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Neuer Lehrstuhl für Wirtschaft Chinas an der Universität Würzburg

Chinas wirtschaftliche Entwicklung und deren Bedeutung für die Welt stehen im Mittelpunkt des Lehrstuhls, den die Universität zum 1. März neu eingerichtet hat.

Lehrstuhlinhaberin Doris Fischer hat zum Sommersemester die Arbeit aufgenommen. Damit reagiert die Universität auf die ständig steigende Bedeutung Chinas in der Weltwirtschaft und stärkt ihr Ausbildungsprofil in den entsprechenden Studiengängen.„Chinas Konjunktur macht Laune: Kursplus an Asien-Börsen“ – „China-Daten schieben Dax an“ – „Chinas Wirtschaft boomt ungebremst“. Drei aktuelle Meldungen zeigen: Chinas wirtschaftliche Entwicklung ist für die gesamte Welt von großer Bedeutung. Doch wie sieht es tatsächlich um die Innovations-und Wettbewerbsfähigkeit des asiatischen Riesen aus? Welche Rolle spielt dabei seine Wirtschaftsordnung? Welche neuen Formen der internationalen Kooperation und des Wettbewerbs entstehen? Verstärken diese Entwicklungen die Verschiebung des globalen wirtschaftlichen Gravitationszentrums nach Asien?

Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich Doris Fischer. Die Professorin hat seit 1. März den neu eingerichteten Lehrstuhl für Chinas Wirtschaft – Chinese and Commerce – an der Universität Würzburg inne. Schon zuvor hatte sie am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik unter anderem zu den Themen „Innovationssysteme und Nachhaltigkeit“ sowie zu den Herausforderungen des wirtschaftlichen Aufholprozesses Chinas geforscht.

Doris Fischers Forschungsschwerpunkte

„Ich konzentriere mich in meiner Forschung auf Fragen der Wirtschaftsordnung, insbesondere auf das Zusammenspiel von staatlichen und privaten Akteuren sowie den Wettbewerb chinesischer und ausländischer Unternehmen unter sich verändernden Rahmenbedingungen“, erklärt die neue Professorin. In den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sei dieses Interesse in der Ordnungstheorie, der Institutionenökonomie, der Innovationssystem-Forschung und im internationalen Management beheimatet, sagt sie. Diesen Theorien und Ansätzen ist gemein, dass sie versuchen, die Unterschiede wirtschaftlichen Handelns beziehungsweise wirtschaftlicher Organisation zu erfassen und zu erklären. „Sie sind damit besonders geeignet für die wirtschaftswissenschaftliche Unterfütterung des Vergleichs Chinas mit anderen Ländern“, so Fischer.

Globalisierung, Rohstoffknappheit und die Herausforderungen des Klimawandels: Das sind die relevanten Rahmenbedingungen, mit denen die Wirtschaft weltweit momentan zu tun hat. Auch China bleibt davon nicht unberührt – im Gegenteil: „Chinas wirtschaftlicher Aufstieg führt der Welt die ökonomischen und politischen Risiken einer Industrialisierung vor Augen, die auf fossilen Energien basiert und die Folgen für die Umwelt der Gemeinschaft aufbürdet“, sagt Doris Fischer.

Chinas Wirtschaftspolitik

Wissenschaftlich wenig beachtet sei in diesem Zusammenhang die chinesische Wirtschaftspolitik: Entstehen relevante ordnungspolitische Konzepte in China? Werden in Chinas komplexer Wirtschaftsordnung erfolgreich die notwendigen Anreize für eine „grüne“ Transformation gesetzt? Kann China seinen wirtschaftlichen Erfolg im Hinblick auf ein „grünes“ Wachstumsmodell wiederholen? Welche Rolle spielen hierfür Entwicklungen in Branchen wie den erneuerbaren Energien oder so komplexe Herausforderungen wie die Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden und in der Industrie, intelligente Stromsysteme oder die Verbreitung von Elektromobilität?

„Die chinesische Regierung misst diesen Industrien und Herausforderungen inzwischen hohe Priorität bei und strebt hier eine technologische Führungsrolle für China an. Doch wie sich das Land in diesen Punkten tatsächlich entwickelt, ist noch nicht hinreichend erforscht“, sagt Fischer. Im Rahmen zweier Kooperationsprojekte mit dem Deutschen Institut für Entwicklungspolitik untersucht Fischer diese und verwandte Fragen.

Neue Studiengänge für Sinologen und Wirtschaftswissenschaftler

Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden selbstverständlich auch in Fischers Lehre einfließen. Momentan hat die Universität den Bachelor-Studiengang Modern China im Angebot und den Master Chinese Studies. Gemeinsam mit der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät sind die beiden neuen Masterstudiengänge China Business and Economics sowie Chinese and Economics für Sinologen und Wirtschaftswissenschaftler in Vorbereitung. Beide Studiengänge sollen zum Wintersemester 2012 anlaufen.

„Der Lehrstuhl Chinese and Commerce wird für beide Studiengänge die Veranstaltungen zur chinesischen Wirtschaft beitragen“, sagt Doris Fischer. Wichtiger Bestandteil der Seminare werde der Vergleich mit anderen Ländern und Märkten sein sowie die Diskussion verschiedener theoretischer Ansätze und Methoden zur Einordnung des chinesischen Beispiels. Am Ende des Studiums sollen die Studierenden in der Lage sein, wirtschaftliche Entwicklungen in China wissenschaftlich zu analysieren und in ihrer ökonomischen Relevanz zu bewerten. „Sie werden sich schnell in Märkte und Industrien einarbeiten können und ein Verständnis für die Herausforderungen und Chancen in der Kooperation mit China entwickelt haben“, sagt Fischer.

Zur Person

Doris Fischer (Jahrgang 1965) ist in Bayern geboren, aber in Schleswig-Holstein aufgewachsen; von 1984 bis 1991 hat sie an der Universität Hamburg Betriebswirtschaftslehre und Sinologie studiert. Dazwischen war sie von 1987 bis 1989 als DAAD-Stipendiatin an der Wuhan-Universität in China.

1999 wurde Fischer an der Universität Gießen mit einer Arbeit zum Thema „Competition policy during transition – The example of competition theory debates and competition policies in China” promoviert. Es folgten Stationen als Dozentin für chinesische Wirtschaft am Ostasien-Institut der Universität Duisburg und am Ostasiatischen Seminar der Freien Universität Berlin sowie mehrere Gastprofessuren in Japan und China, bevor sie im Jahr 2007 an das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik wechselte.

Am 1. März 2012 hat Doris Fischer den Lehrstuhl für Wirtschaft Chinas an der Universität Würzburg übernommen.

Kontakt:

Prof. Dr. Doris Fischer
Tel.: (0931) 31-89101, 
E-Mail: Doris.Fischer(at)uni-wuerzburg.de    

Weitere Informationen: 

http://www.sinologie.uni-wuerzburg.de/

Quelle: IDW Nachrichten / Julius-Maximilians-Universität Würzburg Redaktion: Länder / Organisationen: China Themen: Bildung und Hochschulen Wirtschaft, Märkte

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