Gemeinsam mit ihrer chinesischen Partnerorganisation, der National Natural Science Foundation of China (NSFC), hatte die DFG am 19. Oktober 2000 den Neubau des Zentrums in unmittelbarer Nähe zum Hauptgebäude der NSFC im Nordwesten der chinesischen Hauptstadt eröffnet. Es war die erste Auslandsvertretung der DFG; Washington, Moskau, New Delhi und Tokio folgten. In seiner Konstruktion als chinesisch-deutsches Joint Venture ist das CDZ einzigartig. Es wird jeweils hälftig finanziert, hat zwei chinesische und zwei deutsche Direktoren und fördert die bilaterale Zusammenarbeit in den Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaften. Besondere Bedeutung kommt der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses zu.
Zehn Jahre nach der Gründung sind die Visionen der Gründer längst aufgegangen und das Förderangebot wird breit angenommen. Inzwischen unterstützt das Zentrum jedes Jahr im Durchschnitt über 1400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus China und Deutschland und finanziert etwa 30 Symposien und Sommerschulen. Neben zahlreichen Nachwuchsförderprogrammen, Kooperationsgruppen und Forschungsprojekten hat das CDZ auch bereits circa 250 Symposien gefördert. Dazu kommen sechs internationale Graduiertenkollegs und zwei Sonderforschungsbereiche/Transregios, in denen deutsche und chinesische Forscher kooperieren. Rund 30 Millionen Euro haben DFG und NSFC seit 2000 in das CDZ investiert.
So konnte der Präsident der NSFC, Professor Chen Yiyu, in seiner Begrüßung mit Fug und Recht davon sprechen, dass die chinesisch-deutsche Kooperation der wichtigste Bestandteil der internationalen Strategie seiner Organisation geworden sei. Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in China, Dr. Michael Schaefer, betonte die Bedeutung der „Forschungszusammenarbeit mit den weltweit Besten“ für die Bundesregierung. Wenn deutsche Erfahrung und chinesische Dynamik zusammenkämen, sei dies ein Garant für Erfolg auf dem für die Zukunft beider Länder so wichtigen Gebiet von Wissenschaft und Innovation.
Begonnen hatte der Jubiläumstag mit einem Strategie-Workshop, bei dem die Perspektiven für die nächste Dekade der chinesisch-deutschen Wissenschaftszusammenarbeit aufgezeigt wurden. DFG-Präsident Kleiner hob die Zusammenarbeit in der Energieforschung, insbesondere der Solarenergie, in der Forschung zur Lebensmittelsicherheit sowie in Mikroelektronik und Materialwissenschaften als Beispiele für zukünftige Kooperationsfelder hervor. In seinem „Keynote Statement“ führte der deutsche „Gründungspräsident“ des Zentrums, der frühere DFG-Präsident und jetzige Generalsekretär des Human Frontier Science Program, Professor Ernst-Ludwig Winnacker, eindringlich vor Augen, dass junge Wissenschaftler nicht Länder, sondern die besten Institutionen wählten, an denen sie arbeiten wollen. Sein Rat für die kommende Dekade des CDZ lautete: Investieren Sie in die jungen Wissenschaftler und deren Unabhängigkeit! Die Generalsekretärin der DFG, Dorothee Dzwonnek, schloss sich diesem Aufruf an und stellte heraus, dass bei dem neuen Rahmenabkommen zwischen DFG und NSFC für gemeinsame „Calls for Proposals“ die Förderung junger Wissenschaftler eine zentrale Voraussetzung sei.
Eine eindrucksvolle Reihe von Kurzpräsentationen ließ im Anschluss die Breite der Wissenschaftsgebiete und die Lebendigkeit der chinesisch-deutschen Zusammenarbeit deutlich werden. Professorin Liqui Meng, gebürtige Chinesin und Vizepräsidentin der TU München, berichtete von rund 20 Wissenschaftlern ihrer Hochschule, die regelmäßig zu Forschungsaufenthalten in China seien; Professor Harald Fuchs, Münster, und sein chinesischer Kollege Professor Zhan Xi stellten ihren gemeinsamen Sonderforschungsbereich auf dem Gebiet der Nanowissenschaften vor. Dr. Timo Balz, der 2009 das neu geschaffene Stipendium der NSFC für junge ausländische Wissenschaftler erhielt, präsentierte sich als frisch gebackener Associate Professor und erster festangestellter Ausländer an der Universität Wuhan, Fachgebiet: Fernerkundung. Vorerst will er in China bleiben. Professor Reinhold Kliegl, Kognitionspsychologe aus Potsdam, Leibniz-Preisträger und Mitglied des DFG-Senats, kann mithilfe chinesischer Schriftzeichen nachweisen, dass sich bereits bei der augenblicklichen Wahrnehmung die Bedeutung erschließt. Professorin Bärbel Friedrich, Mikrobiologin von der Humboldt-Universität Berlin und Leopoldina-Vizepräsidentin, kann sich in der Zusammenarbeit mit der chinesischen Seite sogar internationale Stellungnahmen zur Politikberatung in wissenschaftlichen Fragen vorstellen. Professor Volker Moosbrugger und sein chinesischer Kollege Professor Sun Ge stellten in ihrem Festvortrag das bislang größte chinesisch-deutsche Kooperationsprojekt, das Tibet-Plateau-Programm, vor.
Fazit der Jubiläumsveranstaltung: Die chinesisch-deutschen Wissenschaftsbeziehungen sind nicht zuletzt aufgrund des gewachsenen Vertrauens und der persönlichen Kontakte stabil und zukunftsfähig. Die Rolle des Chinesisch-Deutschen Zentrums für Wissenschaftsförderung geht weit über die des Forschungsförderers hinaus – angesichts der rasanten wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklung der Großmacht China ein nicht zu unterschätzender Faktor.
So konnte DFG-Präsident Kleiner denn auch voller Zuversicht davon sprechen, dass das CDZ sicher auch die „Goldhochzeit“ nach 50 Jahren Ehe werde feiern können.
Zum 10-jährigen Jubiläum des CDZ ist auch eine 40-seitige Sonderpublikation erschienen. Sie ist bei der DFG kostenlos erhältlich (Tel. +49 228 - 885 - 2109, Michael.Hoenscheid(at)dfg.de) und auch im Internet abrufbar unter: www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/geschaeftsstelle/publikationen/10_jahre_chinesisch_deutsches_zentrum.pdf
Kontakt
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Gruppe Internationale Zusammenarbeit in der DFG-Geschäftsstelle
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Dr. Eva-Maria Streier
Leiterin des Bereichs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG
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