FuE-Indikatoren

Tabelle 4: Indikatoren zu Forschung und Entwicklung (FuE)
Quelle: OECD Main Science and Technology Indicators, Stand Juli 2024
(1) OECD Patents Statistics, Stand Februar 2024 (Die Jahreszahl bezieht sich auf das Eingangsdatum der ersten Patentanmeldung (Prioritätsdatum).)
* in laufenden Preisen, kaufkraftbereinigt
** inflations- und kaufkraftbereinigt

Indikator

Kanada

Deutschland

OECD

Stand

Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD**]

32.444

131.834

1.707.221

2022/2022/2022

FuE-Ausgabenwachstum im Vergleich zum Vorjahr [Prozent]

-3,29

1,92

4,03

2022/2022/2022

Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD*]

42.011

174.857

2.105.943

2023/2022/2022

FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent]

1,70

3,13

2,73

2023/2022/2022

Anteil der FuE-Ausgaben des Staates am BIP [Prozent]

0,49

0,94

0,62

2023/2021/2021

Anteil der FuE-Ausgaben der Wirtschaft am BIP [Prozent]

0,80

1,96

1,77

2023/2021/2021

Ausgaben für FuE in Unternehmen (BERD) [Mio. USD*]

24.715

117.799

1.553.222

2023/2022/2022

Anteil der öffentlich finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen (direkter Förderanteil) [Prozent]

6,50

3,52

4,46

2023/2021/2021

Anteil der vom Ausland finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen [Prozent]

17,36

7,90

8,55

2023/2021/2021

Ausgaben für FuE in Hochschulen (HERD) [Mio. USD*]

14.516

31.709

328.582

2023/2022/2022

Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in Hochschulen [Prozent]

6,94

13,09

6,25

2023/2021/2021

Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (GOVERD) [Mio. USD*]

2.632

21.163

179.099

2023/2022/2022

Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen [Prozent]

2,40

7,93

3,27

2023/2021/2021

Anzahl der Forschenden (Vollzeitäquivalente)

207.410

484.823

6.119.487

2021/2022/2021

Anzahl der Forschenden (VZÄ) je 1000 Beschäftigte

10,89

10,63

9,89

2021/2022/2021

Anteil der Forschenden (VZÄ) in privaten Unternehmen [Prozent]

62,81

61,50

66,80

2021/2022/2021

Anteil internationaler Ko-Patente an Patentanmeldungen unter dem Vertrag über Patentzusammenarbeit (PCT) [Prozent](1)

30,6

19,4

8,2

2020

         

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FuE-Finanzierung

Kanadas Forschungs- und Innovationslandschaft zeichnet sich traditionell durch einen vergleichsweise starken öffentlichen Forschungssektor und eher schwach entwickelte privaten Forschungsaktivitäten aus. Die kanadische Wirtschaft ist zwar vor dem Staat die wichtigste Finanzierungsquelle von Forschung und Entwicklung, ihr Anteil ist aber dennoch relativ niedrig: im Vergleich zur deutschen Wirtschaft und zu den Durchschnittszahlen des OECD-Raums ergibt sich ein Minus von 20 Prozentpunkten.

Auffällig ist der hohe Anteil an sonstiger Inlandsfinanzierung in Kanada, der mit 16 Prozent deutlich über dem OECD-Durchschnitt liegt. 2019 entfielen 10,9 Prozent auf Eigenmittel der Hochschulen (Kapitalerträge, Studiengebühren) und 4,5 Prozent auf private gemeinnützige Einrichtungen (Quelle: Statistik-Institut der UNESCO, 9. Juni 2022). Der Anteil an ausländischer Finanzierung in Kanada nimmt seit Kurzem zu und liegt jetzt über dem OECD-Durchschnitt.

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FuE-Durchführung

Bei der Durchführung von Forschung und Entwicklung nehmen die Unternehmen in den OECD-Ländern meist eine dominante Rolle ein (Anteile für Deutschland und OECD Gesamt liegen bei 67 und 71 Prozent). Die kanadischen Unternehmen agieren wie schon bei der Finanzierung auch bei der Durchführung von Forschung und Entwicklung sehr zurückhaltend.

Im öffentlichen Sektor sind der OECD-Raum und in geringerem Maße auch Deutschland hochschulzentriert (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 35 : 65 bzw. 45 : 55). In Kanada dominieren die Hochschulen noch stärker gegenüber den außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 15 : 85).

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Forschungs- und Förderorganisationen

Zentraler Akteur ist das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Industrie („Inovation, Science and Industry“). In seinem Verantwortungsbereich befinden sich die außeruniversitären Forschungseinrichtungen Communications Research Centre (CRC), sowie der National Research Council Canada (NRC). Der bereits 1916 gegründete NRC kooperiert entsprechend der nationalen Prioritäten mit Unternehmen im Rahmen von strategischen Programmen, bietet Dienstleistungen an und vergibt zusätzlich Fördermittel an kleine und mittlere Unternehmen (s. unten).

