Forschungs- und Innovationspolitische Ziele und Programme

Für das Haushaltsjahr 2025-26 hat das Industrieministerium ISED folgende Prioritäten mit Bezug zu Technologien und Innovationen festgelegt (2025-26 Departmental Plan: Full plan): 

  • Die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Kanadas durch Investitionen in fortschrittliche Fertigung, kritische Mineralien, digitale Infrastruktur und neue Technologien wie Quantencomputer zu fördern, die heimischen Industrien zu stärken und eine globale Marktführerschaft zu ermöglichen. Initiativen wie der Strategische Innovationsfonds werden weiterhin groß angelegte, transformative Projekte unterstützen, die Innovationen beschleunigen und das Wachstum fördern.
  • Kanada und die Kanadier/-innen dabei unterstützen, von den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) zu profitieren, u.a. durch die Förderung der KI-Sicherheit und durch die Sicherstellung, dass kanadische Unternehmen, Innovatoren und Forschende Zugang zu den Rechenkapazitäten haben, die sie benötigen, um die Forschung voranzutreiben und KI-Produkte Made in Canada zu entwickeln.
  • Den Übergang Kanadas zu einer Net-Zero-Wirtschaft durch saubere technologische Innovationen, nachhaltige Produktion und Initiativen wie den Clean Growth Hub beschleunigen und gleichzeitig eine widerstandsfähige Erwerbsbevölkerung mit digitalen Fähigkeiten, Unterstützung für Unternehmertum und arbeitsintegrierten Lernmöglichkeiten aufbauen, um sicherzustellen, dass die Kanadier in der sich entwickelnden digitalen und grünen Wirtschaft erfolgreich sind.
  • Kanadas Führungsrolle in der Spitzenforschung und Innovation durch die Unterstützung von Programmen wie dem „Strategic Science Fund" und der Kanadischen Genomik-Strategie stärken, wobei der Schwerpunkt auf Gesundheit, Klimaresilienz und digitalen Industrien liegt.
  • Gleichberechtigung, Vielfalt und Inklusion fördern, indem Gruppen durch Initiativen wie das Black Entrepreneurship Program unterstützt werden, die MINT-Möglichkeiten für Frauen, indigene Völker und rassifizierte Kanadier verbessern und eine inklusive wirtschaftliche Teilhabe fördern.

Die fachlichen Schwerpunktsetzungen wurden bereits unter dem Abschnitt Fachliche Stärken des Forschungssystems dargestellt. Um Kanadas traditionelle Schwäche bei der Beteiligung des privaten Sektors bei Forschung und Entwicklung entgegenzuwirken, strebt Kanada bereits seit über zwanzig Jahren nach einer besseren Vernetzung öffentlicher und privater Akteure, so zum Beispiel seit 1989 durch das Programm Networks of Centres of Excellence (NCE) oder durch andere Netzwerk- und Clusterprogramme. Auch das großzügige Programm zur steuerlichen Absetzbarkeit von Aufwendungen für Forschungs- und Entwicklungsmaßnahmen von Firmen ist in diesem Zusammenhang zu nennen. 

Als eine sichtbare Initiative der liberalen Regierung wurde 2017 eine wettbewerbliche Initiative für Cluster ausgeschrieben, die Akteure aus Industrie, Hochschulen, indigenen Gruppen und zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammenbringen. Die darunter geföderten fünf Initiativen erhalten zwischen 2022-28 weitere Förderung unter dem Programm „Global Innovation Clusters". Zu den mit ingesamt 700 Millionen CAD geförderten Clustern zählen das „Digital Technology Supercluster" (British Columbia), das „Protein Industries Supercluster" (Prärieprovinzen), das „Advanced Manufacturing Supercluster" (Ontario), das „AI-Powered Supply Chains Supercluster" (Quebec) und das „Ocean Supercluster" (Atlantikregion). 

Kanada hat 2014 außerdem einen Exzellenz-Fonds eingerichtet, welcher den Hochschulen 1,5 Mrd. CAD verteilt über 10 Jahre zur Verfügung stellt („Canada First Research Excellence Fund“ - CFREF). Hier wird strategisch in prioritäre Themenfelder investiert, damit Kanadas Universitäten ihre Stärken ausbauen und zu globalen Vorreitern werden können. Unter der jüngsten Förderbekanntmachung von 2022 werden 11 groß angelegte Forschungsinitiativen in strategischen Bereichen mit 1,4 Milliarden CAD (rund 940 Millionen EUR) gefördert.

Im Dezember 2018 hatte die kanadische Wissenschaftsministerin Kirsty Duncan den „New Frontiers in Research Fund“ (NFRF) vorgestellt, der internationale, interdisziplinäre, risikoreiche und damit potenziell bahnbrechende Forschung fördern soll. Das Programm umfasst mehrere Förderlinien. Unter den Ausschreibungen von 2022 erhielten 195 Forschungsprojekte, an denen mehr als 1.000 Forschende (darunter 338 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler) beteiligt sind, Fördermittel in Höhe von über 200 Millionen CAD (etwa 133 Mio. EUR*).

