Im Rahmen des internationalen Expertenforums „KI im Dienste der Menschheit“ (AI for Humanity), das vom 28. bis 30. Oktober 2019 in Paris stattfand, plädierte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron für einen „dritten Weg“ im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Dieser sollte, getragen von europäischen Partnern, für eine ethische, verantwortungsvolle KI im Dienste der Menschen stehen. Und sich so vom US-amerikanischen, durch private Unternehmen geprägten, wie vom chinesischen, durch hohe staatliche Kontrolle geprägten, Weg abheben. Macron kündigte die Schaffung von zwei KI-Expertise-Zentren in Paris und Montréal im kommenden Jahr an. Dort sollen die wissenschaftlichen wie politischen Debatten vorangebracht und so ein „neuer Konsens rund um KI definiert und gestaltet werden“. Die Zentren sind die Basis der in Entstehung begriffenen Globalen KI-Allianz (Global Partnership on AI, GPAI), die laut Macron ein wichtiger Baustein eines notwendigen, weltweiten Rahmens sein sollen. Die GPAI wurde von Kanada und Frankreich gemeinsam initiiert, weitere Länder haben ihre Beteiligung angekündigt. Die Allianz soll jährlich tagen und so die Initiative des „AI for Humanity“-Forums fortsetzen.
Macron sah in seiner Rede auch die Forscherinnen und Forscher in der Verantwortung, insbesondere wenn sie sich entschieden, für marktbeherrschende Firmen wie Google oder Facebook zu arbeiten, und so zur Entwicklung von Algorithmen beitrügen, die negative Folgen haben können, sich aber der öffentlichen Kontrolle entziehen. „Die Realität ist, dass öffentliche Gelder FuE-Projekte finanzieren, deren größte Talente dann von US-amerikanischen Firmen abgeworben werden.“, kommentierte Lucas Nacsa, der Geschäftsführer einer auf KI spezialisierten Beratungsagentur, die Rede Macrons gegenüber der Tageszeitung Les Echos.
Das „AI for Humanity“-Forum versammelte 450 Teilnehmende aus 24 Ländern, darunter auch Deutschland. Mehrheitlich handelte es sich um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachbereichen, aber auch Vertreter/-innen von Unternehmen, aus der Politik und aus der Zivilgesellschaft. Im Schwerpunkt wurden zwei Aspekte diskutiert: der Beitrag von KI-Technologien zu den großen Herausforderungen der Menschheit (Gesundheit, Armut, Zugang zu Bildung, Umweltschutz …) und der Umgang mit Risiken, die mit den neuen Technologien einhergehen.
Wenige Tage vor dem „AI for Humanity“-Forum, am 25. Oktober 2019, tagte in Paris eine deutsch-französische Expertengruppe unter anderem zum Thema KI, an der neben Forschenden auch Vertreter beider Bildungsministerien teilnahmen. Auch dort herrschte Einigkeit, dass die Weiterentwicklung von KI auf dem Menschen zentriert sein muss und verständlicher, transparenter und interdisziplinärer werden sollte.
Frankreich hat vor 18 Monaten seine eigene KI-Strategie vorgestellt und stellt 1,5 Milliarden Euro für deren Umsetzung zur Verfügung. Die Hälfte der Mittel geht in die Forschung. So haben insbesondere die vier neuen Interdisziplinären Institute für künstliche Intelligenz (3IA) in Paris, Grenoble, Nizza und Toulouse ihre Arbeit aufgenommen, mehrere KI-Lehrstühle wurden neu geschaffen und ein neuer Hochleistungsrechner angeschafft. Das Forschungsprogramm wird vom Nationalen Forschungsinstitut für Informatik und Automatik INRIA koordiniert, das auch für das neue Expertise-Zentrum in Paris verantwortlich sein wird.
Zum Nachlesen
- Global Forum on AI for Humanity: Konferenzprogramm
- Les Echos (30.10.2019): Macron appelle à une stratégie européenne de l'Intelligence Artificielle (Französisch)
- L'Usine Nouvelle (30.10.2019): Emmanuel Macron annonce la création de deux centres d'expertise en IA à Paris et Montréal (Französisch)
- Le Journal CNRS (29.10.2019): Un forum mondial pour une intelligence artificielle responsable (Französisch)
- Industrie & Technologies (31.10.2019): Le Forum on AI for Humanity met sur orbite le Partenariat mondial sur l'intelligence artificielle (Französisch)
- Deutsch-Französische Hochschule (29.10.2019): Deutsch-französisches Expertentreffen zur Digitalisierung