In ihrer Stellungnahme „Pandemic preparedness and the role of science“ empfehlen die Akademien der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer ein weltweites Netzwerk zur Überwachung von Krankheitsausbrüchen, das auf gemeinsam vereinbarten Kriterien basiert. Damit soll ein gehäuftes Auftreten von Krankheits- und Todesfällen frühzeitig erkannt und rasch auf mögliche Pandemieausbrüche reagiert werden können. Die Akademien empfehlen verlässliche Richtlinien und Plattformen für die Sammlung und den weltweiten Austausch detaillierter Daten, beispielsweise zur Erregergenomik. Zusätzlich befürworten sie eine epidemiologische Überwachung von über die Atemwege übertragbaren Krankheiten sowie von bakteriellen Infektionen im Kontext der beobachteten Zunahme von Antibiotikaresistenzen.
Die Akademien sprechen sich für eine dezentrale Herstellung und Auslieferung von Diagnostika, Medikamenten, Impfstoffen und medizinischem Verbrauchsmaterial und Ausrüstung aus. Es gilt, Technologie- und Fertigungskapazitäten für Produkte des medizinischen Bedarfs weltweit, aber besonders in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, zu fördern. Auch Zulassungsprozesse sollen zeitlich gestrafft und der Zugang zu neuen Technologien, unter Berücksichtigung von geistigem Eigentum, Patenten und Preisbildungsmechanismen, beschleunigt werden.
Zudem unterstützen sie die Bemühungen um einen Internationalen Vertrag zur Pandemieprävention und ‑vorsorge auf Ebene der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der kürzlich von mehr als 20 Staats- und Regierungschefinnen und -chefs sowie den Gesundheitsministerinnen und -ministern der G7-Staaten vorgeschlagen wurde. Dazu empfehlen sie, die zwischenstaatlichen Verhandlungen zu nutzen, um sich auch über die Erfahrungen in der globalen Zusammenarbeit während der Coronavirus-Pandemie auszutauschen und über Anreize und Mechanismen zur Stärkung der Internationalen Gesundheitsvorschriften zu diskutieren.
Im Herbst wird die Stellungnahme im Rahmen des Treffens der Akademien, das von 22. bis 23. September in Rom (Italien) stattfindet, offiziell an die italienische G20-Präsidentschaft übergeben.
Das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefinnen und -chefs der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) im Oktober in Rom ist das fünfte, in das sich die Wissenschaft in dem eigens dafür geschaffenen Dialogforum „Science20“ einbringt. Premiere hatte die wissenschaftliche Beratung der G20-Gipfel im Jahr 2017 im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft. Unter Federführung der Leopoldina hatten die nationalen Wissenschaftsakademien der G20-Staaten damals Empfehlungen zu einer verbesserten globalen Gesundheitsversorgung erarbeitet. Auch die G7-Gipfeltreffen werden seit mehr als zehn Jahren von den Wissenschaftsakademien begleitet.
Zum Nachlesen
- Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina (06.08.21): Deutsche Übersetzung der Stellungnahme „S20 Joint Statement: Pandemic preparedness and the role of science” (PDF)