StartseiteLänderAsienChinaChina-Orientierung des BMBFPrüfprozesse und Prüfinstrumente an deutschen Hochschulen für eine sichere Kooperation

Prüfprozesse und Prüfinstrumente an deutschen Hochschulen für eine sichere Kooperation

25. April 2024

Um Risiken in internationalen Wissenschaftskooperationen zu minimieren sind sowohl umfassende Informationen über den Forschungsgegenstand und eine genaue Kenntnis des Forschungspartners unerlässlich. Fahrlässig oder unüberlegt eingegangene Kooperationen können nicht nur Rechtsverstöße mit sich bringen, sondern auch der Reputation der einzelnen Wissenschaftseinrichtung erheblichen Schaden zufügen.

Prüfprozesse und Prüfinstrumente für internationale Hochschulkooperationen dienen dazu, Chancen und potenzielle Risiken vor dem Eingehen einer Kooperation zu analysieren und zu bewerten. So können Kooperationen vertrauensvoll, sicher und gewinnbringend durchgeführt, aber auch Gefahren frühzeitig erkannt, Risiken minimiert und mögliche Schäden abgewendet werden.

Im Rahmen des Prozesses werden die Hintergründe der potenziellen Kooperationspartner geprüft und damit verbundene mögliche Kooperationsrisiken identifiziert. Dies gilt sowohl für Selbstauskünfte der internationalen Partner als auch für gezielte Hintergrundprüfungen. Die Prüfprozesse sind darüber hinaus eine Orientierungshilfe für die Forschenden bei der Analyse geplanter Kooperationsthemen, insbesondere im Hinblick auf Ziele, Strategien und ethische Aspekte.

An der Veranstaltung haben sich Vortragende der Universität Hamburg, TU Darmstadt, TU München, RWTH Aachen und des DLR Projektträgers beteiligt.

Kernaussagen aus den folgenden Vorträgen der Veranstaltungsreihe wurden von den Referentinnen und Referenten bereitgestellt.

Christoph Elineau und Jan Frömming, Universität Hamburg | Internationale Kooperationen sicher gestalten – Leitlinien und Prüfprozess

In einem partizipativen Prozess hat die Universität Hamburg Leitlinien zur sicheren Gestaltung und Risikominimierung in der internationalen Zusammenarbeit erarbeitet. Sie dienen als Informationsquelle und Orientierungshilfe für alle Mitglieder der Universität, die sich im internationalen Kontext bewegen und kooperieren.

Die Leitlinien der Universität Hamburg werden als lebendiges Dokument verstanden und sind unideologisch und an universellen Werten orientiert. Die Grundsätze leiten sich u.a. aus ausgewählten UNESCO und UN Konventionen und Pakten sowie der Charta der Grundrechte der EU (insbesondere Artikel 14: Recht auf Bildung) und gesellschaftlichen Stellungnahmen zur Wissenschaftsfreiheit ab.

Ziele der Leitlinien sind es, internationale Kooperationen zu ermöglichen, Mitglieder der Universität Hamburg beim Aufbau und der vertraglichen Ausgestaltung zu unterstützen und durch die Bereitstellung von Informationen zu möglichen Risiken Mitglieder der Universität zu sensibilisieren, damit sie sich sicher im internationalen Kontext bewegen können.

Sollten Mitglieder der Universität Hamburg eine Kooperation mit Institutionen aufbauen wollen, die in Ländern liegen, in denen die Wissenschaftsfreiheit stark eingeschränkt ist (Referenz ist hier der Academic Freedom Index) und das Kooperationsthema exportkontrollrechtliche Relevanz aufweist, muss für die entsprechende Kooperationsanfrage das „vertiefte Prüfverfahren“ durchlaufen werden.

Ziel des vertieften Prüfverfahrens ist es, der Sorgfaltspflicht durch die Universität Hamburg nachzukommen, sichere Rahmenbedingungen für alle Akteure und Dritte zu schaffen, Kooperationen zu ermöglichen und Wissensabfluss und Dual-Use zu verhindern.

