StartseiteLänderAfrikaSüdafrikaZusammenfassungÜberblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik

Überblick zur Bildungs-, Forschungs- und Innovationslandschaft und -politik: Südafrika

Nach den nationalen Wahlen im Mai 2019 wurde im Rahmen einer Verkleinerung des Kabinetts angekündigt, dass die beiden Ministerien für Hochschulen und Ausbildung (DHET) sowie Wissenschaft und Technologie (DST) zu einem Ministerium zusammengeführt werden sollten. Die Zuständigkeit für beide Bereiche liegt bei Dr. Bonginkosi Emmanuel "Blade" Nzimande als Minister für Hochschulen, Wissenschaft und Innovation (Minister of Higher Education, Science and Innovation). In Bezug auf die administrativen Strukturen wurde die Zusammenführung allerdings offenbar noch nicht umgesetzt (Stand Mai 2020). Im August 2019 erfolgt die Umbenennung  in Department of Science, Technology and Innovationn“ (DSTI).

Alle zwei Jahre publiziert die südafrikanische Regierung ein Jahrbuch, das politische Entwicklungen in Bildung, Wissenschaft und Technologien sowie anderen Politikbereichen zusammenfasst (siehe „South Africa Year Book“).

Die berufliche Bildung nach Beendigung der Schulpflicht wird als Further Education and Training (FET) bezeichnet, die Ausbildung findet an sogenannten Technological and Vocational Education and Training (TVET) Colleges statt (vormals FET-Colleges). Im Bereich der Berufs- und Hochschulbildung ist die South African Qualifications Authority (SAQA) für die Implementierung und Kontrolle der nationalen Standards zuständig.Die südafrikanische Regierung hat in den letzten Jahren die gesetzlichen Voraussetzungen für ein modernes und entwicklungsorientiertes Berufsbildungssystem geschaffen. Die Regierung hat für jeden Wirtschaftssektor Ausbildungskammern gegründet, sogenannte Sector Education and Training Authorities (SETAs), die für die Anerkennung neuer Ausbildungsgänge und Ausbildungsstätten zuständig sind.

In der Bildungspolitik hat Südafrika mit massiven Problemen zu kämpfen, die mit der Überwindung der Apartheid verbunden sind. Trotz überdurchschnittlicher Bildungsinvestitionen sind die Bildungsergebnisse (so z.B. in den Schulleistungstests unter „Trends in International Mathematics and Science Study“, TIMSS) häufig unzureichend. Unter den 25-34jährigen verfügen 14,85 Prozent über einen tertiären Bildungsabschluss. Der niedrige Anteil der Abschlüsse in den MINT-Fächern Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften verstärkt zusätzlich den Fachkräftemangel (siehe Bildungsindikatoren).

Es gibt 26 öffentliche Hochschulen in Südafrika, darunter sechs technische Hochschulen, elf Volluniversitäten und neun sogenannte umfassende Universitäten. Grundsätzlich werden Studiengebühren erhoben, was für Studierende aus einkommensschwächeren Familien zu einer massiven Verschuldung führen kann. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen, die Südafrika unter der Apartheid mit dem Ausschluss großer Bevölkerungsgruppen von Bildungsangeboten gemacht hatte, wurden die Studiengebühren zunehmend als eine Barriere für einen Hochschulzugang wahrgenommen. Nach erheblichen teilweise gewaltsamen Protesten in den Jahren 2015/16 werden nun Reformen umgesetzt, die eine Finanzierung des Studiums insbesondere für Studierenden aus einkommensschwachen Haushalten erleichtern.

Südafrika ist ein wichtiger Standort für Forschung und Innovation. In Bezug auf die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen liegt Südafrika 2021 im weltweiten Vergleich auf Rang 32 (Quelle: SCImago. SJR – SCImago Journal & Country Rank. Data retrieved June 30, 2023 from www.scimagojr.com). Mit Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) in Höhe von 5,1 Milliarden USD (kaufkraftbereinigt, Bezugsjahr 2019) belegt Südafrika im weltweiten Vergleich Rang 39 (eigene Berechnungen auf der Basis der OECD- und UNESCO-Daten). Allerdings liegen bei der OECD für Südafrika nur ältere Daten für 2019 vor, während die anderen Länder schon Ausgaben für 2021 ausweisen. Mit einer FuE-Intensität, das heißt einem Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,7 Prozent liegt Südafrika deutlich unter dem durchschnittlichen Anteil für diejenigen Industrieländer, die sich in der OECD zusammen geschlossen haben (siehe FuE-Indikatoren).

Innerhalb Afrikas nimmt Südafrika jedoch eine Spitzenstellung ein. Hier belegt das Land in Bezug auf die absolute Höhe der FuE-Ausgaben und die FuE-Intensität den zweiten Rang hinter Ägypten und in Bezug auf die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen sogar den ersten Rang. Im Global Innovation Index (GII) 2022, in dem Innovationsleistungen weitgehend unabhängig von absoluten Größenordnungen bewertet werden, belegt Südafrika im weltweiten Vergleich Rang 61 und damit innerhalb von Subsahara-Afrika den zweiten Rang hinter Mauritius.

