StartseiteLänderEuropaFrankreichFranzösische Universitäten engagieren sich für mehr Nachhaltigkeit auf dem eigenen Campus

Französische Universitäten engagieren sich für mehr Nachhaltigkeit auf dem eigenen Campus

Berichterstattung weltweit

Immer mehr Universitäten in Frankreich sanieren ihre Liegenschaften energetisch, installieren Solarpanel oder starten Projekte um jeden einzelnen Universitätsangehörigen zu umweltfreundlichem Handeln zu ermutigen.

Wie das Online-Magazin Educpros.fr berichtet, hätten seit 2015 – dem Jahr der Weltklimakonferenz (COP21) in Paris – etwa 20 der 68 französischen Universitäten umfangreiche Nachhaltigkeitsprojekte gestartet. So wird beispielsweise auf dem Campus der Universität Paris-Nanterre seit 2015 komplett auf Pestizide verzichtet. Es gibt zudem einen Gemüsegarten, Bienenstöcke und eine Schafherde trägt zur Grünflächenpflege bei. Im Februar wurde die Universität für diese Nachhaltigkeitspolitik vom Umweltministerium mit einem der „Preise für verantwortungsvolle Campusse“ (Trophées des campus responsables) ausgezeichnet. Und beim Neubau oder der Sanierung von Gebäuden wird an der Hochschule auf hohe Umwelt- und Energiestandards geachtet, die in Frankreich mit dem Label „Hohe Umweltqualität“ (HQE, Haute Qualité Environnementale) ausgewiesen werden.

Educpros.fr hebt weiterhin den Wettbewerb für Energiesparen in Gebäuden „Concours 2020“ hervor. Dieser wurde vom Französischen Institut für Gebäude-Leistungsfähigkeit Ifpeb (Institut français pour la performance du bâtiment) initiiert. Unter den über 240 teilnehmenden Gebäuden, die ein Jahr lang um die höchsten Energie-Einsparungen konkurrieren, seien auch einige Campus-Anlagen, zum Beispiel der Universität Lyon oder der Universität Bordeaux. In Bordeaux engagiert sich die Universität bereits seit 2008 für mehr Nachhaltigkeit und insbesondere für eine Verminderung der Treibhausgas-Emissionen und ein besseres Wassermanagement. Dazu tragen Wärmedämmung, Thermostat-Ventile, bioklimatische Fassaden und in Kürze 3.000 Quadratmeter Solarpanels bei. Die Universität hat die Kosten der Umbauten in Höhe von 300.000 Euro selbst finanziert und hofft auf jährlich drei Prozent weniger Energiekosten in den kommenden zehn Jahren. Dazu gehöre auch, alle Universitätsmitglieder einzubeziehen und jeden einzelnen zum Handeln zu ermutigen. „Es reicht nicht, mit dem Finger zu schnipsen um die Mentalität zu ändern. Das ist sogar das Schwierigste in der Umsetzung“, wird Thierry Decadt, Immobilienverantwortlicher der Universität, zitiert.

Von Seite des Gesetzgebers werden die Universitäten insbesondere durch zwei Gesetze zur Nachhaltigkeit verpflichtet: Seit einem entsprechenden Umwelt-Gesetz aus dem Jahr 2009 (Loi Grenelle 1) müssen sich die Hochschulen Nachhaltigkeitsziele geben. Allerdings gibt es bisher keine Sanktionen bei Nicht-Erfüllung. Im November 2018 hat das französische Parlament zudem ein Gesetz verabschiedet, dass bis 2030 alle Gewerbe- und Dienstleistungsgebäude zu 40 Prozent Energieeinsparung verpflichtet (Loi Elan). Darunter fallen auch die Universitäten. Ein Antrag mehrerer Abgeordneter der Partei von Staatspräsident Emmanuel Macron LREM (La République en marche), im aktuellen Staatshaushalt 300 Millionen Euro für die energetische Sanierung der Universitätsimmobilien bereitzustellen, wurde jedoch abgelehnt.

Laut einer Studie des Netzwerks der französischen Studierenden für nachhaltige Entwicklung Refedd (Réseau des étudiants français pour le développement durable) finden 55 Prozent der Studierenden, dass Nachhaltigkeit nicht genügend in den Lehrplan integriert ist und 64 Prozent vermissen das Thema hinsichtlich der Campus-Gestaltung. Die Tageszeitung Le Monde weist in diesem Zusammenhang darauf hin dass Nachhaltigkeit zudem für die Reputation der Hochschulen von Vorteil sei, schließlich wollten 80 Prozent der jungen Menschen das Thema ökologischer Wandel in ihren Beruf einzubringen. Das schlägt sich auch in einem wachsenden Angebot von Studiengängen verschiedenster Fachrichtungen (Rechtswissenschaften, Wirtschaft, Finanzen, Informatik …) mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit nieder.

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Quelle: Educpros.fr Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Bildung und Hochschulen Umwelt u. Nachhaltigkeit

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