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EU-Projekt BaltVib: Vibrionen und Klimawandel - Können Natur-basierte Methoden das Gefährdungspotenzial in der Ostsee mildern?

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Vibrio-Bakterien, darunter auch für Menschen gefährliche Arten, sind natürlicher Bestandteil des Ostseeplanktons. Im Zuge des Klimawandels können sie durch steigende Wassertemperaturen häufiger und damit ein zunehmendes Gesundheitsrisiko werden. Das internationale Projekt BaltVib erforscht unter Leitung des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), ob spezielle Pflanzen- und Tiergesellschaften Vibrionen-Belastung in Küstennähe auf natürliche Weise senken und wie dieser Effekt aktiv unterstützt werden kann.

Am internationalen BaltVib-Projekt, das im Rahmen des europäischen BiodivERsA-Programms bis 2024 mit knapp 1,45 Millionen gefördert wird, sind neben dem IOW das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, das Meeresforschungsinstitut der litauischen Universität Klaipėda, die Universität Kopenhagen, die Estnische Universität für Lebenswissenschaften, das Königliche Institut für Technologie Stockholm, die finnische Åbo Akademi Universität und Polens Nationales Forschungsinstitut für Meeresfischerei beteiligt.

Als „Vibrionen“ bezeichnet man alle Bakterien der Gattung Vibrio. Sie sind im offenen Meer allgegenwärtig und kommen auch in Küsten-, Brack- und Süßgewässern sowie in Gewässersedimenten vor. Man kennt ca. 130 verschiedene Arten, von denen nur rund 10 % Infektionen bei Menschen, Fischen oder Muscheln verursachen.

Klimawandelbedingte Veränderungen der Ostsee, wie etwa der bis zum Jahr 2100 erwartete Anstieg der Oberflächenwassertemperatur um 2 – 4 ˚C, begünstigen die Vermehrung von Vibrionen und damit auch der gefährlichen Arten. Vibrio vulnificus beispielsweise, der bei vorerkrankten und anderweitig geschwächten Menschen allein durch Wasserkontakt zu schwerster Sepsis mit tödlichem Ausgang führen kann, vermehrt sich bei Wassertemperaturen über 20°C besonders gut.

In Küstenmeeren wie der Ostsee haben sich Muschelbänke, Seegraswiesen und Makroalgenbestände z. B. aus Blasentang als besonders wertvoll erwiesen. Diese Lebensräume mit hoher Biodiversität übernehmen viele für Meer und Mensch wichtige Ökosystemfunktionen. Sie werden daher auch als „Ökosystemingenieure“ bezeichnet. Neuere Untersuchungen deuten nun darauf hin, dass in solchen Lebensräumen pathogene Vibrio-Arten deutlich reduziert sein können.

Genau hier setzt BaltVib an. Denn dieser Effekt eröffnet die Option, sogenannte Natur-basierte Lösungsstrategien zur Kontrolle gefährlicher Vibrionen in küstennahen Bereichen zu entwickelnDas BaltVib-Forschungsprogramm umfasst ein großes methodisches Spektrum, von historischen Studien und PC-gestützter Zukunftsmodellierung über umfangreiche Probennahme-Kampagnen, Labor- und Freilandexperimenten bis hin zur Klärung technischer und organisatorischer Fragen bei der Umsetzung von Gestaltungsmaßnahmen im Meer.

Projektleiter Matthias Labrenz resümiert:

„Da die Ostsee ein ideales Modellsystem für viele Randmeere ist, hoffen wir, so grundlegende Ergebnisse zu erarbeiten, dass sie weltweit übertragbar sind. Denn gefährliche Vibrionen gibt es nicht nur bei uns.“

Hintergrund

BiodivERsA ist ein Netzwerk nationaler Förderorganisationen, das die europaweite Forschung zu Biodiversität und Ökosystemleistungen fördert. An der Förderung von BaltVib sind in diesem Rahmen neben der EU auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Innovation Fund Denmark, das Estonian Research Council, das Research Council of Lithuania, das Swedish Research Council for Environment, Agricultural Sciences and Spatial Planning, das Polish National Science Centre und die Academy of Finland beteiligt.

Quelle: Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde via IDW Nachrichten Redaktion: von Mirjam Buse, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Dänemark Estland Litauen Polen Schweden Themen: Förderung Lebenswissenschaften Umwelt u. Nachhaltigkeit

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