2024 wurde bekannt gegeben, dass insgesamt 858,7 Millionen CAD (579 Mio. EUR)* aus dem „Strategic Science Fund" an 24 sogenannte „Third-Party Science and Research Organizations" (TPOs) vergeben werden. Über diesen Fonds fördert die Regierung gemeinnützige Wissenschafts- und Forschungsorganisationen mit Sitz in Kanada, die keinen Zugang zu anderen Förderprogrammen des Bundes haben.

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Ergebnisse von Evaluierungen

Ein eigens eingerichteter „Advisory Panel for the Review of the Federal Support for Fundamental Science” hat 2017  den sogenannten Naylor-Bericht vorgelegt, der eine Reihe grundlegender Reformen im kanadischen Forschungssystem empfiehlt (Investing in Canada’s Future: Strengthening the Foundations of Canadian Research). Dazu gehört, die kanadischen öffentlichen Ausgaben für Forschung an Hochschulen deutlich zu erhöhen, insbesondere für Projekte, deren thematische Ausrichtung und Fragestellung durch die Forschenden selbst bestimmt wird („investigator led research“). Weiterhin werden auch institutionelle Reformen empfohlen. Der Vorschlag, für die vier großen Fördereinrichtungen im Bereich Natur-, Gesundheits- und Sozialwissenschaften sowie Forschungsinfrastrukturen ein koordinierendes Gremium einzurichten, wurde mit der Schaffung des Kanadischen Forschungskoordinierungsausschusses (Canada Research Coordinating Committee, CRCC) bereits im selben Jahr umgesetzt.

Der Council of Canadian Academies (CCA) hat 2025 wieder eine umfassende Bestandsaufnahme des kanadischen Forschungs- und Innovationssystems vorgelegt („The State of Science, Technology and Innovation in Canada 2025", Volltext, InfografikPressemitteilung). Der Rat kommt dabei grundsätzlich zu einer kritischen Einschätzung:

Ein leistungsfähiges Ökosystem für Wissenschaft, Technologie und Innovation sei für das Wohlergehen aller Menschen in Kanada unerlässlich. Ehrgeizige und entschlossene Maßnahmen im gesamten Ökosystem sind erforderlich, um die sinkende Produktivität und den Lebensstandard der Menschen in Kanada umzukehren. Ohne eine koordinierte und weitreichende Überarbeitung der innovationsbezogenen Politik durch alle kanadischen Regierungen werde das stark fragmentierte kanadische System wahrscheinlich weiterhin nicht leistungsfähig sein.

Im Einzeln: 

  • Kanadas FuE-Intensität ist seit dem Jahr 2000 zurückgegangen, während vergleichbare Länder ihre Investitionen erhöht haben. Die FuE-Ausgaben der Unternehmen und der Regierung liegen beide weit unter dem OECD-Durchschnitt.
  • Kanadas Hochschulsektor ist ein seltener Lichtblick. Kanadische Universitäten bringen weiterhin Talente und Forschungsergebnisse von Weltklasse hervor, mit einem hohen Maß an internationaler Kooperation und „Impact“ („Kanada hat auch Forschungsergebnisse von Weltklasse in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Disziplinen. Ein großer Teil dieser Forschung ist ein Ergebnis aus Kooperationen mit Forschenden in den USA, aber auch mit Ländern wie China und dem Iran, was in Bezug auf Forschungssicherheit Sorgen auslöst.“).
  • Der Wettbewerbsvorteil des kanadischen Hochschulsektors ist jedoch gefährdet, und die kanadischen post-Hochschuleinrichtungen haben oft Schwierigkeiten, den Transfer von Technologien in neue Unternehmen zu unterstützen.
  • Ein entschlossener Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) könnte Kanadas Wissenschafts-, Technologie- und Innovations-Ökosystem verändern. Kanada hat eine führende Rolle bei der Entwicklung von KI gespielt, verliert jedoch an Boden bei der Verbreitung und Kommerzialisierung.
  • Trotz seiner Stärken in der Forschung kämpft Kanada damit, seine Entdeckungen in kommerziellen Erfolg umzusetzen. Dem Land fehlt es an großen, innovativen Unternehmen und es gibt anhaltende Hindernisse bei der Skalierung von Startups und dem Erhalt von geistigem Eigentum.
  • Die Entscheidungsträgerinnen und -träger in Kanada müssen sich in komplexen und schnelllebigen trotz unvollständiger und veralteter Rahmenwerke und Metriken für kritische Leistungsindikatoren. Das Innovationsökosystem ist dynamisch und kann sich schnell verändern, was agilere und sich ständig weiterentwickelnde Interventionen erfordert. Aktuelle Erkenntnisse sind unerlässlich, um diese Interventionen zu kalibrieren. 

 

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