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Französischer Rechnungshof kritisiert Universität Paris-Saclay

Berichterstattung weltweit

Der französische Rechnungshof sieht das Projekt einer integrierten Volluniversität von Weltrang an einem „toten Punkt“ und empfiehlt der Regierung, zügig Maßnahmen zu ergreifen. 5,3 Milliarden Euro öffentlicher Gelder sind bisher in das Prestigevorhaben geflossen.

Mit der Universität Paris-Saclay sollen im Südwesten von Paris 18 Hochschul- und Forschungseinrichtungen zu einer Volluniversität von Weltrang zusammen wachsen. Der Standort ist seit Langem für seine Ansiedlung von öffentlichen und privatwirtschaftlichen Forschungs- und Hochschuleinrichtungen bekannt. Unter anderem haben dort die Behörde für Atom und erneuerbare Energien CEA (Commissariat à l'énergie atomique et aux énergies alternatives), die traditionsreichen Hochschulen École Polytechnique oder HEC, die Universität Paris-Sud (Paris 11) und Labore des Nationalen Zentrums für Wissenschaftliche Forschung CNRS (Centre national de la recherche scientifique) ihren Sitz. Der bisher existierende Verbund Universität Paris-Saclay bündelt die Master- und Promotionsprogramme der Mitgliedseinrichtungen.

Seit 2010 sind 5,3 Milliarden Euro staatliche Gelder in das Projekt geflossen, um Saclay zu einem „französischen MIT“ zu machen, wie der ehemalige Staatspräsident Nicolas Sarkozy den Anspruch einst formulierte. 700 Millionen Euro wurden für Forschungseinrichtungen ausgegeben, 2,6 Milliarden Euro für Bau- und Konstruktionsarbeiten sowie zwei Milliarden Euro für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.

Laut dem nun veröffentlichen Bericht des Rechnungshofs fehlt es der Universität Paris-Saclay jedoch in jeder Hinsicht an Strategie und stringenter Steuerung. Das Projekt einer großen Universität mit internationaler Ausstrahlung sei „an einem toten Punkt“ und es bestehe das Risiko, dass die Investitionen lediglich zu einer Annäherung der verschiedenen Einrichtungen ohne Kohärenz und internationale Sichtbarkeit führen. Das Problem liegt laut Rechnungshof sowie Medienberichten insbesondere in den gegensätzlichen Haltungen der beteiligten nationalen Ministerien begründet. So unterstützt das Bildungsministerium den Plan einer integrierten Volluniversität aller Einrichtungen. Die Universität Paris-Sud, die Hochschulen CentraleSupélec und Ensae ParisTech, die Grande École ENS Cachan sowie die Forschungseinrichtungen CEA, CNRS und das Nationale Institut für Agrarforschung INRA (Institut national de la recherche agronomique) stehen für dieses Vorhaben. Das Verteidigungsministerium jedoch, dem die École Polytechnique sowie die ENSTA ParisTech unterstehen, will lediglich einen Verbund, keine Fusion. Oder wie es der Präsident der École Polytechnique, Jacques Biot, ausdrückt: Saclay solle eher wie das Silicon Valley werden und weniger wie das MIT, eine zentrale Steuerung sei nicht nötig.

Bereits 2015 hatte das Verteidigungsministerium zusammen mit dem Wirtschaftsministerium, dem ebenfalls zwei Hochschulen des Standorts unterstehen, die Schaffung eines eigenen Exzellenzclusters der in Saclay ansässigen Ingenieurhochschulen erwogen. Der Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian hatte der École Polytechnique weiterhin jährlich 60 Millionen Euro für die Entwicklung der eigenen Marke bewilligt. Und die Universität Paris-Sud drohte im Herbst 2016 aufgrund dieser und anderer Alleingänge der Grandes Écoles mit ihrem Rückzug aus dem Projekt.

Der Rechnungshof empfiehlt der Regierung nun, schnellstmöglich eine pragmatische Lösung für das Problem zu finden, gegebenenfalls auch mit einem „Ad-hoc-Gesetz“. Der Präsident der Universität Paris-Saclay, Gilles Bloch, sieht die Lage weniger verfahren, erkennt aber an, dass die École Polytechnique und die ENSTA auf Weisung ihres Ministeriums das aktuelle Vorhaben blockieren. Bereits im Dezember hatte der Premierminister einen neuen Fahrplan für Paris-Saclay bestätigt, der vorsieht, dass künftig zwei verschiedene Integrationsniveaus möglich sind. Wie der Staatssekretär für Hochschulen und Forschung, Thierry Mandon, bestätigte, habe man dieses Modell vorgeschlagen, damit das Projekt voran gehe. Die dem Verteidigungsministerium unterstehenden Hochschulen würden momentan daran nicht teilnehmen, die Tür bleibe aber offen.

Die institutionelle Frage betrifft auch und insbesondere die Förderung der Universität Paris-Saclay im Rahmen der französischen Exzellenzinitiative. Der Verbund erhält seit 2012 jährlich etwa 30 Millionen Euro aus dem staatlichen Fördertopf. Im April 2016 kritisierte die internationale Jury, die die geförderten Einrichtungen im Hinblick einer Verstetigung evaluierte, dessen mangelnde Kohärenz. Paris-Saclay muss sich nun im Herbst erneut der Jury stellen und riskiert, das Exzellenz-Label zu verlieren.

Quelle: Le Monde, Nature Redaktion: von Kathleen Schlütter Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Bildung und Hochschulen Förderung Infrastruktur

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