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Frankreich: Maßnahmen zur Förderung der Berufsausbildung

Die Debatte um die Berufsausbildung geht weiter. Die französische Regierung hat zusammen mit den Regionen und den Sozialpartnern ein Maßnahmenpaket verabschiedet. Der liberale Think Tank Institut Montaigne fordert in einer zeitgleich erschienenen Studie eine grundlegende Reform des französischen Ausbildungssystems nach deutschem Vorbild. Einigkeit besteht in der Annahme, dass die Berufsausbildung gefördert werden müsse, um die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Im Rahmen der Arbeitsmarktpolitik hat die französische Regierung in Zusammenarbeit mit den Regionen und den Sozialpartnern am 13. Mai 2015 einen Maßnahmenkatalog präsentiert, der die Berufsausbildung fördern soll. Die Zahl der Auszubildenden geht in Frankreich seit zwei Jahren kontinuierlich zurück, im ersten Trimester 2015 ist die Zahl der Auszubildenden im Vergleich zum Vorjahr um weitere 13 % gesunken. Um diesen Negativtrend zu stoppen und bis 2017 die Zahl der Auszubildenden von 400.000 (2014) auf 500.000 zu erhöhen, hat François Rebsamen, Minister für Arbeit, Ausbildung und sozialen Dialog, folgende Maßnahmen präsentiert:

  • Sehr kleine Unternehmen (weniger als 11 Beschäftigte), die einen minderjährigen Auszubildenden einstellen, bekommen im 1. Ausbildungsjahr vom Staat Mindestlohn und Sozialabgaben des Auszubildenden erstattet; Unternehmen mit unter 250 Beschäftigten werden für die Einstellung eines zusätzlichen Auszubildenden weiterhin subventioniert
  • „Erfolgreiche Ausbildung“: 100.000 Auszubildende aus benachteiligten Stadtvierteln bekommen besondere Unterstützung beim Beginn ihrer Ausbildung
  • Durch die Reform der Ausbildungssteuer stünden den Berufsschulen (centres de formation des apprentis) 2015 200 Millionen extra zur Verfügung
  • Im September 2015 wird der Staat 4.000 Auszubildende einstellen, 2014 waren es nur 700
  • Gérard Mestrallet, der Vorstandsvorsitzende des Energieversorgers ENGIE, wurde zum Nationalen Ausbildungsbotschafter ernannt und wird in dieser Funktion für die Berufsausbildung werben; Arbeitgeber sollen landesweit gezielt angesprochen werden, ab Herbst Auszubildende einzustellen

Anlässlich des Treffens des Premierministers Manuel Valls mit den Regionen und den Sozialpartnern am 12. Mai 2015, bei dem dieser Maßnahmenkatalog besprochen wurde, hat das Institut Montaigne das französische mit dem deutschem Ausbildungssystem verglichen. Die Autoren der Studie kritisieren insbesondere, dass in Frankreich die berufliche Ausbildung als unterste Stufe des Ausbildungssystems angesehen wird, während sie in Deutschland eine mittlere Qualifikationsstufe darstellt. In Frankreich stellten vor allem kleine und kleinste Unternehmen Auszubildende ein, in Deutschland praktizierten dies alle Unternehmen, auch die Konzerne, woraus sich interessante Berufsperspektiven ergäben. Zudem seien in Deutschland 331 Berufe nur durch eine Berufsausbildung erlernbar und die Arbeitsverträge mit im Schnitt drei Jahren doppelt so lang wie die französischen. Trotzdem gebe der französische Staat im Vergleich zu Deutschland das Dreifache pro Auszubildendem aus.

Um die Ausbildung attraktiver zu gestalten, schlägt das Institut Montaigne 15 Maßnahmen vor. Dazu gehört, dass vor allem die Regionen die Koordination aller Berufsschulen und der Ausbildungsfinanztöpfe übernehmen sollten, in Abstimmung mit den stärker einzubindenden Sozialpartnern. Auch sehen die Autoren eher das Bildungs- als das Arbeitsministerium in der Verantwortung. Bereits im Collège sollten ausbildungsvorbereitende Kurse und Schulpraktika angeboten werden. Der Unterricht für die Auszubildenden sollte nur noch von einer Struktur, den Berufsschulen (Centre de formation d'apprentis, CFA), statt auch noch von berufsbildenden Schulen (Lycées professionnels) angeboten werden. Während der Auszubildende im CFA Arbeitnehmer ist und die Hälfte der Zeit im Unternehmen arbeitet, bleiben die Jugendlichen in den berufsbildenden Schulen Schüler und absolvieren in Unternehmen Praktika. Insgesamt müssten die juristischen und administrativen Hürden, einen Auszubildenden einzustellen, abgebaut werden.

Quelle: gouvernement.fr, Institut Montaigne Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Berufs- und Weiterbildung

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