Seit Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine sind mehr als 4,2 Millionen Menschen aus dem Land geflohen; etwa 2,5 Millionen davon nach Polen. Unter den Geflüchteten befinden sich ersten Schätzungen zu Folge etwa 6.300 Forschende. Viele der Universitäten und Forschungseinrichtungen in der Ukraine wurden bei Angriffen zerstört.
Die Polnische Akademie der Wissenschaften (PAN) hat eine Woche nach Kriegsbeginn aus eigenen Mitteln ein Hilfsprogramm für geflohene Forschende aufgelegt. Das Programm stieß auf große Nachfrage. Binnen weniger Tage erreichten die Polnische Akademie der Wissenschaften hunderte Bewerbungen, welche mit den verfügbaren Mitteln nicht alle gedeckt werden konnten. Bisher konnten 70 dreimonatige Stipendien an ukrainische Forschende vergeben werden. Die Geförderten erhalten so die Möglichkeit, ihre Aufenthaltssituation zu regeln und eine Anstellung an einem der Institute der Akademie zu suchen.
Laut PAN konnte das Hilfsangebot mit Hilfe zahlreicher internationaler Wissenschaftsinstitutionen, darunter die National Academy of Sciences der USA, weiter ausgebaut werden. Einige der geflohenen Forschenden könnten so langfristiger unterstützt werden.
Der Präsident der PAN, Jerzy Duszyński, richtet sich nun mit einem Aufruf an Förder- und Forschungsorganisationen weltweit, ebenfalls Stipendienprogramme aufzulegen. Zudem appellierte er, im Rahmen der Stipendien die Verbindung der geförderten Forschenden zu ihrem Heimatland aufrechtzuerhalten. Es müsse einem Braindrain entgegengewirkt werden, um den Fortbestand der ukrainischen Wissenschaft und deren Wiederaufbau nach Kriegsende sicherzustellen. Die Wichtigkeit dieses Anliegens betonten ukrainische Hochschulrektoren bei einem Treffen mit ihren polnischen Amtskollegen.
Eine andere Form der Unterstützung, die der PAN-Präsident formulierte, ist die Bereitstellung von Serverkapazitäten für ukrainische Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Auf diese Weise erhielten diese die Möglichkeit, Forschungsdaten, Publikationen und andere wichtige Dokumente zu sichern. Es sei wichtig, dass so wenig Forschungsergebnisse ukrainischer Einrichtungen wie möglich im Krieg verloren gingen. Einige Institute der Polnischen Akademie der Wissenschaften hätten bereits entsprechende Maßnahmen getroffen.
Zum Nachlesen
- National Academy of Sciences (29.03.2022): NAS Launches Effort to Help Support Ukrainian Researchers as They Relocate to Poland
- Polnische Akademie der Wissenschaften (04.04.2022): Appeal for assistance for researchers in Ukraine
- Internationaler Informationsdienst der polnischen Wissenschaft und Innovation (05.04.2022): Sonderprogramm des Nationalen Wissenschaftszentrums für Wissenschaftler aus der Ukraine