Verfahren zum Schutz von internationalen Kooperationen an der Freien Universität Berlin

  • Abwägung zwischen Forschungssicherheit / institutionellem Interesse und individueller Forschungsfreiheit.
  • Grundsätzlich sollen Kanäle offengehalten werden / die FU ist internationale Netzwerkuniversität.
  • Sensibilisierung der Forschenden und Austausch zwischen Regional- und Fachwissenschaftlerinnen und Fachwissenschaftlern als wesentliche Bestandteile des Prozesses.
  • Die Universität ist bestrebt, die an der Hochschule vorhandene Regionalexpertise zu nutzen, um Risiken einschätzen zu können.
  • Tatsächlich zeigt die Vergangenheit, dass in den meisten Fällen eine Einzelfallbewertung notwendig ist und ein one-size-fits-all approach nicht praktikabel ist.
  • Ein Fallregister für institutionelles Lernen ist hilfreich. Dies muss aber universitätsintern geführt werden, da kritische Fälle meist nicht öffentlich sind.
  • Prüfprozesse für Projekte mit China sind Teil einer globalen Strategie mit der Besonderheit, dass ein China-Beirat eingesetzt wurde.
  • Grundsätze verantwortungsvoller Internationalisierung sind im Strategiepapier „Internationalisierung und Wissenschaftsfreiheit“ festgelegt.  

Link zum Strategiepapier

 

Das TUM China Wiki

  • Die Technische Universität München (TUM) hat Wissen und Empfehlungen in einem China Wiki gebündelt, das für Angehörige der Universität zugänglich ist. Es dient einerseits der Wissensvermittlung zur chinesischen Hochschul- und Wissenschaftslandschaft, und andererseits einer Bündelung von Empfehlungen und weiterführenden Hinweisen zu TUM-internen sowie externen Informationsquellen.

  • Darüber hinaus gibt es mit dem China Round Table eine Plattform für die Universitätsgemeinschaft, um sich zu aktuellen Fragen in der Zusammenarbeit mit China auszutauschen. Leitgedanke ist dabei einerseits De-Risking, andererseits aber auch Re-assuring, vor allem bzgl. der Kooperation zu Themen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz (z.B. Klima, Umwelt, Medizin).

  • Stark im Fokus steht auch die lokale, regionale, nationale und internationale Vernetzung zur Kooperation mit China, beispielsweise durch aktive Mitarbeit beim Aufbau des China Hub Bayern oder durch eine Arbeitsgruppe im Rahmen der EuroTech Universities Alliance.

     

 

DLR Projektträger Erfahrungen mit Prüftools

Im Zusammenhang mit Instrumenten, die zur Prüfung von internationalen Hochschulkooperationen verwendet werden können existieren einige (zumeist wirtschaftlich orientierte) Akteure, die damit werben, durch Datenbanksysteme schnell und einfach Informationen über ausländische Einrichtungen und/oder Personen bereitzustellen. Die Informationen werden in der Regel durch öffentlich verfügbare Quellen gewonnen und aufbereitet.

  • TIM Dual-Use Web-Plattform: Die kostenfrei zugängliche TIM Dual-Use Web-Plattform (Online-Datenbank) existiert seit 2021 und wurde vom Joint Research Centre der EU-Kommission entwickelt, um potenzielle Transfers von Dual-Use-Technologien und neu entstehende Technologien zu erfassen. Sie basiert auf der "EU Control List of Dual-Use Items" und ist thematisch gegliedert in deren 10 Dual-Use-Technologien sowie 8 aufstrebende Technologien (emerging technologies) mit Dual-Use-Potenzial.
  • Dimensions: Dimensions ist ein US-amerikanischer Anbieter und wurde 2018 gegründet. Die Datenbank enthält individuelle bibliografische Datensätze zu Millionen von Publikationen, Patenten und Proceedings. Eine eingeschränkte Version ist kostenlos verfügbar. Für eine detailliertere Suche und Datenexporte ist ein Abonnement erforderlich.
  • Strider: Strider ist ein kommerzieller US-amerikanischer Anbieter und wurde 2019 gegründet. Es stehen verschiedene Module zur Auswahl. Über die Sucheinheit „Sentry“ können Informationen zu Personen abgerufen werden.
  • Datenna: Datenna ist ein kommerzieller, niederländischer Anbieter. Im Gegensatz zu den anderen Anbietern verfügt Datenna ausschließlich über Informationen zur Volksrepublik China.
  • Sonstige Tools: Neben den genannten Anbietern sind auch weitere Dienstleister auf dem Markt (zum Beispiel KHARON). An dieser Stelle ist auch der sehr bekannte und kostenlose „ASPI-Tracker“ des „Australian Strategic Policy Institute“ genannt. Dieser wurde jedoch seit 2021 nicht mehr aktualisiert.

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