Am 16. April begann in Panama City die zweite Konferenz zur Einrichtung der Intergovernmental Science Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES). Zu Beginn der Konferenz waren einige Themenpunkte noch unklar, beispielsweise, wie das wissenschaftliche Politikberatungsgremium zur Erhaltung der biologischen Vielfalt an eine oder mehrere UN-Organisationen angegliedert werden soll. Von dieser Entscheidung hängt ab, ob IPBES schon jetzt offiziell gegründet werden kann oder erst noch ein Gang durch die UN-Instanzen nötig ist. Unklar ist auch, ob es ein eigenständiges Wissenschaftlergremium geben wird. Als sicher gilt hingegen, dass die Entscheidung für den Sitz des Sekretariats fallen wird. Deutschland hat sich mit Bonn darum beworben.
„Die Erwartungen der Delegierten sind vorsichtig optimistisch“, sagt Dr. Axel Paulsch vom Netzwerk-Forum für Biodiversitätsforschung Deutschland. Nachdem sich alle Vertragstaatenländer der CBD (Übereinkommen über die biologische Vielfalt) für eine Einrichtung von IPBES ausgesprochen und auch die UN-Vollversammlung dies zur Kenntnis genommen hatte, fehlt nun noch die offizielle Gründung des Gremiums. Je nachdem, welche UN-Organisationen beteiligt sein werden, UNEP, UNESCO, UNDP oder FAO, bzw. alle gemeinsam, kann dies verschiedene Prozeduren nötig machen. „Diese Entscheidung muss jetzt in Panama getroffen werden, damit der Prozess zügig weiter gehen kann.“ meint Paulsch.
Forscher und Politiker erhoffen sich von IPBES ein gesteigertes Verständnis für das Problem des dramatischen Schwundes der biologischen Vielfalt, intakter Ökosysteme und der damit verbundenen Ökosystemdienstleistungen. IPBES soll das vorhandene Wissen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung von Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen besser für politische Entscheidungsprozesse auf globaler, regionaler, nationaler und lokaler Ebene nutzbar machen.
NeFo organisiert den Prozess zur Einbindung der deutschen Wissenscommunity in IPBES im Auftrag der Ministerien für Bildung und Forschung (BMBF) sowie für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU).
Auf der Tagesordnung in Panama steht ebenfalls die Vergabe des Sitzes des zukünftigen Sekretariats, um den sich auch Deutschland beworben hat. Die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn konkurriert hier mit Frankreich (Paris), Süd-Korea (Busan), Kenia (Nairobi) und Indien. Der Sitz wird künftig auch immer dann Austragungsort und Finanzier für die regelmäßigen Versammlungen sein, solange sich kein anderes Land dazu bereit erklärt, ein entsprechendes Treffen auszurichten.
Ebenfalls zur Diskussion steht in Panama die Struktur des künftigen „Weltbiodiversitätsrates“. Soll IPBES von einem einzigen Gremium bestehend aus Regierungsvertretern und Wissenschaftlern durchgeführt werden, oder ein eigenständiges Wissenschaftlergremium für das ausführende Gremium Berichte erstellen und Handlungsoptionen aufzeigen? Die Erfahrungen aus den wissenschaftlichen Vorbereitungskonferenzen der Vertragsstaatenkonferenzen der CBD (SBSTTA - Subsidiary Body on Scientific, Technical and Technological Advice), die nur aus einem gemeinsamen Gremium bestehen, zeigen, dass eine strikte Trennung die Rolle der Wissenschaft im neuen Gremium stärken würde.
Ob tatsächlich auch schon die Themen, mit denen sich IPBES zumindest in seiner Anfangsphase befassen soll, festgelegt werden, scheint allerdings eher fraglich.
NeFo-Mitarbeiter Axel Paulsch ist als wissenschaftlicher Berater Teil der deutschen Delegation in Panama, die vom BMU geleitet wird und berichtet im IPBES-Blog aktuell über die Entwicklungen der zweiten Sitzung.
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