In der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik befindet sich Deutschland in einem intensiver werdenden internationalen Wettbewerb. Neben den traditionellen Akteuren wie Frankreich, Großbritannien und den USA engagieren sich seit rund einem Jahrzehnt verstärkt weitere Länder wie Brasilien, China, Katar und Russland. So hat China seit der Eröffnung des ersten Konfuzius-Instituts im Jahr 2004 ein Netzwerk aus weltweit rund 500 Instituten aufgebaut. Russland investiert vor allem in seine Auslandsmedien und wirbt damit, internationaler Spitzenreiter in der Online-Reichweite zu sein.
Im Auftrag des Auswärtigen Amts hat die Hertie School of Governance die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik Deutschlands erstmals im internationalen Vergleich untersucht. Zwischenergebnisse der Studie unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Helmut Anheier zeigen, dass Deutschland mit Mittlerorganisationen wie dem Goethe-Institut, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst und der Alexander-von-Humboldt-Stiftung sowie der Deutschen Welle in allen Bereichen noch gut aufgestellt ist. Allerdings entsteht angesichts der dynamischen Entwicklung insbesondere der Auslandsmedien, aber auch im Kulturbereich, zunehmender Handlungsdruck. Neben dem Ausbau der eigenen Aktivitäten kommt hier vor allem eine verstärkte europäische Zusammenarbeit in Frage.
„Außenkulturpolitik wird überall als sehr wichtiges Instrument der Außenpolitik angesehen. Fast alle von uns untersuchten Länder versuchen, deren Effektivität durch Aus- oder Umbau ihrer Aktivitäten zu erhöhen. Viele setzen dabei starke geopolitische Akzente. Deutschland muss sich strategisch darauf einstellen“, so Studienleiter Helmut Anheier.
Der Leiter der Abteilung Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt Dr. Andreas Görgen sagte zu den Ergebnissen: „Kommunikations-, Kultur- und Bildungsarbeit im Ausland schafft die notwendigen Freiräume, um die Erzählungen und Narrative, die Träume und Traumata unserer Partner in der Welt besser zu verstehen und Zugang zu unserer Kultur zu ermöglichen. Grundvoraussetzung hierfür sind Freiräume im analogen wie im digitalen Raum, in denen wir Angebote machen, Austausch suchen und Unterschiedlichkeiten wahrnehmen und diskutieren. Schulen und Goethe-Institute, Universitäts- und Wissenschaftskooperationen sind Beispiele für solche Freiräume. Dabei wollen wir jedoch nicht stehen bleiben. Wir müssen in Zeiten von Fake News und Propaganda stärker als bisher die digitalen Räume in den Blick nehmen und mit eigenen Angeboten, Inhalten und Strukturen präsent sein. Und wir wollen die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik europäisch weiterentwickeln, gerade mit unserem engsten Nachbarn und Freund, Frankreich. Deshalb wollen wir gerade mit Frankreich die Zusammenarbeit in Drittstaaten ausbauen. Dies wird auch eines der Themen beim deutsch-französischen Ministerrat am 13.7. zwischen Außenminister Sigmar Gabriel und seinem französischem Amtskollegen Jean-Yves Le Drian sein.“
Der Zwischenbericht zur Studie "Die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik Deutschlands im internationalen Vergleich" untersucht Strategien und Aktivitäten in den Bereichen Kultur und Sprache, Bildung und Wissenschaft sowie Kommunikation und Medien. Vergleichend zu Deutschland werden Brasilien, China, Frankreich, Großbritannien, Katar, Russland und die USA betrachtet.
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