Die französische Hochschulrektorenkonferenz CPU (Conférence des présidents d’université), die Rektorenkonferenz der Grandes Écoles CGE (Conférence des grandes écoles), die Rektorenkonferenz der französischen Ingenieurhochschulen CDFI (Conférence des Directeurs des Ecoles Françaises d’Ingénieurs) und Campus France haben anlässlich der zweiten „Forschungs- und Innovationstage“ (Rencontres de la recherche et de l'innovation) am 3. Juli 2017 ein Sechs-Punkte-Papier an die Ministerin für Hochschulwesen, Forschung und Innovation Frédérique Vidal übergeben.
Frankreich liegt laut der UNESCO auf Platz vier der Gastgeberländer für internationale Studierende, hinter den USA, Großbritannien und Australien. 2015 haben 235.000 Studierende aus dem Ausland einen Studienaufenthalt in Frankreich absolviert. Davon waren 73 Prozent an einer Universität eingeschrieben und 27 Prozent in einer der anderen Hochschulen. Doch trotz einer insgesamt positiven Entwicklung der Studienaufenthalte ausländischer Studierender reiche das Tempo nicht aus, um mit der internationalen Konkurrenz mitzuhalten. Dies sei insbesondere auf mangelnde finanzielle Mittel zurückzuführen. Wie Jean-Luc Nahel, Beauftragter für Internationales bei der CPU, zudem analysiert, gehe es nicht mehr nur um einen Wettbewerb zwischen Europa und den USA sondern auch mit Ländern wie China. Und die reine Exzellenz sei „nicht mehr ausreichend“, um ausländische Studierende zu gewinnen. Vielmehr brauche es eine „Politik, um bekannt zu werden und eine Verbesserung der Willkommenskultur.“
Im Einzelnen schlagen die Interessensverbände und Campus France folgende Maßnahmen vor:
- Ausbau der Mobilitätsstipendien: Seit 2004 hat sich das Budget der französischen Regierung für Mobilitätsstipendien fast halbiert. Statt 71 Millionen Euro (2016) sollte es wieder auf 133 Millionen Euro (2004) pro Jahr angehoben werden. Beispielsweise bietet Frankreich sieben Stipendien für äthiopische Studierende an, Deutschland 500.
- Weltweite Informationskampagne: Frankreich sollte sich am Vorbild großer internationaler Kampagnen wie der von Großbritannien („Education in Great Britain“, Budget sechs Millionen Euro) orientieren und dazu beitragen, dass französische Hochschulen auch als Marken bekannter werden.
- Mehr Budget für die Betreuung ausländischer Studierender und Wissenschaftler/-innen: Hochschulen müssen ihre Angebote (Empfang, Unterkunft, Sprachkurse, pädagogische Begleitung, Kultur- und Integrationsangebote …) ausbauen, um international konkurrenzfähig zu sein. Gleichzeitig engagieren sich die Hochschulen für institutionen- und bereichsübergreifende Service-Stellen („guichet unique“), um internationalen Gästen den Aufenthalt zu erleichtern.
- Vereinfachte Bewerbungsverfahren und Entwicklung innovativer Ausbildungsformate: Auch wenn sich die Bewerbungsverfahren für einen Aufenthalt in Frankreich verbessert hätten, seien sie nach wie vor zu kompliziert und es existierten redundante Kontrollinstanzen. Die Hochschulen brauchten zudem die Möglichkeit, neue Ausbildungsinhalte, ob Präsenz- oder Onlineformate, für internationale Studierende zu testen, zum Beispiel in Form von Vorbereitungssemestern („année zéro“). Lehre auf Englisch oder einer anderen Sprache sollte gefördert und die Spannungen in Bezug auf die Bewahrung der Frankophonie durch ausschließlich französischsprachige Lehre überwunden werden. Weiterhin müsse die Debatte um Studiengebühren für außereuropäische Studierende sachlich geführt werden, zumal dazu noch keine detaillierten Studien vorlägen.
- Verbesserung der Aufenthaltsbedingungen: Die Zahl internationaler Doktoranden geht zurück (-4,4 Prozent seit 2011). Stipendien müssen daher verbessert werden, und sollten an die Doktorandengehälter für französische Promovierende angepasst werden (1.758 Euro brutto/Monat). Ausländische Studierende und Doktoranden sollten weiterhin Zugang zum Programm „Studentischer Unternehmer“ erhalten. Für erfahrene Wissenschaftler/-innen müssten insbesondere die Aufenthaltstitel und das Steuerrecht verbessert werden (zum Beispiel doppelte Beitragszahlungen).
- Erhöhung der „Outgoing mobility“: Französische Studierende sind mobil. Allerdings gehen nur 26 Prozent der Universitätsstudierenden gegenüber 81 Prozent aus anderen Hochschultypen ins Ausland. Es wird insbesondere ein zentrale Stipendien-Struktur auf nationaler Ebene benötigt um die Zahl mobiler französischer Studierender zu erhöhen. Neben Eramus+ und den Angeboten der Regionen existiert keine solche Instanz. Campus France hat Interesse an dieser Aufgabe geäußert.
Während der Forschungs- und Innovationstage wurde auch über den Erfolg der Ausschreibung „Make our Planet great again“ gesprochen. Über 3.000 Bewerbungen von Studierenden und Wissenschaftler/innen aus der Klima- und Energieforschung für einen Forschungsaufenthalt in Frankreich werden aktuell geprüft. Wie Frédérique Vidal erklärte, habe Deutschland eine Beteiligung an der zweiten Runde der Ausschreibung zugesagt.