Das Kyro-Mikroskop kann Objekte um den Faktor eine Million und damit bis zu einzelnen Atomen vergrößern, ein klassisches Elektronenmikroskop nur zehntausendfach. Eine Hochleistungskamera produziert daraus dann 3D-Bilder. Die Kryotechnik in Kombination mit der Vergrößerung ermöglicht es, Erreger wie den Zika- oder den HI-Virus aber auch Proteine aus allernächster Nähe und in Aktion zu betrachten und so besser zu verstehen. „Heute entstehen die meisten Entdeckungen aus technologischem Fortschritt.“, erkennt der ehemalige Direktor des Institut Pasteur und korrespondierendes Mitglied der französischen Wissenschaftsakademie Maxime Schwartz an, „Es ist nicht mehr wirklich diese oder jene geniale Idee eines Forschers, die den Unterschied macht.“ Bei der Kryo-Elektronenmikroskopie werden die Untersuchungsproben auf minus 195 Grad herunter gekühlt. Dadurch werden die Schäden, die die intensiven elektromagnetischen Strahlen an den biologischen Proben verursachen, minimiert. Für die Entwicklung der Kryo-Technik erhielt der Biophysiker Jacques Dubochet zusammen mit zwei anderen Wissenschaftlern, die die Elektronenmikroskopie weiterentwickelt hatten, 2017 den Chemie-Nobelpreis.
Die Daten werden von Titan Krios direkt elektronisch gespeichert und jährlich einen Umfang von bis zu 400 Terabyte umfassen. Sie sollen in einer Art visuellen Bibliothek allen französischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zugänglich gemacht werden.
Um die Installation mitten in der Stadt zu ermöglichen, hat das Institut Pasteur ein neues Gebäude errichtet, in dessen Keller das fast vier Meter hohe Mikroskop aufgebaut wurde. Dort ist es durch besondere Maßnahmen vor jeglicher Erschütterung oder elektromagnetischer Strahlung abgeschirmt. Es wurde zudem eine neue Forschungsgruppe für den Betrieb des Mikroskops ins Leben gerufen, die von der US-amerikanischen Bioinformatikerin und Titan-Expertin Dorit Hanein geleitet wird.
Das Institut Pasteur arbeitete seit 2011 daran, Titan Krios zu erwerben und konnte es nun im Jahr des 130jährigen Bestehens des Instituts einweihen. Ein Teil der Mittel wurde 2011 über die französische Exzellenzinitiative bewilligt. 2016 wurde per Crowdfunding ein weiterer Teil der Gesamtkosten von insgesamt zehn Millionen Euro eingeworben.
Weltweit gibt es bisher nur wenige dieser Hochleistungsmikroskope, etwa an der Universität Yale oder ab November 2018 in der European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) in Grenoble.
Zum Nachlesen (Französisch):
- Institut Pasteur (12.07.2018): Avec Titan Krios, l’Institut Pasteur au plus près du vivant
- L'Express (16.12.2017): Titan Krios, la super loupe de l'Institut Pasteur
- Institut Pasteur: L’opération Titan, Voir l’infiniment petit pour mieux combattre les maladies
- franceinfo: Le super-microscope de l'Institut Pasteur va permettre d'observer certaines molécules "pour définir de nouveaux traitements"