Die diesjährige Studie zeigt auf, wie STI-Systeme (Science, Technology, Innovation) auf die Krise reagiert haben und welche Herausforderungen noch vor ihnen liegen. Es wird deutlich, dass die Pandemie die wissenschaftliche Forschung und Zusammenarbeit in beispielloser Weise mobilisiert hat. Allerdings ist es in Vorbereitung auf künftige Pandemien wichtig, effektive langfristige Modelle offener Wissenschaft zu entwickeln, sich international noch besser zu koordinieren und Forschung und Entwicklung gezielter als bisher zu fördern.
Viele Unternehmen werden aufgrund der pandemiebedingten Umsatz- und Gewinnrückgänge ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) stark zurückfahren, so die Studie. Auch werden die staatlichen FuE-Budgets den vielen Anträgen auf Unterstützung kaum gerecht werden können, besonders angesichts der hohen Staatsverschuldung. Beides kann zum Hindernis für wichtige Innovationstätigkeit werden.
In einem Kapitel werden die Folgen von COVID-19 für internationale FuE-Kooperationen dargestellt. Die OECD plädiert dafür, internationale Kooperation stärker auf globale öffentliche Güter und globale Herausforderungen auszurichten und neue Finanzierungsmechanismen einzurichten. Im Gegensatz dazu wird auch die zunehmende Tendenz angeprochen, FuE stärker gegenüber internationaler Kooperation abzuschotten, z.B. um sich gegen den Diebstahl geistigen Eigentums zu schützen und durch die Setzung von Standards wie der Wissenschaftsfreiheit.
Kernaussagen der Studie:
- In den ersten Monaten der Pandemie haben nationale Forschungsförderungseinrichtungen in den Ländern, für die Daten vorliegen, im Eilverfahren rund fünf Milliarden US-Dollar für Forschung und Entwicklung zu COVID-19 bereitgestellt.
- OECD-weit haben Unternehmen im Digital- und Pharmasektor 2020 ihre FuE-Investitionen ausgeweitet. Gleichzeitig haben führende Unternehmen in anderen Sektoren, z. B. in der Automobilbranche sowie im Bereich Luft- und Raumfahrt und Verteidigung, ihre FuE-Ausgaben gesenkt.
- In den elf Monaten bis Ende November 2020 sind rund 75.000 wissenschaftliche Publikationen zu COVID-19 erschienen. Die meisten Beiträge kommen aus den USA und China und wurden zu etwa einem Viertel gemeinsam mit Forscherinnen und Forschern in anderen Ländern verfasst.
- Mehr als Dreiviertel der wissenschaftlichen Publikationen zu COVID-19 sind Open-Access-Publikationen, was bedeutet, dass der Inhalt für andere Forscherinnen und Forscher frei zugänglich, nutzbar, veränderbar und weiterverbreitbar ist. Auf der ganzen Welt haben Forschungsdatenbanken und wissenschaftliche Verlage Paywalls entfernt, um den Informationsaustausch unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu fördern.
- Die staatliche Unterstützung für FuE in der Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren verändert. Sie findet immer häufiger in Form von steuerlichen Anreizen statt und weniger in Form direkter Unterstützung, beispielsweise durch Aufträge, Zuschüsse oder Auszeichnungen. Diese Steuervorteile machten 2017 in OECD-Ländern rund 55 Prozent der gesamten staatlichen Förderung aus (in 2006 waren es noch 36 Prozent). Zwar sind Steueranreize sinnvoll, um Innovation in Unternehmen zu fördern, sie sind aber nicht zielgerichtet. Sie führen tendenziell eher dazu, dass bestehende Systeme, Produkte oder Prozesse verändert werden (inkrementelle Innovation). Klug gestaltete direkte Hilfen sind besser geeignet, längerfristige und risikoreichere Forschung und Entwicklung zu fördern, insbesondere in Bereichen, die dem Gemeinwohl dienen.
Zum Nachlesen
- OECDiLibrary (12.01.2021): OECD Science, Technology and Innovation Outlook 2021
- OECD Science, Technology and Innovation Outlook 2021 - Highlights (PDF)
- OECD Innovation Blog (12.01.2021): 5 key findings from the new Science, Technology and Innovation Outlook
- Science|Business (12.01.2021): COVID-19 triggered unprecedented collaboration in research
- Science|Business (14.01.2021): US and China the biggest partners in COVID-19 biomedical research collaborations
- Bundesministerium für Bildung und Forschung (27.01.2021): Karliczek: Wir müssen weltweit und entschieden auf die COVID-19-Pandemie reagieren
(Anmerkung der Redaktion: Inhalte zum Nachlesen zuletzt am 28.01.2021 ergänzt)