Der Iran steht vor enormen wasserwirtschaftlichen Herausforderungen und benötigt Lösungen für seine von Wasserknappheit bedrohten Gewässer. Dabei kommt dem Zayandeh Rud als dem wichtigsten Fluss des Zentraliran eine besondere Bedeutung zu. Mit einem Kick-off Treffen am 24. März 2015 in Berlin ist das Verbundprojekt „Integriertes Wasserressourcenmanagement Zayandeh Rud“ in die zweite Phase gestartet. Der Schwerpunkt liegt auf der Erweiterung und Implementierung des seit 2010 erarbeiteten IWRM-Konzepts sowie dem Wissenstransfer. Unter der Leitung des inter 3 Instituts für Ressourcenmanagement werden Wissenschaftler und Unternehmen bis 2018 politisch-rechtliche sowie technologische Maßnahmen zur verbesserten Ressourcennutzung in den Sektoren Landwirtschaft, Industrie und Siedlungswasserwirtschaft erarbeiten, Trainingsmodule entwickeln und ein Deutsch-Iranisches Wasserkompetenzzentrum aufbauen.
In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt werden gemeinsam mit der iranischen Wasserwirtschaft gezielt Technologien und erforderliches Managementwissen für eine nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung entwickelt, erprobt und implementiert. Neben inter 3, DHI-WASY und p2m berlin sind als neue Partner in der zweiten Projektphase die abc advanced biomass concepts GmbH, die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA), das Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam (ATB) und die TU Berlin an dem Projekt beteiligt.
Management eines kostbaren Guts: Von der Analyse zur praktischen Umsetzung
Der Zayandeh Rud versorgt gut 4,5 Millionen Menschen mit Wasser, die Region um Isfahan gehört außerdem zu den wichtigsten industriellen und landwirtschaftlichen Produktionszentren des Landes. Der Fluss trocknete in den vergangenen Jahren in Teilen wiederholt aus. Gründe hierfür sind klimatische Veränderungen sowie der gestiegene Bedarf an Trinkwasser und Wasser für die Industrie. Rund 85 Prozent der entnommenen Wasserressourcen werden außerdem für die Bewässerungslandwirtschaft benötigt. Auf Nutzungskonflikte wurde bislang mit unpopulären und wenig nachhaltigen Maßnahmen wie Wassertransfers reagiert.
Projektleiter Dr. Shahrooz Mohajeri betont: „Wir haben in den letzten Jahren bereits soziale Auseinandersetzungen erlebt, die direkt aus der wachsenden Konkurrenz um die schwindenden Wasserressourcen in der Region resultieren. Die Herausforderung besteht darin, in dieser angespannten Situation umsetzbare Instrumente zu entwickeln, die von den Betroffenen akzeptiert werden und die ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedürfnisse in der Region berücksichtigen.“
In der ersten Projektphase wurde die wasserwirtschaftliche Situation im Einzugsgebiet des Zayandeh Rud unter technischen, organisatorischen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten analysiert. In der zweiten Projektphase wird unter anderem ein Wasserbewirtschaftungstool entwickelt und implementiert, das die Entscheidungsträger in die Lage versetzt, konkrete Ziel- und Aktionspläne für eine nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung zu erstellen und die Reichweite ihrer Entscheidungen abzuschätzen.
Dr. Michael Kaltofen von DHI-WASY erläutert: „Wasserwirtschaftliche Wechselwirkungen, Versalzung sowie historisch gewachsene Bereitstellungsregeln erhöhen die Komplexität der Planung enorm. Dafür modellgestützte Instrumente zu entwickeln stellt uns vor neuartige Herausforderungen, die wir nur mit fachlicher Unterstützung der iranischen Kollegen bewältigen können. Dies ermöglicht eine umfassende Herangehensweise, in die die erforderlichen Managementprozesse integriert werden.“
Deutsch-iranische Zusammenarbeit: Vom Know-how-Transfer zum ‚Gewusst wie‘
Der Schwerpunkt der zweiten Projektphase liegt außerdem auf der Implementierung der entwickelten Ansätze und dem Wissenstransfer. Dafür werden unter anderem fünf praxisnahe Pilotprojekte sorgen sowie das Wasserkompetenzzentrum, das als Schulungsort, Austauschplattform und Showroom für deutsche Technologieunternehmen dienen soll. Zu jedem Kompetenzbereich werden eigene Trainingsmodule erarbeitet.
Im Projektteam arbeiten Wissenschaftler und Unternehmen beider Länder eng zusammen daran, in Deutschland erprobte Technologien und Management-Strategien an die spezifische Situation im Einzugsgebiet anzupassen und erfolgreich einzusetzen. Damit wird die Übertragbarkeit der Technologien und Methoden sichergestellt.
Das Forschungsvorhaben wird vom BMBF im Rahmen der Fördermaßnahme „Integriertes Wasserressourcen-Management einschließlich des notwendigen Technologie- und Know-how-Transfers“ gefördert. Im Iran unterstützt das dortige Energieministerium das Projekt, welches die Wasserbehörde Isfahan als iranischen Kooperationspartner eingesetzt hat.