Zentrale Punkte des im Rahmen der zweitägigen Bologna-Konferenz (14.-15. Mai) gemeinsam verabschiedeten Kommuniqués sind unter anderem der Ausbau der Studierendenzentrierung der Lehre, die Schaffung flexibler und transparenter Lernpfade und die Förderung einer Hochschulbildung, die die Beschäftigungsbefähigung der Absolventinnen und Absolventen in sich schnell verändernden Arbeitsmärkten stärkt. „Die deutschen Hochschulen haben hinsichtlich didaktischer Innovationen, der Verzahnung von Theorie und Praxis und der Stärkung der Problemlösungskompetenzen der Absolventinnen und Absolventen den richtigen Weg eingeschlagen – in dieser Auffassung hat uns die Jerewan-Konferenz bestärkt“, sagte Burckhart. Besonders begrüßte er die Forderungen nach mehr Inklusion an den Hochschulen sowie nach mehr Mobilität speziell von Lehramtsstudierenden.
„Wir betrachten es als wichtiges Signal, dass das Kommuniqué keine Forderung nach einer "Verschulung" der Promotionsphase als "drittem Studienzyklus" enthält, wie dies in früheren Entwürfen der Fall gewesen ist. Dagegen hat sich die HRK gemeinsam mit den Rektorenkonferenzen aus Frankreich, Polen, der Schweiz und Großbritannien erfolgreich gewehrt.“
Der Appell des Kommuniqués, die Möglichkeiten digitalen Lehrens und Lernens stärker zu nutzen, trifft bei der HRK auf offene Ohren: Auch der gerade in Zusammenarbeit mit dem Stifterverband ausgeschriebene Ars legendi-Preis 2015 wird Lehrende, die sich zu diesem Thema besonders engagieren, auszeichnen.
Das Kommuniqué weist aus Sicht der HRK zu Recht auf das bisher Erreichte hin, insbesondere dass die Art der kollektiven Selbststeuerung des Prozesses durch kontinuierlichen Dialog der Regierungen, EU-Kommission, Europarat, Hochschulen, Studierenden und Sozialpartner weltweit Anerkennung und Nachahmung findet. Zugleich spricht die Erklärung in bisher ungewohnt deutlicher Form den Umstand an, dass manche Länder in der Umsetzung der Reformen mehr oder weniger stark hinterher hinken, und dass hier größere Anstrengungen erforderlich seien.
Die Arbeitsperiode bis zur nächsten Ministerkonferenz 2018 in Frankreich sei gut gefüllt, betonte Prof. Burckhart. „Mit dem herannahenden Ende der zweiten Dekade des Bologna-Prozesses werden die Teilnehmerländer über dessen Zukunft nachdenken müssen. Ich bin persönlich davon überzeugt, dass die europäischen Länder auch weiterhin intensiv in Hochschulfragen zusammenarbeiten müssen. Für diese Kooperation haben sich im Rahmen des Bologna-Prozesses institutionalisierte Formen entwickelt, die weiter genutzt werden sollten.“
Der Bologna-Prozess wurde mit der gemeinsamen Erklärung „Der Europäische Hochschulraum“ von den für das Hochschulwesen zuständigen Ministerinnen und Minister aus damals 29 europäischen Staaten am 19. Juni 1999 in Bologna begonnen. Bei den alle zwei bis drei Jahre stattfindenden Ministertreffen der mittlerweile 48 Teilnehmerländer wird der Status der Umsetzung diskutiert und die Ziele werden – auch aufgrund aktueller gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen – nachjustiert.