In Kanada führen die Fachministerien (Gesundheit, Umwelt, natürliche Ressourcen, Verteidigung, Landwirtschaft, Fischerei und Ozeane) selbst Forschungen in eigenen Einrichtungen durch. Das Ministerium für Landwirtschaft nutzt zwanzig eigene Forschungszentren in den Provinzen (z.B. Saskatoon Research and Development Centre). Das Gesundheitsministerium hat mit dem National Microbiology Laboratory (NML) eine eigene Ressortforschungseinrichtung zu Infektionskrankheiten. Das CANMET Energy Technology Centre (CETC) untersteht dem Ministerium für natürliche Ressourcen (NRCan). Ein weiteres Beispiel ist das Bedford Institute of Oceanography, das im Verantwortunsbereich von vier Fachministerien arbeitet. Viele Fachministerien bieten auch wettbewerbliche Förderung an.

Die kanadischen Provinzen und Territorien haben vereinzelt eigene außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, so gibt es zum Beispiel in Alberta die Industrieforschungseinrichtung Alberta Innovates, das Agricultural Research Institute of Ontario oder den Ontario Geological Survey.

Die forschenden Hochschulen fallen in die Zuständigkeit der Provinzen und Territorien. Das Bundesministerium für Innovation, Wissenschaft und Industrie leistet nur wenig wettbewerbliche Förderung für Hochschulen. Es gibt jedoch mehrere Fördereinrichtungen auf Bundesebene, von denen die ersten drei dem Bundesministerium zugeordnet sind:

  • naturwissenschaftlich-technische Forschung wird durch den 1977 gegründeten Natural Sciences and Engineering Research Council (NSERC) gefördert.
  • sozial- und geisteswissenschaftliche Forschung wird durch den 1978 gegründeten Social Sciences and Humanities Research Council (SSHRC) gefördert.
  • Die 1997 gegründete Canada Foundation for Innovation (CFI) fördert mit speziellen Programmen die Einrichtung von Forschungsinfrastruktur an Hochschulen sowie die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Unternehmen.
  • Gesundheitsforschung an Hochschulen wird durch Canadian Institutes of Health Research (CIHR) gefördert, die dem Bundesministerium für Gesundheit zugeordnet sind. Die CIHR lösten im Jahr 2000 die bereits 1960 gegründete Vorgängerorganisation Medical Research Council Canada (MRCC) ab.

Große Förderprogramme der kanadischen Bundesregierung administrieren NSERC, SSHRC und die CIHR („Tri-Council“) häufig gemeinsam („triagency funding“). Der Kanadische Forschungskoordinierungsausschuss (Canada Research Coordinating Committee, CRCC) wurde im Oktober 2017 durch das kanadische Wissenschaftsministerium eingesetzt. Die Arbeit des CRCC nimmt Strategien und Programme der Agenturen NSERC, SSHRC, CIHR und CFI in den Blick und trägt dazu bei, sie auf eine sich rasch entwickelnde globale Forschungslandschaft einzustellen – etwa indem die Förderung für internationale, multidisziplinäre und risikoreiche Forschung ausgebaut wird.

Die private gemeinnützige Fördereinrichtung Mitacs arbeitet seit ihrer Gründung 2001 mit Hochschulen, Unternehmen sowie den Bundes- und den Provinzialregierungen zusammen, um Innovationen in Industrie und Gesellschaft zu unterstützen.

Außerdem gibt es weitere fachlich spezialisierte strategische Fördereinrichtungen, die Bundesmittel erhalten, wie Genome Canada und die Canadian Space Agency (CSA) (siehe unter Fachliche Stärken des Forschungsystems: Agrar- und Biowissenschaften sowie Mobilität und Raumfahrt). Auch die Innovations-/Wissenschaftsministerien der Provinzen werden teilweise selbst fördernd tätig (z.B. in Ontario und Québec) bzw. haben eigene Fördereinrichtungen, so z.B. die drei Fonds de recherche du Québec (FRQ) für Naturwissenschaften und Technologie (FRQNT), Gesundheit (FRQS) sowie Kultur und Sozialwissenschaften (FRQSC).

Unternehmen in Kanada können Förderung z.B. von Ministerien der Bundesregierung und von Ministerien und Fördereinrichtungen der Provinzen wie dem Ontario Centre of Excellence (OCE) erhalten. Auf die Förderung von Unternehmen spezialisiert sind der National Research Council (NRC) sowie Sustainable Development Technology Canada (SDTC) (siehe unter Fachliche Stärken des Forschungssystems: Umwelt- und Klimaforschung).

Für die Förderung von Forschung in und mit Entwicklungsländern gibt es eine spezialisierte Einrichtung, das 1970 gegründete International Development Research Centre (IDRC), das dem Außenministerium zugeordnet ist.

