StartseiteLänderAsienChinaCluster – Kristallisationspunkte ausländischer Forschungspräsenzen

Cluster – Kristallisationspunkte ausländischer Forschungspräsenzen

Innovation aus der Praxis

Clusterpolitische Ansätze sind ein zentraler Bestandteil moderner Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik. In Clustern sind Unternehmen innovativer und wirtschaftlich erfolgreicher – und dies aus verschiedenen Gründen: Die Nähe von Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie der Austausch von Talenten und Wissen tragen zu mehr Ideen, zu höherer Innovationkraft und zu erfolgreichen Innovationen bei.

Dies führt nicht nur dazu, dass Unternehmen im Cluster wirtschaftlich erfolgreicher sind und wachsen, sondern auch neue Unternehmen entstehen oder sich ansiedeln, Investoren sich im Cluster engagieren und die intelligentesten Köpfe von den Möglichkeiten des Clusters angezogen werden. Cluster wirken also wie ein Magnet auf Menschen, Unternehmen und Kapital – und dies nicht nur innerhalb der eigenen Landesgrenzen, sondern international. Ein Ergebnis ist, dass sich Forschung und Entwicklung international auf wenige Standorte konzentriert. Diese stehen miteinander im Wettbewerb und sind zugleich über zahlreiche Beziehungen entlang internationaler Wertschöpfungsketten miteinander verflochten.

Oftmals angetrieben von ambitionierten Programmen zur Entwicklung internationaler Hightech-Standorte gewinnt derzeit insbesondere der asiatisch-pazifische Raum neben den USA und Europa im internationalen Standortwettbewerb an Bedeutung. Ein Beispiel ist der im Nordwesten Pekings gelegene Zhongguancun Science Park: In diesem rasch wachsenden Wissenschaftspark haben sich 20.000 Hightech-Unternehmen mit 360.000 Beschäftigten angesiedelt, darunter 60.000 Beschäftigte im Bereich Forschung und Technologie. Eine große Herausforderung besteht darin, den Bedarf an Fachkräften, Wissenschaftlern und Unternehmen zu decken. Hierfür wurden weltweite Rückkehrer-Programme gestartet oder internationale Kooperationsprogramme aufgelegt und gezielt um Wissenschaftler aus dem Ausland geworben.

Internationalisierungsstrategien bilden vor diesem Hintergrund einen wichtigen Bestandteil von Clusterentwicklungsprogrammen. Die Instrumente hierfür sind vielfältig. Vor einigen Jahren wurden in einer international vergleichenden Studie (Entwicklung von Kompetenzclustern und -netzen zu internationalen Kompetenzknoten, VDI Technologiezentrum GmbH, Düsseldorf 2008) Hightech-Cluster weltweit danach befragt, welche Internationalisierungsinstrumente im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen. Die Gewinnung internatio­naler Forschungszentren, umfassende Investitionsbeihilfen sowie die Etablierung von Auslandsrepräsentanzen als „Brückenköpfe“, um Talente, Kapital und Unternehmen anzuziehen, kristallisierten sich dabei als die wichtigsten Instrumente von Clustern in der Region heraus.

Einige der in der vorliegenden 8. Schwerpunktausgabe des ITB infoservice 07/14 vom 31. Juli 2014 beschriebenen Beispiele ausländischer Forschungspräsenzen in Asien bestätigen dieses Bild. Zugleich zeigen sie, dass neben Forschungs- und Entwicklungszentren internationaler Un­ternehmen verstärkt auch Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit eigenen Repräsentanzen in der Region vertreten sind. Die Motive, zwischen denen eine Reihe von Wechselwirkungen bestehen, lassen sich dabei folgendermaßen zusammenfassen.

