Brasilien ist der flächen- und bevölkerungsmäßig fünftgrößte Staat der Erde und mit knapp 200 Millionen Einwohnern der bevölkerungsreichste Staat Südamerikas. Brasilien ist im Aufbruch, vor allem wirtschaftlich. Mit einer Kooperation zur Universität in Mossoró im nordöstlichen Bundesstaat Rio Grande do Norte verstärkt die Westfälische Hochschule jetzt ihre Schwerpunkt-Allianz zu brasilianischen Hochschulen. Weitere Kooperationshochschulen liegen in den Bundesstaaten Sâo Paulo, Santa Catarina und Rio Grande do Sul. Die vierte und jüngste Kooperation schloss die Westfälische Hochschule nach rund zweijähriger Vorbereitungszeit mit der UFERSA, was für "Universidade Federal Rural do Semi-Árido" steht, übersetzt etwa "Staatliche Hochschule für Landwirtschaft in der Halbwüste". Was nach vorindustrieller Idylle klingen könnte, dient jedoch auch der Erkundung biologischer Prinzipien für technische Anwendungen. Damit ist der Bogen geschlagen zum Bocholter Fachbereich Maschinenbau, der sich mit Mechatronik und Bionik ebenfalls der technischen Fortentwicklung widmet. Den Bocholtern erschließt der Standort Mossoró zugleich ein gegenüber dem Westmünsterland komplett verschiedenes Ökosystem und damit ein zusätzliches Testfeld für bionische Innovationen.
Kooperationsleiter in Bocholt ist Prof. Dr. Tobias Seidl, sein Gegenüber in Brasilien ist Prof. Dr. Michael Hrncir, Spezialist für Verhaltensökologie und vormals Mitarbeiter von Prof. Dr. Friedrich Barth in Wien, "einem berühmten Forscher, der auch als Biologe bereits fachübergreifend bionische Forschung betrieben hat", so Seidl. Hrncir erforscht die Kommunikation bei Bienen, die sich nicht durch ihren Tanz miteinander verständigen, sondern über Vibration, möglicherweise ein neuer Weg auch für die technische Kommunikation im Dienst des Menschen. Mit Sophie Lehfeldt ist bereits die erste Bionik-Austauschstudentin aus Bocholt in Brasilien. Demnächst wollen auch brasilianische Studenten nach Bocholt kommen.
Die Kooperation sieht sowohl den gegenseitigen Austausch von Studierenden und Lehrenden als auch gemeinsame Projekte in Lehre und Forschung vor und wurde auf zunächst fünf Jahre geschlossen.