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FuE im öffentlichen und privaten Sektor

Forschung und Innovation in Kanada ist in den vier Provinzen Ontario, Québec, British Columbia und Alberta konzentriert. Das Portal Kooperation International bietet ein Porträt zu der Hightech-Region Vancouver in der Provinz British Columbia an. Von den knapp 100 Hochschulen haben sich die 15 forschungsstärksten 2012 als „U15“ organisiert. Zwölf davon haben ihren Sitz in den vier Provinzen. Vier dieser zwölf Hochschulen konnten sich unter den TOP 100 des Shanghai Rankings für forschungsexzellente Hochschulen platzieren (in Klammern Platzierung Shanghai Ranking 2022):

Alberta:
University of Alberta, Edmonton (92)
University of Calgary

British Columbia:
University of British Columbia, Vancouver (44)

Ontario:
McMaster University, Hamilton (90)
University of Ottawa

Queen's University, Kingston
University of Toronto (22)
University of Waterloo
Western University, London

Québec:
Université Laval, Québec

McGill University, Montréal (73)
Université de Montréal (101-150)

Nova Scotia:
Dalhousie University, Halifax

Saskatchewan:
University of Saskatchewan, Saskatoon

Manitoba:
University of Manitoba, Winnipeg.

Bei der Durchführung von FuE im öffentlichen Sektor Kanadas spielen die Hochschulen eine größere Rolle als außeruniversitäre öffentliche Einrichtungen (siehe FuE-Durchführung). Die einzige größere außeruniversitäre Forschungsorganisation ist der National Research Council Canada (NRC) mit seinen 20 über ganz Kanada verteilten Forschungsinstituten und zehn Technologiezentren.

Anders als in den USA übernimmt in Kanada die einheimische Wirtschaft nicht die Rolle des Zugpferdes. Die FuE-Ausgaben, die die kanadischen Wirtschaft finanziert, sind gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen 2004 und 2019 von 1,0 auf 0,6 Prozent geschrumpft. Ähnliches gilt für die Durchführung von FuE mit einem Rückgang von 1,2 auf 0,8 Prozent. Neuere Daten zeigen, dass inzwischen etwa 60 Prozent der Ausgaben im Dienstleistungssektor anfallen, und dass die FuE-Aktivitäten in der industriellen Produktion deutlich zurückgefahren werden (Daten für 2017, OECD Research and Development Expenditure in Industry 2019, ANBERD). Kanada bemüht sich, durch staatliche Förderung diesem Trend entgegenzuwirken. Das Land bietet eine großzügige steuerliche (indirekte) Förderung durch das „Scientific Research and Experimental Development Tax Incentive Program“. Der Anteil an den Gesamtausgaben für FuE in Unternehmen (BERD), der durch Steuererleichterungen gefördert wird, liegt seit 2014 bei etwa 14 Prozent. Die direkte Finanzierung wurde in den letzten Jahren ebenfalls ausgebaut und erreicht inzwischen etwa 7 Prozent Anteil an BERD (Quelle: OECD.Stat).

Unter den weltweit 2.500 größten FuE-Investoren sind 29 Unternehmen mit Hauptsitz in Kanada platziert.  Zum Vergleich: In dieser Gruppe gibt es 827 Unternehmen mit Hauptsitz in den USA, 679 in China, 113 in Deutschland, 95 im Vereinigten Königreich und 54 in Frankreich. Unternehmen aus diesen Ländern sind jeweils auch unter den Top 50 der FuE-Investoren platziert. Anders in Kanada: Hier liegen im Jahr 2022 der Internetdienstleister Shopify, der Softwarehersteller und -dienstleister Constellation und Open Text als bestplatzierte kanadische Unternehmen auf den Rängen 164, 237 und 326 (Quelle: 2023 EU Industrial R&D Investment Scoreoboard, Anm.: FuE-Ausgaben je Unternehmen im IRI umfassen Ausgaben für Aktivitäten im Hauptsitzland, aber auch allen anderen Ländern).

Neben Unternehmen, die ihren Hauptsitz in Kanada haben, führen zunehmend ausländische Unternehmen FuE in Kanada durch. Es gibt einen wachsenden Anteil von ausländischem Kapital, das zu etwa 50 Prozent aus den USA stammt. Firmen wie zum Beispiel General Motors und Microsoft scheinen teilweise FuE-Aktivitäten nach Kanada zu verlegen (siehe Council of Canadian Academies (2018): Competing in a Global Innovation Economy: The Current State of R&D in Canada", S. 78 f.).

Von Regierungsseite wird die öffentlich-private Zusammenarbeit seit Langem gefördert (siehe unter Forschungs- und Innovationspolitische Ziele und Programme). In den Hochschulen liegt der Anteil der FuE-Ausgaben, die von der einheimischen Wirtschaft finanziert werden, regelmäßig über dem OECD-Durchschnitt, in den außeruniversitären Forschungseinrichtungen jedoch darunter (siehe FuE-Indikatoren).

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