Das veröffentlichte Kapitel mit dem Titel "To be smart, the digital revolution will need to be inclusive: excerpt from the UNESCO science report" beschäftigt sich mit dem Thema Geschlecht in der Wissenschaft. Obwohl sich der Anteil von Frauen auf Hochschulebene insgesamt nahezu angeglichen hat, existieren weiterhin Unterschiede, z. B. hinsichtlich Region, Fachbereich oder Position. So wird im Bericht festgestellt, dass der Frauenanteil von wissenschaftlichen Positionen mit zunehmender Hierarchieebene sinkt. In der Europäischen Union beispielsweise machen Frauen fast die Hälfte der ersten Hierarchiestufe (Doktoranden) aus, aber nur 24 % der vierten Stufe (Forschungsdirektor oder ordentlicher Professor); in Ägypten ist diese Differenz weniger stark ausgeprägt (51,2 % zu 35,5 %). Einen deutlich kleineren Anteil nehmen Frauen nach wie vor in den Bereichen digitale Informationstechnologie, Informatik, Physik, Mathematik und Ingenieurwesen ein. Benin und andere afrikanische Länder stellen dabei eine Ausnahme dar.
Laut dem Bericht hat Benin den weltweit größten Anteil an Absolventinnen im Bereich der Ingenieurwissenschaften mit 54,6 % und rangiert weltweit an sechster Stelle mit 55,1 % im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik (IKT). Algerien steht weltweit an zweiter Stelle in den Bereichen Naturwissenschaften (83,1 %) und Landwirtschaft (76,8 %). Auch beim Anteil der Absolventinnen in den Ingenieurwissenschaften liegt Algerien weltweit an dritter Stelle (48,5 %). Tunesien liegt mit seinem Anteil an Absolventinnen in den Bereichen IKT (55,6 %) und Landwirtschaft (73,9 %) weltweit an vierter Stelle. Südafrika ist das einzige afrikanische Land, das in Bezug auf seinen Anteil an weiblichen Fachkräften mit Fähigkeiten im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) mit 23 % unter den Top 20 weltweit ist.
Zum Vergleich: Weltweit liegt der Frauenanteil bei den Ingenieuren bei 28 %, bei den Informatikern bei 40% und bei den KI-Absolventen bei 22%, der Anteil forschender Frauen insgesamt liegt bei 33,3 %. Der Anteil der Forscherinnen in den Ländern südlich der Sahara und den arabischen Ländern liegt sogar bei 33,5 % bzw. 42,6 %. Auch die Parität bei den Forschungsstellen in Nordafrika konnte dem Bericht zufolge von 35 % im Jahr 2005 auf 47,1 % im Jahr 2017 in Algerien und von 36 % auf 45,6 % in Ägypten im gleichen Zeitraum steigen. Allerdings ist auch die Mehrheit der Länder mit den niedrigsten Frauenanteilen in den Ingenieurwissenschaften und der Technik afrikanische Länder. Beispiele hierfür sind Tschad (0,7%), Mali (4,5%) oder Burundi (8,1%).
In einem University World News-Artikel kamen einige Professorinnen und Professoren aus Afrika zu Wort, die Lösungsvorschläge teilten, wie man der Unterrepräsentation von Frauen entgegenwirken könnte. Dort wurde darauf aufmerksam gemacht, dass Länder wie Benin aktiv in regionale Stipendien- und Innovationsfonds investieren, um die Beteiligung von Frauen im Wissenschafts-, Technologie- und Innovationsbereich zu erhöhen. Solche Investitionen könnten jedoch nicht alle Länder tätigen, wodurch die teils erheblichen Lücken zwischen reichen und armen Ländern entstehen.
Bei der Ursachenbekämpfung der Unterrepräsentation von Frauen sei es notwendig, dass die Politik die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessere. Außerdem sollten die Erfolge von Frauen in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik (MINT) dokumentiert werden, um Studentinnen und Schülerinnen positive Vorbilder aufzuzeigen. Zudem äußern die Expertinnen im University World News-Artikel die Forderung, dass Regierungen nationale und regionale Gesetze, Richtlinien und Strategien verabschieden und umsetzen müssen, um die Präsenz von Frauen im akademischen Bereich noch mehr zu stärken.
Zum Nachlesen:
- University World News (18.02.2021): Benin outperforms rest of world with women engineers
- UNESCO: To be smart, the digital revolution will need to be inclusive : excerpt from the UNESCO science report
- UNESCO: International Day of Women and Girls in Science