Strategien und Programme

Federführend für Internationales ist das Außenministerium „Global Affairs Canada“. Die wesentlichen Zielsetzungen sind in zwei Strategien niedergelegt: „Canada's International Education Strategy (2019-24)“ sowie der bereits 2014 angenommen Forschungsstrategie „Seizing Canada's Moment: Moving Forward in Science, Technology and Innovation“.

Auslandsaufenthalte in beide Richtungen fördert das Canadian Bureau for International Education (CBIE). Unter einer 2014 beschlossenen internationalen Bildungsstrategie hat Kanada große Erfolge erzielt. Ähnlich wie in Australien stellen internationale Schülerinnen, Schüler und Studierende in Kanada einen zunehmend wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. 2018 trugen diese milliardenschwere Summen zum Bruttoinlandsprodukt bei und sicherten geschätzt 170.000 Arbeitsplätze im Mittelstand. Kritisch gesehen wird, dass derzeit die Hälfte der internationalen Schüler- und Studentenschaft aus zwei Ländern – China und Indien – kommt. Unter der neuen Internationalisierungsstrategie mit einer Laufzeit bis 2024 wird die Anwerbung über China und Indien hinaus auf eine breitere Palette von Ländern ausgedehnt. Den zweiten Schwerpunkt legt Kanada auf die verstärkte Förderung von Auslandsmobilität für den eigenen Nachwuchs (siehe „Canada's International Education Strategy (2019-24)“).

Im Juni 2017 wurde von der kanadischen Regierung die „Global Skills Strategy“ veröffentlicht. Hintergrund ist, dass die globale Nachfrage nach hochqualifizierten Nachwuchskräften in der Wissensgesellschaft das Angebot übersteigt. Als Folge davon fehlt kanadischen Unternehmen der Nachwuchs, um freie Stellen zu besetzen und ihre Unternehmen weiter auszubauen. Die „Global Skills Strategy” als Teil des „Innovation and Skills Plan“ erleichtert allen Unternehmen, die in Kanada aktiv sind, die Rekrutierung gut ausgebildeter Fachkräfte aus dem Ausland.

In Bezug auf Forschung und Entwicklung (FuE) ist Kanada lange Zeit dem angelsächsischen Ansatz gefolgt, nach dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland nicht speziell gefördert werden müssen, sondern sich im Wettbewerb um Stipendien (Fellowships) der kanadischen Förderorganisationen bzw. in dem grundsätzlich offenen Rekrutierungssystem der kanadischen Hochschulen durchsetzen können. Seit etwa zehn Jahren gibt es jedoch ein Umdenken, das zu einer Reihe von neuen Maßnahmen geführt hat:

  • Der akademische bzw. wissenschaftliche Nachwuchs wird mit einem niedrigschwelligen Angebot an Kanada herangeführt: Studierende und Forschende aus ausgewählten Ländern erhalten die Möglichkeit, Forschungspraktika an kanadischen Hochschulen oder in kanadischen Unternehmen durchzuführen („Globalink“). Im Zeitraum von 2009-15 wurde durch die Organisation Mitacs über 1.750 Forschungspraktika in kanadischen Hochschulen vermittelt (Stand Dezember 2015, Quelle DAAD). Auch für internationale Praktika von kanadischen Studierenden gibt es Förderung;
  • Die prestigeträchtigen kanadischen Programme „Vanier Canada Graduate Scholarships“ und „Banting Postdoctoral Fellowships“ werden verstärkt im Ausland beworben;
  • Seit 2010 werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Weltrang, die im Ausland tätig sind, gezielt auf Forschungslehrstühle in Kanada berufen („Canada Excellence Research Chair Program“).
  • Angelehnt an das mit dem Haushalt 2017 verabschiedete breit angelegte Investitionsprogramm für die Grundlagenforschung investierte die kanadische Regierung 2017 zusätzlich 117,6 Mio. CAD (knapp 74 Mio. EUR), um das „Canada 150 Research Chairs Program" anzustoßen. Knapp die Hälfte der Lehrstühle wurde an rückkehrwillige kanadische Forschende vergeben, die zuletzt im Ausland tätig waren.

