Eine kostenlose Ausbildung, namhafte Unternehmen und ein anerkanntes Zertifikat, das sind eigentlich ideale Voraussetzungen, um als zukünftiger Arbeitgeber bei potenziellen Auszubildenden zu glänzen. Eigentlich.
Die Vermarktung eines Ausbildungsprogramms und das Recruiting kann in Malaysia, gerade wenn man mit einer deutschen Erwartungshaltung und Herangehensweise startet, eine echte Herausforderung darstellen.
Was tun nach der Schule? Entscheidungsfindung junger Malaysier
Bevor sich ein Unternehmen in die Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten stürzt, sollte man einige kulturspezifische Umstände bedenken.
Junge Schulabgängerinnen und -abgänger warten auf die Ergebnisse ihrer Abschlussprüfungen, bevor sie sich Gedanken über ihre Karriere machen. Sind die Noten und die finanziellen Umstände gut genug, ist eine Universität die erste Wahl.
Außerdem entscheiden junge Malaysierinnen und Malaysier in den seltensten Fällen allein über ihren Ausbildungsweg nach der Schule. Eltern, Geschwister oder Tanten und Onkel nehmen den Telefonhörer in die Hand, checken Internetseiten und führen Gespräche auf Bildungsmessen. Die Familie greift engagiert in den Bewerbungsprozess ein, schickt Bewerbungsunterlagen ab und erscheint gemeinsam mit dem Kandidaten zu Bewerbungsgesprächen.
Die Erstellung von Bewerbungsunterlagen, wie wir sie aus Deutschland kennen, wird den jungen Menschen nicht vermittelt und kann insofern nicht vorausgesetzt werden. Gern reichen junge Bewerberinnen und Bewerber beispielsweise Zertifikate über Judogürtelprüfungen als Nachweis ihrer Kompetenz ein.
Typische Bewerbungsgespräche in Malaysia
Die Faktoren, die in die Entscheidung für einen beruflichen Weg beeinflussen, haben auch Einfluss auf das Bewerbungsgespräch.
Oft sind Bewerberinnen und Bewerber nach dem Verschicken ihrer Unterlagen für eine Terminabsprache nicht mehr erreichbar. Ein Grund dafür ist, dass die Unterlagen von den Eltern und ohne Wissen des vermeindlichen Interessenten eingereicht werden. Kandidaten erscheinen zu früh, zu spät oder gar nicht.
Das Zufrüh- oder Zuspätkommen liegt oft am Verkehr. Stau ist eine Dauerbelastung, die jeder kennt und jeder erwartet. Insofern informiert man auch nicht unbedingt telefonisch über eine Verschiebung im Zeitplan. Über die Gründe des unentschuldigten Nichterscheinens liegen naturgemäß keine genauen Erkenntnisse vor.
Das eigentliche Interview kann unter Umständen ein wenig Geduld erfordern. Nicht jede Bewerberin oder jeder Bewerber weiß immer ganz genau, bei wem sie oder er sich gerade vorstellt und um welche Position es sich eigentlich handelt.
Aus deutscher Sicht hat das zumindest den Vorteil, dass man nicht stets zu den selben Floskeln, warum gerade Unternehmen X der auserwählte und schon von Kindergartenalter an erträumte Arbeitgeber ist, zustimmend nicken muss.
Asiatische Zurückhaltung endet beim Gehalt
Die asiatische Zurückhaltung tritt in den Hintergrund, wenn es um Gehaltsvorstellungen geht. Erfrischend direkt werden Vorstellungen formuliert und jeder Gesprächsteilnehmer weiß, woran er ist.
Sicher ist: Auch in Malaysia finden Bewerber und Arbeitgeber letztendlich zusammen und unterschreiben einen Ausbildungsvertrag.
Autorin: Johanna Theil
Vorschau Malaysia
iMOVE, die Initiative zur Internationalisierung deutscher Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen, plant die Veröffentlichung der iMOVE-Marktstudie Malaysia bis zum Jahresende. Zeitgleich geht eine neue Marktseite Malaysia online.