StartseiteLänderEuropaFrankreichKünstliche Intelligenz: Frankreich startet Strategie-Entwicklung

Künstliche Intelligenz: Frankreich startet Strategie-Entwicklung

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Der Fields-Medaillen-Träger Cédric Villani soll bis Ende des Jahres im Auftrag der Regierung eine Strategie zum Umgang mit künstlicher Intelligenz vorlegen.

Frankreich will in den nächsten drei Monaten eine eigene Strategie zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) entwickeln. Premierminister Edouard Philippe beauftragte den Staatssekretär für Digitales Mounir Mahjoubi mit einer entsprechenden Studie, der wiederum den Mathematiker Cédric Villani für die Umsetzung auswählte. Villani erhielt 2010 die Fields-Medaille, die höchste Auszeichnung in der Mathematik, ist Parlamentsabgeordneter der Partei von Staatspräsident Emmanuel Macron „La République en Marche“ und leitet das Parlamentarische Büro für Wissenschafts- und Technikfolgenabschätzung OPECST (Office parlementaire d’évaluation des choix scientifiques et technologiques). Der Professor für Mathematik (Université Claude Bernard Lyon 1) war bis zu seiner Wahl Direktor des renommierten Institut Henri-Poincaré sowie wissenschaftlicher Berater für Big Data bei der Boston Consulting Group (BCG).

Am 8. September 2017 fasste Philippe anlässlich des Starts der KI-Mission („#missionIA“) die Herausforderungen und Chancen für Frankreich in diesem Bereich zusammen. So könne das Wirtschaftswachstum von KI in der nahen Zukunft fünf bis zehn Milliarden Euro betragen. Gleichzeitig müssten die Transformation des Arbeitsmarktes und damit zusammenhängende soziale Fragen beachtet werden, ebenso wie Fragen der Sicherheit, der Souveränität und der Ethik. Frankreich habe aber auch viele Stärken: „Nur wenige Länder in Europa vereinen so viele unterschiedliche und komplementäre Elemente, die allesamt Schlüsselfaktoren für den Erfolg im Universum der künstlichen Intelligenz sind“, so Philippe. Genauer sieht er fünf große Vorteile:

  • Über 270 Startups, die in diesem Bereich spezialisiert sind
  • Herausragende Forschung und Lehre insbesondere in Mathematik
  • Sehr gute Datenbanken in Schlüsselbereichen wie Gesundheit oder Energie
  • Große Dienstleistungsunternehmen und Agenturen, die in die Digitalisierung investieren und sie bei ihren Kunden fördern
  • Industriekonzerne wie zum Beispiel Thalès, Airbus, Axa oder Sanofi, die bereits mit KI arbeiten

Villani soll sich in seiner Untersuchung den zentralen Fragen des KI-Themas widmen: Welche öffentlichen Weichen müssen gestellt werden? Wo besitzt Frankreich im Bereich Forschung einen Vorsprung und sollte dieser ausgebaut werden? Welche Anwendungen sollten bevorzugt entwickelt werden? Wie kann der Braindrain in diesem Bereich verhindert werden und wie kommen internationale Experten nach Frankreich? Wie integriert die öffentliche Hand die neuen Rahmenbedingungen? Es soll darüber hinaus auch geklärt werden, ob eine landesweite Debatte zu diesem Thema notwendig ist.

Bereits unter dem letzten Staatspräsidenten François Hollande hatte im März 2017 eine Arbeitsgruppe 50 Empfehlungen für den Umgang mit dem Thema KI erarbeitet („France IA“). Diese sollen in die neue Strategie einfließen. Hollande hatte hierbei KI-Projektausschreibungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro in den kommenden zehn Jahren angekündigt. Ob diese Summe angemessen ist, soll Villanis Bericht Ende des Jahres klären.

Zum Nachlesen:

Quelle: Usine Digitale Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Information u. Kommunikation Strategie und Rahmenbedingungen Grundlagenforschung

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