In Afrika, Lateinamerika und in bestimmten osteuropäischen und asiatischen Ländern könnte das Virus sich auf geschwächte Gesundheitssysteme verheerend auswirken. In einem in The Lancet veröffentlichten Kommentar machen die Mitglieder der COVID-19 Clinical Research Coalition darauf aufmerksam, dass internationale Forschungskooperation und -koordination dringend erforderlich sind. Betroffene afrikanische, lateinamerikanische, osteuropäische und bestimmte asiatische Länder müssen dabei unterstützt werden, wirksam auf die Pandemie zu reagieren. Die weltweite Forschung muss auch auf diese ressourcenschwachen Regionen abgestimmt werden.
Die Koalition bringt ein beispielloses Aufgebot an Gesundheitsexperten an einen Tisch: darunter sind öffentliche Forschungsinstitute, Gesundheitsministerien, Hochschulen, gemeinnützige Forschungs- und Entwicklungsorganisationen, Nichtregierungsorganisationen, internationale Organisationen und Geldgeber. Sie alle setzen sich dafür ein, COVID-19-Lösungen für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen Länder zu finden.
Eine wichtige Antwort auf COVID-19 im Bereich der Forschung wurde bereits in die Wege geleitet: die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geleitete SOLIDARITY-Studie, die für ein weltweit beispielloses Engagement steht. Hierfür wählte die WHO vier besonders vielversprechende Wirkstoffe oder Wirkstoff-Kombinationen aus, um sie in einem klinischen Studienprogramm in mehreren Ländern zu testen. Die Autoren der aktuellen Veröffentlichung in Lancet stellten jedoch fest, dass von den fast 600 registrierten klinischen COVID-19-Studien nur sehr wenige in ressourcenschwachen Regionen geplant sind. Daher verpflichten sie sich, ihre fachliche Expertise und ihr Know-how bei der Durchführung klinischer Studien weiterzugeben, um die COVID-19-Forschung in diesen Regionen zu beschleunigen.
Die Herausforderung ist so groß, dass sie von einer einzelnen Organisation nicht zu bewältigen ist. Die Koalition wird ein abgestimmtes Vorgehen erleichtern, damit alle Daten aus allen Regionen auf ähnliche Weise erfasst, gebündelt und in Echtzeit ausgetauscht werden können. Dies wird den Regierungen und der WHO helfen, schnelle evidenzbasierte Entscheidungen zu Strategien und Vorgehensweise zu treffen.Die Mitglieder der Koalition fordern spezielle Verpflichtungen, damit wirksame neue Behandlungen in ressourcenarmen Regionen so schnell wie möglich zur Verfügung gestellt werden sowie bezahlbar und leicht zugänglich sind.
DNDi (Drugs for Neglected Diseases initiative) hat diese Initiative zusammen mit der Mahidol Oxford Tropical Medicine Research Unit und dem Infectious Diseases Data Observatory begonnen und arbeitet daran, mehrere führende Forschungseinrichtungen in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen zu mobilisieren, die bei diesen Bemühungen an vorderster Front mitwirken müssen.
Bisher haben sich dieser Koalition über 70 Organisationen angeschlossen. Andere Organisationen können sich anschließen und vorhandene Kapazitäten einbringen. Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) hat sich der Koalition als erste Organisation in Deutschland angeschlossen. Im DZIF entwickeln bundesweit mehr als 500 Wissenschaftler aus 35 Institutionen gemeinsam neue Ansätze zur Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von Infektionskrankheiten. Ziel ist die sogenannte Translation: die schnelle, effektive Umsetzung von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis. Damit bereitet das DZIF den Weg für die Entwicklung neuer Impfstoffe, Diagnostika und Medikamente gegen Infektionen. Das DZIF wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.