Deutschland und Frankreich investieren gerade in der Krise verstärkt in Forschung und Innovation. Bundesforschungsministerin Annette Schavan und ihr französischer Amtskollege Laurent Wauquiez haben im Rahmen des 14. Deutsch-Französischen Ministerrats Maßnahmen zur Vertiefung der deutsch-französischen Zusammenarbeit in Forschung und Technologie beschlossen. Beide Seiten haben sich auf gemeinsame Initiativen verständigt, die in diesem Jahr im Rahmen eines deutsch-französischen Forschungsfonds mit insgesamt rund 27 Mio. € unterstützt werden.
"Forschung, Technologie und Innovation sind zentrale Wachstumsfaktoren für eine Volkswirtschaft. Vor dem Hintergrund der Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise sind Deutschland und Frankreich entschlossen, ihre Zusammenarbeit in diesen Bereichen signifikant auszubauen", sagten beide Minister in einer gemeinsamen Erklärung. Mit den getroffenen Vereinbarungen erhält die deutsch-französische Forschungskooperation eine neue Qualität. Auf Ebene der Ministerien, Forschungsorganisationen, Hochschulen und Unternehmen werden Kräfte gebündelt, um gemeinsam den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen.
Thematische Schwerpunkte des Maßnahmenplans sind Gesundheit, Biotechnologie, Umweltforschung, Geistes- und Sozialwissenschaften, sowie die strategisch wichtigen Bereiche nichtenergetische Rohstoffe und Höchstleistungsrechner beziehungsweise Grid Computing.
Im Bereich der Gesundheitsforschung wurden gemeinsame Initiativen auf den Gebieten Pneumologie, Patientenkohorten und Diabetesforschung beschlossen. Der Maßnahmenplan sieht zudem die Einrichtung eines Paris-Berlin-Centre of Public Health vor, das sich auf weltweit anerkannte Forschungseinrichtungen und Kliniken stützen wird.
Auf dem Gebiet der Pflanzenbiotechnologie und der industriellen Biotechnologie wird auf mehreren deutsch-französischen Initiativen aufgebaut, zum Beispiel im Rahmen der europäischen Phänotypisierungsplattform für Nutzpflanzen. Durch die Abstimmung der Instrumente und das Zusammenwirken von Partnern aus Wissenschaft und Industrie wird eine schlagkräftige Kooperation erreicht.
Gefördert werden auch zwei größere sozialwissenschaftliche Vorhaben. Das Gemeinschaftsprojekt "Saisir l'Europe" widmet sich den Schwerpunkten europäischer Sozialstaat, Nachhaltigkeit und urbane Konflikt- und Gewalträume. Außerdem wird das Institut des Sciences politiques de Paris mit dem Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in einem "gemischten internationalen Zentrum" in Paris zusammenarbeiten, das sich mit den sozialen Folgen der Unsicherheiten einer marktwirtschaftlichen Gesellschaft befasst.
Frankreich und Deutschland werden sich künftig bei Forschungsarbeiten zu Höchstleistungsrechnern und Grid Computing abstimmen. Das betrifft Hardware, Architekturen und Software, aber auch Projekte zu den Bedarfen der Nutzer. Der zweite strategisch wichtige Bereich sind nichtenergetische Rohstoffe. Deutschland und Frankreich streben im Rahmen der künftigen Europäischen Innovationspartnerschaft "Raw Materials" eine enge Zusammenarbeit an. Unter anderem werden sie eine Kooperation auf dem Gebiet neuer Aufbereitungs- und Gewinnungstechnologien (z.B. Biolaugung, Tiefseetechnik) aufbauen.