Bei einem Gespräch mit Vertretern von Wirtschaft und Politik im Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) wies Abdessalam auf das große Potenzial Tunesiens als Wirtschaftsstandort hin. Die Bevölkerung erhoffe sich neben politischer nun auch wirtschaftliche Partizipation, berichtete der Außenminister.
DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben versicherte, die deutsche Wirtschaft habe weiterhin großes Vertrauen in den tunesischen Transformationsprozess. Der bisher relativ friedliche Verlauf der tunesischen Revolution verdiene "große Anerkennung", so Wansleben. Dies werde mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen in anderen Ländern der Region noch deutlicher.
Trotzdem müsse Tunesien noch zahlreiche Hürden überwinden, gab Wansleben zu bedenken, "nicht nur in politischer, sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht". So machte die Diskussion in Berlin dann auch deutlich, dass es nicht einfach sein wird, die großen Erwartungen der tunesischen Bevölkerung kurzfristig mit dem ökonomisch Machbaren in Einklang zu bringen.
Zwar seien lokale und ausländische Unternehmen bereit, neue Arbeitsplätze zu schaffen und auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer einzugehen, so der Tenor des Gesprächs. Es müsse aber darauf geachtet werden, dass die Betriebe nicht durch übertriebene und unverhältnismäßige Forderungen in ihrer Wirtschaftlichkeit bedroht werden.
Tunesien verfügt im regionalen Vergleich über einen äußerst großen Anteil an Hochschulabsolventen und gut qualifizierten Arbeitskräften. Dennoch liegt die Jugendarbeitslosigkeit über 25 Prozent, und viele Firmen suchen händeringend geeignete Fachkräfte.
Als einen der Hauptgründe für diese Situation nannte Außenminister Abdessalam die mangelnde Ausrichtung der beruflichen und akademischen Bildung an den tatsächlichen Anforderungen der Unternehmen. Er dankte daher der deutschen Seite für ihr Engagement in dieser Hinsicht.
Die Zusammenarbeit im Bereich der beruflichen Bildung ist ein wesentliches Element der von der Bundesregierung ausgerufenen Transformationspartnerschaft. Dabei werden in den kommenden zwei Jahren mehrere Projekte zur Weiterbildung tunesischer Fachkräfte durchgeführt. Die Beteiligung der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) Tunesien und die Unterstützung des DIHK soll die Einbindung deutscher Expertise in diese Projekte gewährleisten.
Ernst Burgbacher, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, und Viktor Elbling, Leiter der Wirtschaftsabteilung im Auswärtigen Amt, bekräftigten in Berlin die Absicht der Bundesregierung, auch im Bereich der erneuerbaren Energien eine strategische Partnerschaft mit Tunesien einzugehen.
Dazu wurde bereits Anfang Januar ein bilaterales Abkommen zwischen beiden Regierungen unterzeichnet. Es sieht unter anderem vor, die Zusammenarbeit bei der allgemeinen Energiepolitik, bei Klimaschutz, Energieeffizienz, erneuerbaren Energien und Vernetzung zu vertiefen.