Eine wesentliche Zielsetzung ist es, in der Liga der weltweit führenden Forschungsstandorte und -institutionen mitzuspielen. Diese Zielsetzung findet sich sowohl in den entsendenden als auch in den empfangenden Ländern. Ein Beispiel ist Singapur. Die beiden staatlichen Institutionen für höhere Bildung, die National University of Singapore (NUS) und die Nanyang Technological University (NTU) erreichen Top-Platzierungen in den globalen Universitätsrankings. Zugleich wurde mit CREATE eine Infrastruktur für die Zusammenarbeit mit weltweit führenden Hochschuleinrichtungen geschaffen (vgl. ITB infoservice 07/14, S. 26). So beschreibt die ETH Zürich den CREATE Campus als „einmalige Möglichkeit, Spitzeninstitutionen wie das Massachusetts Institute of Technology, UC Berkeley, University of Cambridge und die ETH an einem Ort zusammenzubringen“ (vgl. ITB infoservice 07/14, S. 10).

Ergänzt wird dieses Motiv durch die Möglichkeit, Forschung und Entwicklung in räumlicher Nähe zu globalen Herausforderungen zu betreiben. Seien es die spezifischen Herausforderungen der Urbanisierung in den Tropen, die Infektionsforschung oder die Entwicklung leistungsfähiger öffentlicher Gesundheitssysteme – Lösungen lassen sich oftmals besser direkt vor Ort als unter Laborbedingungen in Europa finden. Diese Zielsetzung, die oftmals in entwicklungspolitischen Zielen ihren Ausgang nahm, steht immer häufiger im Kontext internationaler Spitzenforschung. Dies belegt etwa das Beispiel der französischen CIRAD, deren Partnerländer zunehmend internationale Spitzenforschung betreiben, welche weit über den asiatisch-pazifischen Raum hinaus wirkt (vgl. ITB infoservice 07/14, S. 11).

Die räumliche Nähe zu den Anwendern steht auch bei einem weiteren Motiv im Mittelpunkt: der Umsetzung von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen in marktfähige Produkte. Die Beispiele von imec Taiwan (vgl. ITB infoservice 07/14, S. 19) oder der VTT Korea (vgl. ITB infoservice 07/14, S. 30) belegen dies eindrucksvoll. In beiden Fällen startete die Zusammenarbeit als FuE-Kooperation an den Standorten im jeweils endsendenden Land (Belgien bzw. Finnland). Die Motivation hierfür war der Bedarf der an den Kooperationen beteiligten Unternehmen aus dem asiatisch-pazifischen Raum an stärker anwendungsorientierter Forschung bis hin zu Prototypen, Demonstratoren und marktfähigen Produkten. Dies ließ sich am ehesten in den gut entwickelten Clusterstrukturen in Taiwan und Korea realisieren. So ist die taiwanische imec-Niederlassung im Hsinchu Science Park angesiedelt, einem der weltweit führenden Halbleiter-Cluster.

Nicht zuletzt ist die Gewinnung von Wissenschaftlern und hochqualifizierten Fachkräften nach wie vor ein Motiv empfangender Länder. Insofern werden Forschungsaktivitäten und gemeinsame Projekte in der Regel durch gemeinsame Studienprogramme ergänzt. Dies ist meist von gemeinsamem Nutzen, insbesondere dann, wenn auch Studierende aus den entsendenden Ländern an diesen Programmen teilnehmen können. Denn so werden auf allen Seiten Wissenschaftler mit hoher interkultureller Kompetenz ausgebildet, welche in Zukunft eine wesentliche Rolle bei der Internationalisierung führender Hightech-Cluster spielen werden.

Hinweis der Redaktion: Der vorliegende Text ist ein Auszug aus der bei Kooperation international erschienenen 8. Schwerpunktausgabe des ITB infoservice "Forschungspräsenzen internationaler Akteure in Asien".

Quelle: VDI TZ Redaktion: von Miguel Krux, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: China Indien Japan Malaysia Republik Korea (Südkorea) Singapur Taiwan Themen: Innovation Netzwerke

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