Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger sagte:
"Wissenschaftsfreiheit und Hochschulautonomie sind unverzichtbare Bausteine für eine freie, demokratische Gesellschaft. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung setzt sich vehement für diese akademischen Grundwerte ein, seit Beginn des Bologna-Prozesses auch im Europäischen Hochschulraum. So haben wir das Rom Communiqué entscheidend vorangetrieben, in dem sich die Bologna-Ministerkonferenz 2020 klar zu den akademischen Grundwerten bekannt hat. Gerade in diesen herausfordernden Zeiten setzen wir mit dem neuen Grundwerte-Preis ein klares Zeichen für die Wissenschaftsfreiheit und auch für Europa."
Der Grundwerte-Preis geht an Janika Spannagel (Freie Universität Berlin, Deutschland, 1. Platz), Dr. Elizaveta Potapova (Public Policy and Management Institute, Litauen, 2. Platz) und Dr. Milica Popović (Central European University, Österreich, 3. Platz). Die Preisträgerinnen erhalten je nach Platzierung ein Preisgeld von 7.000, 6.000 oder 5.000 Euro. Zudem sind sie eingeladen, ihre Arbeit im Rahmen einer DAAD-Konferenz im kommenden Jahr zu präsentieren. Die Preisverleihung ist für 2023 in festlichen Rahmen geplant.
Die Preisträgerinnen im Porträt
Janika Spannagel setzt sich in ihrer Publikation „The Perks and Hazards of Data Sources on Academic Freedom: An Inventory” mit neuen Datenquellen zur Wissenschaftsfreiheit, insbesondere dem „Academic Freedom Index“, und der wachsenden Nachfrage nach qualitativen Fallstudien zur Situation der Wissenschaftsfreiheit in einzelnen Ländern auseinander. Ihre Publikation bietet eine Bestandsaufnahme der wichtigsten verfügbaren Datenquellen zum Stand der Wissenschaftsfreiheit.
Dr. Elizaveta Potapova beleuchtet in ihrem Artikel “Speaking Up at Work: Narrative Analysis of Academic Freedom in Russia” die Frage der Wissenschaftsfreiheit im heutigen Russland. Sie betrachtet Wissenschaftsfreiheit als Bestandteil der beruflichen Identität von akademischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich in einem System von Beziehungen zu Studierenden, Kolleginnen und Kollegen, der Universitätsverwaltung und dem Staat verorten.
Dr. Milica Popović untersucht in der Publikation “Changing Understandings of Academic Freedom in the World at a Time of Pandemic” die Entwicklungen des Verständnisses von Wissenschaftsfreiheit während der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021. Die Veröffentlichung bietet einen systematischen Einblick in neue, teilweise umstrittene Auffassungen von Wissenschaftsfreiheit und in Versuche, den Begriff neu zu konzipieren.
Akademische Grundwerte im Europäischen Hochschulraum
Akademische Grundwerte („fundamental academic values“) sind ein essenzieller Teil des Europäischen Hochschulraumes. Zu ihnen zählen Wissenschaftsfreiheit und Integrität, Hochschulautonomie, Beteiligung von Lehrenden und Studierenden an der Leitung von Hochschuleinrichtungen sowie gesellschaftliche Verantwortung der Hochschulbildung. Die Werte sollen von allen Mitgliedsstaaten gefördert werden. Die zuständigen Ministerinnen und Minister der Mitgliedsstaaten des Europäischen Hochschulraumes bekräftigten dies zuletzt auf der Bologna-Konferenz in Rom im November 2020.