Die südafrikanische Forschungs- und Technologielandschaft ist historisch durch die Entwicklung des (Gold-) Bergbaus und die in der Apartheid-Ära betriebenen Autarkiepolitik auf den Gebieten der Energie-, Nuklear-, Bergbau- und Rüstungspolitik geprägt. In einigen Bereichen (Bergbautechnologie, Medizin, synthetische Treibstoffe sowie Einzelbereiche der Rüstungshochtechnologie) zählt Südafrika weiterhin zu den weltweit führenden Ländern.

Die Bedeutung der Unternehmen bei der Finanzierung und Durchführung von FuE in Südafrika hat in den letzten zwei Jahrzehnten durch zunehmende staatliche Investitionen abgenomen (siehe FuE-Finanzierung und FuE-Durchführung). Heute sind vor allem staatliche Unternehmen aktiv, dazu kommen Zweigniederlassungen ausländischer Unternehmen.

Zu den wichtigsten außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen zählt der Council for Scientific and Industrial Research (CSIR), das angewandte und industrienahe Forschung auch im Auftrag von Unternehmen durchführt. Auch der South African Medical Research Council (SAMRC) betreibt selbst Forschung. FuE an Hochschulen ist vor allem auf die elf Volluniversitäten konzentriert. Von großer Bedeutung sind vier Universitäten, die in Afrika als Mitglieder der African Research University Alliance (ARUA) eine führende Rolle einnehmen: die University of Cape Town, die University of Witwatersrand, die Stellenbosch University und die University of KwaZulu-Natal.

Die zentrale Fördereinrichtung für FuE an Hochschulen ist die 1999 gegründete National Research Foundation (NRF). Die meisten Programme werden im Auftrag von Ministerien (DSTI, DHET, Ministerium für Landwirtschaft, Ministerium für Umwelt) gemanagt. Ein Flaggschiffprogramm des NRF ist die African Research Chairs Initiave (SARChI), unter der seit 2006 Forschungslehrstühle an den Hochschulen eingerichtet werden.Für Gesundheitsforschung (South African Medical Research Council - SAMRC) sowie Sozial- und Geisteswissenschaften gibt es eigene Fördereinrichtungen (National Institute for the Humanities and Social Sciences - NIHSS). Die 2011 gegründete Technology Innovation Agency (TIA) fördert Technologieentwicklung im öffentlichen und/oder privaten Sektor, die auf die Entwicklung marktfähiger Produkte hinzielt.

Das 2019 veröffentlichte Weißbuch zu Wissenschaft, Technologie und Innovation (DST (2019): White Paper on Science, Technology and Innovation) löst das erste 1996 publizierte Weißbuch ab. Es basiert auf einer umfassenden Überprüfung des Nationalen Innovationssystems (NSI) und legt die langfristige politische Ausrichtung der südafrikanischen Regierung im Zeitraum 2019 - 2028 fest. Die geplanten politischen Maßnahmen dienen vier Zielen:

Ein kohärentes inklusives Nationales Innovationssystem, eine innovationsfreundliche Umwelt, verbesserte Fähigkeiten zur Unterstützung wissensbasierter Unternehmen und die verbesserte Finanzierung von Wissenschaft, Technologie und Innovation (STI). Bis 2028 soll eine FuE-Intensität von 1,5 Prozent erreicht werden. Fachliche Schwerpunkte legt der Zehnjahresplan („Science, Technology and Innovation (STI) Decadal Plan“) aus dem Jahr 2022 fest:

1. Modernisierung der Landwirtschaft, des verarbeitenden Gewerbes und des Bergbaus;

2. Erschließung neuer Wachstumsquellen, insbesondere der Digital- und Kreislaufwirtschaft;

3. große Forschungs- und Innovationsprogramme in den Bereichen Gesundheit und Energie;

4. Nutzung von STI zur Unterstützung eines fähigen Staates;

5. Bewältigung von drei großen gesellschaftlichen Herausforderungen, dem Klimawandel und ökologische Nachhaltigkeit, die Zukunft von Bildung, Kompetenzentwicklung und Arbeit sowie die Zukunft der Gesellschaft.

In Bezug auf Wasserstoff ist Südafrika bereits 2008 mit der Verabschiedung der Strategie für nationale Wasserstoff- und Brennstoffzellenforschung,- entwicklung und -innovation Strategie „Hydrogen South Africa (HySA) tätig geworden. Nach einer positiven Evaluation wurde im Februar 2022 ein Fahrplan zu Wasserstoffgesellschaft „Hydrogen Society Roadmap“ (HSRM) vom DSTI gestartet. Ziel ist es, mit Hilfe von Wasserstoff das Potential neuer sauberer Energiequellen zu erschließen und einen gerechten Übergang von einer Kohlenstoff-intensiven zu einer Kohlenstoff-neutralen Wirtschaft zu erleichtern.  

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