Der Projektname SELINA steht für Science for evidence-based and sustainable decisions about natural capital. Das Hauptziel von SELINA ist die Schaffung von anwendbaren Empfehlungen für Entscheidungsfindungen, die auf wissenschaftlichen Grundlagen basieren. Gleichzeitig soll das Forschungsvorhaben notwendige, gesellschaftliche Veränderungen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Umwelt anstoßen.
Im Hintergrund des Forschungsvorhabens steht die EU-Biodiversitätsstrategie 2030, die im Mai 2020 beschlossen wurde. Mit der Biodiversitätsstrategie verfolgt die EU einen langfristigen Plan zum Schutz der Natur und zur Umkehrung der Schädigung der Ökosysteme. Dazu sieht sie eine Reihe konkreter Maßnahmen und Verpflichtungen vor, zu denen auch das neue Projekt zählt. Prof. Dr. Benjamin Burkhard vom Institut für Physische Geographie und Landschaftsökologie an der LUH, der das Vorhaben koordiniert, erklärt:
„Mit dem SELINA-Projekt haben wir nun den entsprechenden Rahmen, um Erkenntnisse aus der Wissenschaft zu Ökosystemen und ihren Leistungen zu bündeln und dann gezielt für die Unterstützung nachhaltiger Entscheidungen im öffentlichen und privaten Sektor nutzbar zu machen."
Am Beispiel Weizenanbau erklärt bedeutet das, dass vor einem möglichen Anbau zunächst geklärt wird, wie viel Ackerfläche in welchem Zustand benötigt werden, um den Bedarf der Bevölkerung zu decken, und wo sich Flächen befinden, die sich für den nachhaltigen Anbau eignen. Übernutzte Äcker und beschädigte Wälder könnten so die Möglichkeit bekommen, sich zu regenerieren und gleichzeitig nachhaltig genutzt zu werden. Auch potenzielle Konflikte, etwa im Zusammenhang mit Flächen für erneuerbare Energien, sollen in diesem Zusammenhang erkannt und entschärft werden.
Hatte das am gleichen Institut koordinierte Vorgängerprojekt ESMERALDA noch das Ziel eine Bestandsaufnahme und Bewertung von Ökosystemen, deren Ressourcen und möglichen Leistungen, den sogenannten Ökosystemleistungen, vorzunehmen, so geht es nun bei SELINA um die Umsetzung: Die in den vergangenen Jahren erarbeiteten Methoden und Daten zu Ökosystemleistungen sollen nun europaweit in 15 Einzelprojekten praxisnah und beispielhaft auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen angewendet werden. Dabei sind auch namhafte Partner aus der Wirtschaft wie etwa der Getränkehersteller Coca-Cola, das norwegische Finanzunternehmen Storebrand oder regionale Wasserversorger mit im Boot. Die Ergebnisse sollen im Anschluss als Vorbild dienen und bei künftigen Entscheidungsprozessen in Wirtschaft und Politik Berücksichtigung finden.