort untersuchen.
Seit August 2018 misst mit Aeolus ein neuartiger Satellit aktiv Wind vom Weltall aus und trägt so dazu bei, die Wettervorhersage zu verbessern. An Bord dieses Satelliten der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) befindet sich mit dem „Atmospheric Laser Doppler Instrument“ (ALADIN) ein Hochleistungslaser. ALADIN ist das erste Instrument im Weltraum, das aktiv vertikale Profile der Windgeschwindigkeit messen kann. Genutzt wird dabei das Prinzip eines Lichtradars (kurz: Lidar von „Light Detection And Ranging“).
Die Aeolus-Tropenkampagne wird von der ESA in Zusammenarbeit mit europäischen und US-amerikanischen Partnern organisiert: dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der National Aeronautics and Space Administration der USA (NASA), Météo-France, dem Laboratoire atmosphères, milieux, observations spatiales (LATMOS), dem Cyprus Institute (CYI), dem National Observatory of Athens (NOA), dem Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS), der Universität von Nova Gorica (UNG), dem Ocean Science Centre Mindelo (OSCM) und vielen mehr.
Lidar-Expertinnen und -Experten aus Deutschland und Griechenland haben jetzt im Rahmen dieser Messkampagne erste Spezialtechnik auf den Kapverdischen Inseln aufgebaut, um im Juni/Juli in der Hauptsaison den Saharastaub messen zu können. Das Nationale Observatorium von Athen (NOA) wird mit EVE ein weiteres Lidarsystem installieren.
Ursprünglich waren für Juni/Juli zusätzlich umfangreiche Messungen in der Luft mit Forschungsflugzeugen aus Deutschland, Slowenien und den USA geplant. Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurden die Flugzeugmessungen jedoch auf September verschoben. Die Messungen von NOA und TROPOS werden daher mindestens bis Mitte September fortgesetzt, um gemeinsam mit den Flugzeugen zu messen und einen bis jetzt noch nie in diesem Umfang dagewesenen Datensatz zu erzeugen.
Das PollyXT vom TROPOS untersucht seit 29. Juni rund um die Uhr die Atmosphäre über Cabo Verde. Sein grüner Laserstrahl ist nachts über dem Hafen von Mindelo zu sehen, aber sowohl für die Menschen als auch die Umwelt ungefährlich. Das Gerät wurde auf dem Dach des Ocean Science Centre Mindelo (OSCM) installiert. Das OSCM ist eine gemeinsame Kooperation des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und des nationalen Meeresforschungsinstitut der Republik Cabo Verde – Instituto do Mar (IMar). Es dient den Partnern für eigene Forschungs- und Ausbildungszwecke wie der internationalen Meeresforschungsgemeinschaft als Basis für Kampagnen in der Region und Veranstaltungen. Mit TROPOS nutzt jetzt eine weitere Institution das Zentrum und erweitert das Forschungsspektrum um die Atmosphärenforschung in einer Region, in der kontinuierliche Klimadaten bisher Mangelware sind.
Cabo Verde ist eine Republik, bestehend aus den Kapverdischen Inseln mit neun bewohnten Inseln im tropischen Zentralatlantik, 570 Kilometer vor der Westküste von Afrika. Starke Passatwinde transportieren häufig Wüstenstaub und Rauch von Waldbränden auf dem Kontinent zu den Inseln, was den Standort zu einem Hotspot für Untersuchungen der Wolken-Aerosol-Wechselwirkungen sowie des globalen Ferntransports von Aerosol macht. TROPOS betreibt seit 2007 zusammen mit dem Wetterdienst der Republik Cabo Verde (INMG) und der University York und dem Max-Planck-Institut für Biogeochemie Jena das Cape Verde Atmospheric Observatory (CVAO) auf der Kapverdischen Insel São Vicente.