Überblick zur internationalen Kooperation: Iran
Iran arbeitet mit Nachdruck am Aufbau einer wissensbasierten Wirtschaft und hat im Rahmen dessen erhebliche zielgerichtete Aktivitäten beim Ausbau von FuE unternommen. Aufgrund der Sanktionen war Iran hierbei lange Zeit auf autochthone Entwicklungen angewiesen und kann erst seit 2015 wieder verstärkt auf internationale Kooperationen bauen. Federführend für die internationale Bildungs- und Forschungszusammenarbeit ist die internationale Abteilung (Center of International Scientific Cooperation) des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Technologie (Ministry of Science, Research and Technology, MSRT).
2016 hatten die etwa 18.000 ausländischen Studierenden im Iran einem Anteil von 0,4 Prozent an allen Studierenden. Die mehr als 50.000 Studierenden aus dem Iran, die im Ausland einen Abschluss anstrebten, machten einen Anteil von 1,2 Prozent aller Studierenden im Iran aus. Während die absoluten Zahlen der iranischen Studierenden im Ausland demnach hoch sind, liegt der Iran in Bezug auf die prozentualen Anteile noch deutlich hinter Deutschland zurück (siehe Bildungsindikatoren).
Die wichtigsten Herkunftsländer der ausländischen Studierenden im Iran sind Afghanistan, Irak, Syrien, Libanon und China. Iranische Studierende bevorzugen als Zielländer die USA, die Türkei, Deutschland, Italien und Kanada (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).
Iran unterhält internationale Wissenschaftsbeziehungen zu einer großen Zahl an Ländern. Insbesondere seit 2015 wurden sowohl von den Förder- und Mittlerorganisationen des Iran als auch von den iranischen Universitäten – in der Regel unter Einbezug des MSRT – zahlreiche Kooperationsabkommen mit ihren jeweiligen internationalen Partnern geschlossen. Irans Hochschulen haben großes Interesse an internationalen Kooperationen, verfügen in aller Regel über ein in dieser Richtung aktives Internationales Büro unter Leitung eines Vizedirektors für internationale Angelegenheiten. Die meisten größeren Hochschulen sind über die Möglichkeiten der internationalen Kooperation sowie die nationalen und internationalen Fördermöglichkeiten gut informiert. Die überwiegende Mehrheit der Studierenden sowie des Hochschulpersonals aller Ebenen verfügt über gute Englischkenntnisse.
Einhergehend mit der weitgehenden Aufhebung der Sanktionen im Jahr 2015 wurden auch die Sanktionen zur Zusammenarbeit mit iranischen Forschungseinrichtungen weitgehend aufgehoben. Im Einzelfall können Personen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen jedoch weiterhin mit unmittelbaren Sanktionen belegt sein. Diese Forschungseinrichtungen unterstützende Universitäten, Hochschulen oder andere Geldgeber werden als Sanktionsbrecher unmittelbar selbst mit den gleichen Sanktionen belegt. Wie bei jeder internationalen Kooperation sind Unternehmen und sonstige Einrichtungen auch in Zusammenarbeit mit iranischen Partnern alleine dafür verantwortlich, alle geltenden und anwendbaren Regelungen zur Exportkontrolle einzuhalten. Für weitere Informationen verweisen wir auf das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).
Der Anteil der internationalen Ko-Publikationen an allen wissenschaftlichen Publikationen hat sich im Iran uneinheitlich entwickelt. Zwischen 1996 und 2011 ging der Anteil zunächst von 34,6 Prozent auf 16,7 Prozent zurück. Danach nahm der Anteil wieder zu und erreichte zuletzt 34,8 Prozent im Jahr 2023. Zum Vergleich: In Deutschland ist die internationale Ko-Publikationsrate zwischen 1996 und 2023 von 30,8 auf 53,3 Prozent gewachsen (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 25, 2024, from www.scimagojr.com).
Die fünf wichtigsten Ko-Publikationsländer der letzten vier Jahre entsprechen teilweise den beliebtesten Zielländern für Studierende aus dem Iran: An erster Stelle liegt die USA, gefolgt mit weitem Abstand von Kanada, China, Großbritannien und Australien. Deutschland platziert sich hinter Italien auf Rang 7. Der Iran orientiert sich zunehmend hin zum asiatischen Raum: Die Türkei und Indien belegen die Ränge 8 und 9, Malaysia Rang 11 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).
Der Iran arbeitet in diversen internationalen Organisationen mit, die in Bildung-, Forschungs- und Innovationspolitik kooperieren. Dazu gehören zum Beispiel die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) und ihre Unterorganisation Islamic World Educational, Scientific and Cultural Organization (ISESCO), die Wirtschafts- und Sozialkommission der Vereinten Nationen für Asien und den Pazifik (United Nations Economic and Social Commission for Asia and the Pacific, ESCAP) sowie die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (United Nations Conference on Trade and Development, UNCTAD). In den Jahren 2005 und 2016 hat der Iran sein Wissenschafts- und Innovationssystem durch die UNCTAD begutachten lassen (siehe UNCTAD Science, Technology and Innovation Policy Review (2016): Iran).
Der Iran ist auch Mitglied in der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO), mit deren Hilfe die internationale Forschungsinfrastruktur SESAME („Synchrotron Light for Experimental Science and Applications in the Middle East“) in Jordanien aufgebaut wurde. Herzstück des Vorhabens, an dem neben Jordanien und dem Iran auch Ägypten, Israel, Pakistan, die Palästinensischen Gebiete und die Türkei beteiligt sind, ist der aus Deutschland stammende Speicherring BESSY I. Die Anlage produziert hoch intensive Synchrotron-Strahlung vom Infrarot- bis zum Röntgen-Bereich und bietet Forschenden der gesamten Region modernste Arbeitsmöglichkeiten in einem breiten Anwendungsgebiet.
Der Iran konnte sich an dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont 2020 (2014-20) beteiligen und dafür eine Förderung erhalten. Dies galt auch für das Nachfolgeprogramm Horizont Europa (2021-27). Bis Juni 2024 warb der Iran unter Horizont Europa 0,224 Millionen Euro an europäischen Fördergeldern ein. Unter den insgesamt 3 Projekten, an denen sich das Land beteiligte, wiesen 2 Projekte auch eine deutsche Teilnahme auf. Auch zur Beteiligung am Vorgängerprogramm Horizont 2020 liegen vorläufige finale Zahlen vor. Bis Dezember 2021 warb der Iran 0,94 Millionen Euro an europäischen Fördergeldern ein. Unter den insgesamt 16 Projekten, an denen sich das Land bisher beteiligte, wies mit 9 Projekten mehr als die Hälfte auch eine deutsche Teilnahme auf (Quelle: ECORDA-Datenbank).