Diese Mittel wurden im Rahmen der neuen ERC-Förderinitiative unter der Bezeichnung "Proof of Concept" an Forscher verteilt, die bereits ERC-Stipendien erhalten, um ihnen zu helfen, ihre Ideen schneller in marktfähige innovative Lösungen umzusetzen.
Auf einen Aufruf zur Einreichung von Vorschlägen im Juni, auf den insgesamt 78 Bewerbungen eingegangen waren, wurden die besten 30 für eine zusätzliche Unterstützung ausgewählt, mit der sie in der Lage sein werden, die oft kostspieligen Hürden der Rechte am geistigen Eigentum, die technische Validierung und Marktforschung zu überwinden sowie Handels- und Geschäftsmöglichkeiten zu untersuchen.
Dahinter steht die Idee, den Forschern dabei zu helfen, ihre Idee zu verpacken und ihr kommerzielles Potenzial aufzuzeigen, sodass sich potenzielle Investoren dafür interessieren. Die Kommissarin für Forschung, Innovation und Wissenschaft, Maire Geoghegan-Quinn, erwartet, dass durch diese Zuschüsse Forschungsergebnisse schneller den Markt erreichen:
"In dieser Zeit der Wirtschaftskrise ist die Investition in Exzellenz und Innovation in Europa von entscheidender Bedeutung. Durch diese gezielte Unterstützung können ERC-Projekte mit hohem Potenzial ihre Pionierforschung maximal schöpfen. Wir müssen die Innovation anregen und mehr Ideen auf den Markt bringen."
Die Projekte selbst decken ein breites Themenspektrum ab. So beabsichtigt etwa das Projekt "Physics of liquid-vapor phase transition" (PHYSBOIL) die Entwicklung von nadelfreien Injektionen für Patienten. Das durch den Forscher Detlef Lohse von der Twente Universiteit in den Niederlanden durchgeführte Projekt erhielt eine Finanzspritze aus einem ERC Advanced Grant.
Vakzine und Injektionen werden häufig mit Angst und mit dem Risiko einer Infektion assoziiert: Detlef Lohse hat sich vorgenommen, die Art, wie wir dies wahrnehmen, zu verändern. Dieses Projekt basiert auf der Entdeckung, dass, wenn ein Laserpuls genau auf eine mit Flüssigkeit gefüllte Kapillare gerichtet wird, augenblicklich eine Dampfblase entsteht. Diese sendet eine Schockwelle aus, die dann einen dünnen, ultra-schnellen Mikro-Jet schafft, der 10-mal kleiner sein kann als der Durchmesser der Mikro-Kapillare. Dieses Projekt könnte nadelfreie Injektionen und Medikamente für Mensch und Tier in der Zukunft wahr machen.
Ein weiteres Projekt will eine sichere Mobilfunkkommunikation für die Verbraucher erreichen, indem sichergestellt wird, dass sie vor Cyber-Angriffen und Abhören geschützt sind. Jeremy O'Brien von der University of Bristol im Vereinigten Königreich erhielt einen ERC Advanced Grant für sein Projekt "Quantum secure communication for mobile networks" (QNET).
Obwohl Unternehmen und Regierungen bereits verschiedene Anstrengungen unternommen haben, Systeme für quantensichere Kommunikationsnetze einzurichten, stehen den Verbrauchern solche Systeme noch nicht zur Verfügung. Dieses Projekt will die Verteilung von Quantenschlüsseln erreichen, um die Übertragung eines geheimen Schlüssels durch Kodierung von Informationen in einzelne Photonen zu sichern, so dass jedes "Abhören" erkannt werden kann. Durch Fokussierung auf mobile Geräte, die von den Verbrauchern genutzt werden, könnten die Benutzer einen sicheren Schlüssel auf ihrem Handy, Smartphone oder Tablet generieren.
Der ERC ist die erste europäische Organisation, die zur Förderung von durch Forscher angeregter Pionierforschung errichtet wurde. Ihr Hauptziel ist es, wissenschaftliche Exzellenz anzuregen, indem die besten, kreativen Wissenschaftler, Gelehrten und Ingenieure unterstützt und dazu ermutigt werden, sich auf das Abenteuer Forschung und die damit verbundenen Risiken einzulassen. Die Wissenschaftler sind aufgefordert, über etablierte Grenzen des Wissens und die Grenzen von Disziplinen mithilfe innovativer Ansätze hinauszugehen.
Der ERC fungiert als eine ergänzende Organisation neben den nationalen Forschungsförderungsagenturen und ist ebenfalls ein zentraler Bestandteil des Programms "Ideen" des Siebten Rahmenprogramms der EU (RP7).
ERC-Präsidentin Professor Helga Nowotny kommentiert das "Proof of Concept"-Programm folgendermaßen: "Das 'Proof-of-concept'-Programm wurde eingerichtet, um eine Brücke zu schaffen für Ideen aus der Pionierforschung, die für die Märkte attraktiv sein könnten. Innovation findet in Betrieben statt. Wir bieten ERC-Stipendiaten die Möglichkeit, das innovative Potenzial ihrer Ideen zu untersuchen und zu beweisen und wir vertrauen darauf, dass viele dieser Ideen ihren Weg finden und in produktive Ergebnisse umgewandelt werden."
Ein zweiter Bewerbungsaufruf im Rahmen des Proof of Concept-Programm endet am 8. November 2011.
Referenz: Gestützt auf Informationen des Europäischen Forschungsrates (ERC).