Laut kanadischer Forschungsstrategie soll sich Kanada auch in Zukunft als eine der global führenden Forschungsnationen behaupten. Kanadische Förderprogramme, die speziell auf internationale FuE-Kooperation ausgerichtet sind, fehlen jedoch bislang weitgehend. Ausnahmen gibt es in den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit und internationale Technologiekooperation, sowie auf Ebene der Provinzen (Quebec): Für die Förderung von Forschung in und mit Entwicklungsländern hat Kanada eine spezialisierte Einrichtung, das 1970 gegründete International Development Research Centre (IDRC), das mit dem Ministerium für Auswärtige Beziehungen „Global Affairs Canada“ verbunden ist. Das Ministerium gewährt unter dem „Canadian International Innovation Program“ (CIIP) Förderung für die Kooperation von Unternehmen mit Partnern in ausgewählten Ländern (Brasilien, China, Indien, Israel sowie Südkorea). Als Projektträger fungiert der National Research Council (NRC).

Wie in der Forschungsstrategie von 2014 angekündigt, hat der National Research Council (NRC) den Ausbau der internationalen Kooperationen (u.a. mit Deutschland, Großbritannien) in den letzten Jahren vorangetrieben. Dazu gehört Förderung in Form gemeinsamer Förderbekanntmachungen aber auch eine Vertiefung der Forschungszusammenarbeit (siehe unter Überblick zur Kooperation mit Deutschland).

Mit dem „New Frontiers in Research Fund“ (NFRF) wurde Ende 2018 ein Förderfonds aufgelegt, der neben interdisziplinärer und risikoreicher Forschung auch internationale Ansätze fördern soll (siehe unter Forschungspolitische Ziele und Programme).

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Internationale Präsenz

Die kanadisch-indische Hochschulkooperation wird seit 1967 durch das Shastri Indo-Canadian Institute (SICI) gepflegt. Seit 2005 ist das Institut eine binationale Einrichtung, die auch Forschungskooperationen fördert. SICI ist sowohl in Indien (Neu-Delhi) als auch in Kanada durch ein Büro an der University of Calgary vertreten. 

Im Jahr 2011 wurde das erste binationale Forschungsexzellenzzentrum Kanadas, das „India-Canada Centre for Innovative Multidisciplinary Partnerships to Accelerate Community Transformation and Sustainability“ (IC-IMPACTS) gegründet. Im Rahmen des Zentrums arbeiten die beteiligten Organisationen an der Verbesserung von Austausch, Ausbildungsmöglichkeiten sowie Partnerschaften mit der Industrie. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beider Nationen forschen an der University of British Columbia in Vancouver zu Lösungen von drängenden Problemen Indiens im Zusammenhang mit Wasser, Gesundheit und Infrastrukturen.

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Ergebnisse von Evaluierungen

Die internationale Bildungsstrategie geht davon aus, dass sich der Wettbewerb um internationale Studierende immer mehr intensiviert. Kanada liege zwar hinter anderen Nationen in Bezug auf die absolute Anzahl zurück, verzeichnet aber große Wachstumsraten. Umfragen zeigten zudem eine große bis sehr große Zufriedenheit bei 90 Prozent der internationalen Studierenden („Canada’s International Education Strategy“ (2014)). 

Das „Canada Excellence Research Chairs Program“ hat laut einer 2014 durchgeführten Evaluation das Ziel erreicht, exzellente Forschende von Weltrang an kanadische Hochschulen zu holen.

Der 2017 veröffentlichte Naylor-Bericht (Investing in Canada’s Future: Strengthening the Foundations of Canadian Research) merkt kritisch an, dass die großen kanadischen Förderorganisationen keine Strategien für internationale Kooperation haben und diese eher nebenbei aus allgemeinen Fördertöpfen finanzieren. Viele andere Länder haben jedoch inzwischen international ausgerichtete Forschungseinrichtungen und Förderprogramme. Daher empfiehlt der Naylor Bericht die Entwicklung eines übergreifenden strategischen Ansatzes, um internationale Forschungskooperation (einschließlich der kanadischen Teilnahme an EU-Forschungsrahmenprogrammen) zu unterstützen.

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